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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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als er sein Pult erreicht. »Bücher verbrennen war gestern, Ollie«, sagt er gedehnt, während seine Hand auf einem riesigen Exemplar von Die Enden der Parabel ruht, dessen Eselsohren kaum zu zählen sind. »Heute geht es darum, eure Fantasie zu entzünden.«
    Er will also wirklich neue Tiefen der Lahmarschigkeit ausloten?
    Woher diese neue Zuversicht? Hat er etwa im Lotto gewonnen? Wurde er hypnotisiert? Verleiht ihm die
körperliche Nähe zu einem echten Meisterwerk neue Kraft?
    Die Antwort kommt aus meinem Kopfhörer. Ich lausche einem Gespräch, das vor einer halben Stunde im Lehrerzimmer geführt wurde.
    (Geräusche faulenzender Lehrer.)
    (Jemand schlürft Kaffee und blättert in einem Buch.)
    Sokolov (betritt den Raum, murmelt in sich hinein): »Kleine Hohlköpfe … Ratten … Kretins …«
    Moorhead : »Hi, Lucy.«
    Sokolov (gereizt): »Hi …«
    Moorhead : »Wie geht’s? Ich sitze hier gerade … und lese.«
    Sokolov : »Hab ich schon gesehen … (zieht hörbar die Luft ein vor Erstaunen ) Magst du etwa Pynchon?«
    Moorhead : »Weiß nicht, ich hatte ihn immer für einen Pinscher gehalten.«
    An dieser Stelle sollten wir einen Moment innehalten, um Mr. Moorhead ein dreifaches Bravo zuzurufen.
    Bravo! Bravo! Bravo!
    Pynchon - Pinscher: Wow, was für ein hintersinniges, geistreiches und doppelbödiges Wortspiel! Ein erlesenes Bonmot, das selbst Vladimir Nabokov und Thomas Pynchon zur Ehre gereicht hätte.
    Doch kehren wir nun zu der Konversation zurück, nachdem das Kichern der Gesprächsteilnehmer endlich verklungen ist.
    Sokolov : »Wie lustig.«
    Moorhead : »Das, äh … ist mir einfach so eingefallen, Pynchon - Pinscher, ich weiß auch nicht.«
    (Erneutes Kichern)
    Moorhead : »Wie wär’s … mit einer Tasse Kaffee?«

    Sokolov : »Ach, warum eigentlich nicht. Wenn er koffeinfrei ist.«
    Und das, liebe Freunde, erklärt das strahlende Lächeln in Mr. Moorheads Gesicht.
    Steht er schon am Elfmeterpunkt? Nein. Hat er überhaupt schon das Stadion betreten? Keineswegs. Aber hat er sich eine Karte für das Spiel besorgt? Da könnt ihr drauf wetten!
    Auf einer Wolke aus Liebe schwebt er durch die Klasse. Es ist faszinierend - der liebestrunkene Moorhead ist ein noch schlechterer Lehrer als der normale Moorhead. Er nimmt keine Notiz von Jack Chapman, der Shirelle Bunting einen Zettel rüberschiebt. Er hat keine Augen für Polly Quattlebaum, die in einem lächerlichen Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erregen, eine eigene riesige Ausgabe von Die Enden der Parabel dabeihat. Alles, was er durch seine rosarote Brille sieht, ist die romantische Zukunft mit einer Frau, die ihn zugrunde richten würde, bekäme sie je die Gelegenheit dazu.
    Das muss gefeiert werden. Ich werde ihm ein Geschenk zukommen lassen. »Ein Dutzend rote Zigaretten mit Schleife drum rum. Aufschrift: GUT GEMACHT, SIR«, murmle ich, während mein stämmiger und zunehmend kahlköpfiger Romeo mit geschwellter Brust durch die Klasse stolziert.
    Sie werden so schnell groß.

Kapitel 31
    Nur eine weitere Schülerversammlung
    Wollt ihr einen Getreidehalm zum Wachsen bringen, müsst ihr ihn in die Erde einpflanzen.
    Wollt ihr ein Gerücht zum Wachsen bringen, pflanzt ihr es in eine Menschenmenge.
    Gerüchte gedeihen am besten in Menschenmengen. All diese zusammengepferchten Leute. All diese Zungen, die unbedingt sabbeln müssen. All diese Ohren, die unbedingt hören müssen. Das Einzige, was diese Zungen davon abhalten könnte, jede idiotische Story, die ihre Ohren aufschnappen, zu wiederholen, sind ein Haufen von Erbsenhirnen. Und diese Erbsenhirne glauben einfach alles.
    Das hier ist wirklich eine große Menschenmenge. Zumindest ist sie so groß, wie sie an der Gale Sayers Middle School nur sein kann. Alle Schüler der sechsten, siebten und achten Jahrgangsstufe sind hier versammelt - obwohl die Achtklässler nächstes Jahr auf die Highschool wechseln und an den Wahlen nicht mehr teilnehmen. Außerdem haben sie die Fünftklässler der drei Elementary Schools, die später auf unsere Schule wechseln, hierhergekarrt, obwohl sie ebenfalls
nicht wählen dürfen. Wahrscheinlich sollen sie einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie wichtig so eine Schülerregierung ist. Samt all den Lehrern all dieser Schüler. Sowie ein Haufen Eltern. Berichterstatter. Schaulustige. Polizisten.
    So viele Leute sind gekommen, dass Direktor Pinckney sich gezwungen sah, die Versammlung auf dem Parkplatz abzuhalten, weil die Aula einfach nicht ausgereicht hätte. Wie

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