»Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!«: Deutsche Dialoge mitgehört (German Edition)
Nachmittag kam irgendwas mit Black Beauty, da hab ich fast angefangen zu heulen, als das Scheißpferd gestorben ist.
Mann mit Wein: Black Beauty?
Mann mit Bier: Du weißt schon, dieser Kinderfilm. Zeichentrick, und am Ende stirbt der Gaul. Total bescheuert, aber ich fang an zu heulen. Hab wegschalten müssen! Ich glaub, ich geh nach Amerika.
6. Verkaufstalente:
Von den Fuggern bis Aale-Dieter
»Der Kaufmann hat in der ganzen Welt dieselbe Religion.« (Heinrich Heine)
»Wer ist ein guter Verkäufer? Einer, der den Papst davon überzeugt, sich ein Doppelbett zu kaufen.« (Matthias Beltz)
Eigentlich können wir es. Die Hanse hat es gezeigt: Städte wie Hamburg, Lübeck oder Bremen brachten es zu Global Playern des Mittelalters. Und Siemens, VW und Beiersdorf verkaufen heute ICEs, Audis und Nivea in den letzten Winkel unseres Planeten und machen uns zum Exportvizeweltmeister, geschlagen nur vom zehnmal so großen China.
Aber das scheint alles in einem Paralleluniversum stattzufinden. Denn an den Verkaufstheken, an denen wir Schlange stehen, läuft das alles ganz anders. Da kommt es einem Wunder gleich, dass am Ende überhaupt etwas verkauft wird. Da treffen zwei Parteien aufeinander, gegen die Indien und Pakistan wie einträchtige Schwestern wirken.
Denn Deutschland war während des größten Teils seiner Geschichte ein armes Land, rückständig, ländlich und zersplittert. Reiche, so erzählen es unsere Volksmärchen, haben kein Herz, und Geld macht unglücklich. Und diese Mentalität ist uns geblieben. Kommerz ist ein Schimpfwort. Wer etwas verkauft, macht sich verdächtig. Wer für etwas wirbt, will manipulieren. Und das freundliche Verkäuferlächeln ist oberflächlich, unecht, amerikanisch. Deshalb begegnen wir jeder Verkaufssituation mit Misstrauen. Um keinen Preis wollen wir uns übers Ohr hauen lassen oder etwas kaufen, was die Stiftung Warentest nicht empfohlen hat. Einzige Ausnahme: sonntagmorgens um fünf auf dem Hamburger Fischmarkt bei Aale-Dieter, mit vier Promille von der durchsoffenen Nacht im Blut.
Auf der anderen Seite steht der Verkäufer. Auch er hat ein Problem. Der Kunde möchte nämlich nur ein einziges Brötchen für dreißig Cent. Aber damit lässt sich keine Raummiete verdienen. Also versucht er, ihm das Tomate-Gurken-Sprossen-Frischkäse-Ciabatta für 3,90 € anzudrehen, zusammen mit dem XXL-Caramel-Flavour-Macchiato für 5,10 €. So wird die Theke zum Boxring: Grundmisstrauischer Kunde trifft vertriebsgeschulten Verkäufer. Der Kunde hält beide Fäuste zur Deckung nach oben. Der Verkäufer teilt freundliche Schläge aus. Und weit und breit kein Schiedsrichter.
Normal oder bio
Frau (etwa 60 Jahre alt) und türkischer Gemüsehändler
(etwa 40 Jahre alt) stehen draußen vor dem Geschäft
am Gemüseregal.
Frau: Guten Tag, ich hab da mal eine Frage zu den Kürbissen: Sind das normale oder sind die bio?
Gemüsehändler: Die sind bio.
Frau: Ich habe nämlich ein kleines Enkelkind von sieben Monaten, und da hab ich meiner Schwiegertochter versprochen, eine gesunde Kürbissuppe zu kochen. Die Gläschen von Hipp sind auch nicht schlecht, aber frisch gekocht ist natürlich immer das Beste.
Gemüsehändler: Ja, das stimmt.
Frau: Wissen Sie was? Ich nehme gleich zwei Kürbisse, dann mach ich nämlich zwei Suppen. Eine für die Kleine und eine für uns Erwachsene. Für uns würze ich die schön mit Ingwer. Haben Sie auch Ingwer?
Gemüsehändler: Ja, habe ich Ingwer drinnen, neben der Tür.
Frau: Und die Kürbisse, die sind garantiert bio, oder? Ich möchte meinem Enkelkind nichts Ungesundes kochen. Man muss ja wirklich aufpassen, heutzutage. Die Kinder bekommen ja alle gleich Allergien oder Neurodermitis und sonst was für Sachen. Die Kürbisse hier haben auch keine Gene oder so, nicht wahr?
Gemüsehändler: Nein, alles gute Ware, alles bio, keine Gene.
Frau: Da bin ich beruhigt, dann nehme ich diese beiden!
Der Zugereiste
In einer Kölschkneipe.
Gast: Haben Sie Tomatensaft mit Tabasco?
Ober: Wir haben Kölsch.
Gast: Und was sonst?
Ober: Wasser.
Gast: Mineralwasser?
Ober: Ja.
Gast: Welche Marke?
Der Ober dreht sich um und geht.
Kundenbindung
Bahnhofsbäckerei. Verkäuferin (etwa 20 Jahre alt)
und Kunde (etwa 50 Jahre alt).
Verkäuferin: Hallo, was darf es bei Ihnen sein?
Kunde: Ich hätte gern ein normales Brötchen.
Verkäuferin: Mit Gouda?
Kunde: Nein, einfach nur ein normales Brötchen.
Verkäuferin: Ach so, zum Hieressen oder zum Mitnehmen?
Kunde: Zum
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