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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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auf den Rücken und breitete die Zeitung auf der Arbeitsfläche in der Küche aus. Hinsetzen kam jetzt nicht in Frage. »Kehrt der Mörder vom Eisernen Steg zurück?«
    Der Inhalt des Artikels machte sie sprachlos. Jörg bezog sich darin auf den Brückenmord in Stockmanns Roman und den aktuellen Fall. Wieso verknüpfte er die beiden Morde? Der Eiserne Steg wurde im Buch nicht erwähnt. Und sie hatte ihm nichts gesagt. Nichts!
    Beunruhigt überflog sie die Zeilen erneut. Nein. Kein Hinweis auf sie oder auf den Pullover. Es musste Zufall sein. Genau besehen war es eine völlig aus der Luft gegriffene Geschichte. Wenn man die aktuellen Ermittlungen nicht kannte. So wie sie. Und Jörg kannte sie nicht. Oder doch?
    Der zweite Bericht zitierte Tobias selbst. Sammelte seine doppeldeutigen Aussagen und Andeutungen zu einer zweifelhaften Collage, spannte wieder den Bogen zu historischen Bluttaten.
    »Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Stockmann auch zu dir!«
    Sie knüllte die Zeitungen zusammen und feuerte sie gegen die Wand, kaute auf ihrer Lippe, bis sie gefühllos wurde, dann sammelte sie die Seiten auf und griff zum Telefon.
    »Du musst aufhören, mit der Presse zu spielen«, schleuderte sie Tobias statt einer Begrüßung entgegen.
    »Guten Morgen, mein Engel.«
    Sie spürte Tobias’ Lächeln am anderen Ende der Leitung.
    »Merkst du nicht, wie sie dich für ihre Zwecke instrumentalisieren? Du bist schon wieder die Titelstory. Aber willst du das wirklich, auf einer Stufe mit bestialischen Verbrechern stehen?«
    »Wo ist das Problem? Ich kenne mich, ich kenne die Wahrheit. Lass sie doch schreiben, was sie wollen!«
    Sein kehliges Lachen konnte ihren Verdruss diesmal nicht verscheuchen.
    »Nein. Falls du es noch nicht bemerkt hast, sie schreiben auch über mich.«
    »Gefällt dir das nicht?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich will nicht Spießruten laufen müssen, sobald ich aus dem Haus gehe.«
    »Alexandra, liebe wundervolle Alexandra, die Presse liebt mich – und dich auch. Aber ich bin es, der sie manipuliert, und nicht umgekehrt. Sie tun mir einen Gefallen. Was glaubst du, wie viele Kleingeister und Ignoranten genau jetzt in die nächste Buchhandlung rennen und mein Buch kaufen? Das Skandalbuch. Das Mörderbuch. Vielleicht von einem echten Mörder geschrieben! Wie aufregend. Und die Damen unter den abgehetzten Lesern werden dich beneiden.«
    »Ich will nicht beneidet werden. Ich will meine Ruhe und meine Privatsphäre und …«
    »Und mich? Sag, dass du mich willst, liebste Alexandra. Mich, den gefährlichen Mörder. Sag, dass du mich trotzdem immer noch willst!«
    * * *
     
    Am späten Nachmittag klingelte das Telefon auf Conrad Neumaiers Schreibtisch. Vor ihm türmten sich stapelweise Papiere. Fallakten, Urlaubsanträge, Krankmeldungen. Bis zum Wochenende musste er unbedingt Ordnung in das Durcheinander bringen. Er kippte den letzten Schluck seines kalten, zu stark gesüßten Kaffees hinunter. Manchmal hasste er den Job mehr als er ihn liebte. Den größten Teil seiner Zeit verbrachte er mit Schreibkram, Warterei und sinnlosen Telefonaten. Der Apparat vor ihm klingelte immer noch. Widerwillig griff er zum Hörer, ohne auf die Nummer im Display zu achten.
    »Kriminalkommissariat 11, Neumaier«, raunzte er.
    »Du musst nach Hause kommen, sofort!«
    Irenes Stimme klang schrill und versetzte ihn umgehend in höchste Alarmbereitschaft.
    »Und sag jetzt nicht, dass das nicht geht, dass du noch arbeiten musst!«
    »Was ist denn los?«
    »Das will ich verdammt noch mal von dir wissen!«, zischte sie. »Es geht um Sabrina – fällt dir zu unserer Tochter etwas ein, was du mir erklären möchtest?«
    Einen Moment lang schwieg er und grübelte. Er hatte keine Ahnung, worauf sie anspielte. Der letzte Streit mit seiner Tochter lag bereits einige Wochen zurück. Er war sich keiner Schuld bewusst, was seine Situation nicht vereinfachte. Irene neigte normalerweise nicht zur Hysterie. Unschlüssig räusperte er sich.
    »Soll ich mir das Fräulein mal vorknöpfen?«
    »Genau darum geht es. Mit deiner Einmischung hast du alles nur noch schlimmer gemacht!«
    »Moment Mal: Erstens bin ich ihr Vater, da muss ich mich gelegentlich einmischen, und zweitens weiß ich immer noch nicht, wovon du gerade sprichst!«
    »Sie ist abgehauen, Conrad, davon spreche ich. Und zwar deinetwegen. Und wenn du mehr als nur gelegentlich ein Vater wärst – und auch mein Mann – dann wäre das nicht passiert!«
    Er brauchte einige Augenblicke,

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