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Ich bin eine Nomadin

Ich bin eine Nomadin

Titel: Ich bin eine Nomadin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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Billiges; das wäre ordinär.
    Also fuhr uns dieser gute Mann von einem Geschäft zum nächsten, und irgendwann entschieden wir uns für ein Musterstück Teppichboden in Schwarz, Rosa und Purpur. Der Verkäufer sagte, er koste hundertzehn Gulden pro Quadratmeter.
    Wir waren begeistert. »Ja«, sagten wir unisono. »Genau den wollen wir, genau den.«
    Unser holländischer Freund konnte nur noch ungläubig den Kopf schütteln. Sein Gesichtsausdruck war wie eingefroren.
    Wir verliebten uns auch in eine Tapete – weiß mit einem Muster. Eigentlich brauchten wir sie nicht – die Wände in unserer Wohnung sahen gar nicht so schlecht aus –, aber mich faszinierte die Idee der Tapete einfach. Früher hatten wir unsere Schulbücher mit Tapetenresten eingebunden. Tapete war etwas Erwachsenes, Reiches.
    Der Verkäufer, der unsere Bankkarte entgegennahm, war glücklich. Er sagte, es müsse jemand zu Hause sein, wenn der Teppich angeliefert werde; sie würden den alten Bodenbelag entfernen und den neuen Teppich auslegen. Wir luden die Tapetenrollen ins Auto. Vier Tage brauchten wir zusammen mit unserem holländischen Freund dazu, die alte Tapete abzuziehen und Wohnzimmer, Diele und unsere beiden Schlafzimmer zu tapezieren. Und eine Woche später kam unser neuer Teppichboden.
    Und dann kam die Überraschung: Von unserem Kredit über fünftausend Gulden waren nur noch vierhundert übrig. Mit anderen Worten: Wir hatten einen Teppich, Tapeten und sonst nichts. Keine Vorhänge, keine Sitzgelegenheiten, keine Betten, kein Geschirr.
    Zuerst waren Yasmin und ich einfach sprachlos.
    Das Geld war hier nichts wert. Der ganze Kredit nur für einen Teppich? Schnell beschlossen wir, das müsse Gottes Wille sein. Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen: Allah hatte es so gewollt.
    Und der Teppich war zugeschnitten und verklebt. Wir hatten keine andere Wahl – wir mussten zahlen.

    Eine Woche später besuchte uns Gerda, die ehrenamtlich Holländisch als Fremdsprache unterrichtete. Noch auf der Schwelle rief sie: »Oh, ihr habt aber einen schönen Teppich!« Ihr Gesichtsausdruck sagte allerdings etwas ganz anderes. Blankes Entsetzen war darin zu lesen.
    Wir baten sie herein und luden sie ein, sich mit uns auf den Boden zu setzen. Liebevoll tätschelten wir unseren Teppich.
    »Wie seid ihr zu diesem … ähm … Teppich gekommen?«, fragte sie.
    »Sie haben ihn gebracht«, erklärte ich.
    »Wer sind ›sie‹?«
    »Die Leute vom Geschäft.«
    »Und wer hat die Farben ausgesucht?«, wollte sie wissen. »Wenn ihr wollt, helfe ich euch, ihn zurückzugeben.«
    »Aber wir wollen ihn behalten«, erwiderte ich.
    Ihr Vater klingelte. Gerda hatte ihn gebeten, uns bei den Anmeldeformalitäten in Ede zu helfen. Er war im Ruhestand, und sie hatte uns versichert, er werde es gern tun.
    »Was für ein fröhlicher Teppich«, sagte er beim Eintreten. »War er schon in der Wohnung? Wenn Sie wollen, kann ich ihn rausmachen lassen, ich kann ein paar junge Männer bitten, dass sie sich drum kümmern.«
    »Oh, nein«, antwortete ich, »der Teppich ist neu, er gehört uns, wir wollen ihn.«
    Wir zeigten ihrem Vater unsere Buchhaltung, die wir in Umschlägen in einer Plastiktüte sammelten. Er brachte zwei große Aktenordner und einen Locher zum Vorschein und führte uns vor, wie man damit Löcher stanzt und wie wir unsere Papiere ablegen sollten. Ich hatte in Kenia eine Sekretärinnenschule besucht und verstand, was er uns beibringen wollte, obwohl ich kaum praktische Erfahrung mit der Ablage hatte.
    Als Nächstes warf er einen Blick auf die Quittungen. Er sah die Rechnung für den Teppich und rief laut: »Das ist fast Ihr gesamter Kredit, da bleiben ja nur vierhundert Gulden übrig!« Er war sichtlich aufgebracht. »Da ist etwas falsch gelaufen!«, sagte er. »Ein Skandal. Die Verkäufer haben Sie übers Ohr gehauen. Ich werde denen einen gepfefferten Brief schreiben, dass so etwas unanständig ist und einfach nicht vorkommen darf. Wir müssen den Kauf rückgängig machen.«
    Ich war sprachlos. Yasmin dachte, sie könnte die Situation mit einem Berg Keksen und viel Tee retten.
    »Ähmmmm«, stammelte ich. »Äh, na ja, also, wir mögen den Teppich.«
    »Aber jetzt haben Sie nichts sonst«, sagte er.
    »Noch etwas Tee?«, fragte ich, in der Hoffnung, das Thema zu wechseln.
    Gerda und ihr Vater sprachen in schnellem Holländisch miteinander. Yasmin und ich warfen uns hilflose Blicke zu. Dann rettete Gerda die Situation. »Okay«, sagte sie, »wenn ihr den Teppich

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