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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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Langeweile. Als er Mischa kommen sah, drückte er seine Zigarette aus und schnippte sie in den Mülleimer. Jörg grinste. Mischa hatte die Hände in den Taschen vergraben und die eng anliegende Strickmütze tief über die Ohren gezogen. Das kam für ihn nicht in Frage. Lieber lausig frieren als die Frisur einbüßen. Idiotisch, aber er stand dazu. So war er eben.
    Sie begrüßten einander mit Handschlag, durchquerten den Hof und betraten gemeinsam den schummrigen Gastraum des »Klaane Sachsenhäusers«. Ein Blick in die Speisekarte erübrigte sich für Jörg. Auch wenn es dort eine große Auswahl moderner und internationaler Gerichte gab. In der Luft hing der schwere, unverwechselbare Geruch von Sauerkraut. Auf einer Tafel neben dem Ausschank, mit Kreide notiert, diverse fleischliche Zugaben. Üppig und deftig. Jörg inhalierte mit erhobenem Kopf und fächelte sich demonstrativ den Duft zu.
    »Mann, das riecht nach Zuhause! Willst du auch was essen?«
    »Nein, hab keinen Hunger.«
    Sie rutschten auf zwei gegenüberliegende Holzbänke. Der lange Tisch war bereits mit einer Gruppe Würfelspieler besetzt.
    »Wer braucht denn Hunger, um zu essen? Du brauchst doch auch nicht zu heiraten, wenn du … Hallo, schöne Frau«, unterbrach er seinen Satz.
    »Was kann ich euch zwei beiden denn bringen?« Melodisch begleitete die Stimme der Kellnerin das Klappern der Gläser auf dem vollen Tablett, das sie beiläufig auf ihrer Hüfte abstützte. Jörg bestellte Rippchen mit Kraut und Brot, dazu Apfelwein für beide. Sauer gespritzt.
    »So ist’s recht! Wie es sich gehört, Schnuckelchen!« Sie kniff ihn freundlich in die Wange, ehe sie davonwogte.
    »Ist das nicht ein Prachthintern?«
    Genießerisch folgten Jörgs Augen der Frau. Sie mochte ein paar Jahre älter sein als er, brachte annähernd zweihundert Pfund auf die Waage, vorn wie hinten gut verteilt, hatte lange dunkle Locken und ein ansteckendes Lachen, das sie großzügig an alle Gäste verschenkte. Mischa amüsierte sich.
    »Du bist echt unglaublich. Machst du eigentlich jede Frau an, die deinen Weg kreuzt?«
    »So ist es. Und der Erfolg gib mir recht.«
    Er fand das völlig normal, schließlich war er ein Mann und die Frauen liebten ihn, so, wie er war.
    Als das Essen nach kürzester Zeit dampfend auf dem Tisch stand, beendeten sie das belanglose Vorgeplänkel.
    »Also schieß los, hast du schon was rausgefunden, Mischa?« Ein großes Stück Fleisch verschwand in Jörgs Mund.
    »Sein Name war Gernot Diefenbach. Die Eltern sind bereits gestorben. Aber seine damalige Freundin, Linda Suttor, wohnt noch in Praunheim.«
    »Nicht schlecht. Wie kommt es, dass ich nichts finden konnte, obwohl ich höchstpersönlich im Zeitungsarchiv war, auf Knien durch den muffigen Keller gerutscht bin und uraltes Papier durchstöbert habe?«
    »Weil es eben doch im Winter war. Am zwanzigsten Dezember. Stockmann hat versucht, mich zu verarschen.«
    »Und jetzt?« Jörg türmte eine Portion Sauerkraut auf die Brotscheibe und balancierte beides zum Mund.
    »Wir könnten die Frau mal fragen, was sie zu der Mordtheorie zu sagen hat. Selbstmord hat sie damals kategorisch ausgeschlossen.«
    »Das mache ich. Ich behaupte einfach, ich plane eine Zeitungsserie über ungeklärte Mordfälle in Frankfurt. Passt auch wunderbar mit dem Mord letzte Woche zusammen. Gleicher Ort. Eigentlich ein Wunder, dass das noch niemandem aufgefallen ist …«
    »Mir schon«, warf Mischa ein, während Jörg konzentriert ein großes Stück Fleisch vom Knochen säbelte.
    »Sag mal, nebenbei, spricht was dagegen, wenn ich das tatsächlich verwende? Schließlich habe ich einen Beruf, der von solchen Spekulationen lebt, solange keine Fakten vorliegen. Also nicht den Mord damals, sondern den aktuellen. Den könnte ich mit Stockmann in Verbindung bringen. Mal sehen, was dem Großmaul dazu einfällt.«
    »Von mir aus jederzeit. Aber kriegst du da nicht Ärger mit Alexandra? Denn …«, Mischa verstummte kurz. »Hör zu, du musst klarstellen, dass es keine Beweise gegen ihn gibt, verstanden? Der Eiserne Steg wird im Buch nicht erwähnt. Sonst kriegst du garantiert Ärger, nicht nur mit Alexandra. Verleumdungsklage oder so.«
    »Pff, damit muss man leben. Wäre nicht die erste.« Jörg kippte den letzten Schluck Apfelwein hinunter und stieß erst einen kleinen Rülpser, dann einen wohligen Seufzer aus. »Hauptsache, dem Stockmann ans Bein gepisst, der Rest findet sich.«
    Er gab sich betont lässig, was diesen Mann betraf. Obwohl

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