Ich bin eine Nomadin
Religion. Die Expansion wird zum Teil durch die relativ hohe Geburtenrate muslimischer Gesellschaften erreicht, zum Teil durch Missionsarbeit: Menschen werden überredet, islamische Wertvorstellungen und Anschauungen zu übernehmen. Inzwischen leben Millionen von Muslimen im Westen, und man kann ganz eindeutig nicht darauf warten, dass der materielle Wohlstand diese Menschen dazu bringen wird, sich einem westlichen Wertesystem, gegründet auf Toleranz und individuelle Rechte, zu öffnen. Einige werden diesen Schritt vielleicht wagen, aber rings um uns mehren sich die Zeichen, dass viele weiterhin an einer von Verschwörungstheorien geprägten Weltanschauung festhalten und Außenstehenden die Schuld an allen Fehlschlägen von Muslimen geben werden. Überdies fühlen sich offenkundig auch einige Nichtmuslime von dieser Weltanschauung angezogen und konvertieren.
Man kann (und muss) gewalttätige Dschihadisten mit militärischer Macht bekämpfen. Aber militärische Mittel sind nur eine Seite der Auseinandersetzung. Es ist zwar wichtig, standhaft zu bleiben und die Waffen einzusetzen, aber mit militärischen Mitteln kann man nicht die allgemeine Einstellung beeinflussen, die die muslimischen Krieger stärkt. Propaganda ist ein wichtiges Instrument des Krieges, um die Massen zu überzeugen, sie zum Seitenwechsel zu bewegen, ihre Moral und ihr Vertrauen in die eigene Ideologie zu brechen.
Manche Intellektuelle im Westen betrachten die Muslime als eine Masse unbeugsamer, irrationaler, gedankenloser Menschen, die außerstande sind, in Ruhe neue Ideen auf ihren Nutzen hin zu prüfen. Dabei arbeitet der Verstand eines Muslims wie der eines jeden Menschen und ist durchaus imstande, neue Informationen zu verarbeiten. Wenn man Muslimen helfen könnte, die grundlegenden Ideen des Islam zu überprüfen, dann würden sie womöglich zugeben, dass auch das Beispiel des Propheten Mohammed fehlbar ist, dass nicht alles im Koran perfekt oder wahr ist und dass seine Lehre so angepasst werden kann, dass die psychischen Qualen beim Kontakt mit der modernen Welt gelindert werden.
Ich vertrete die Theorie, dass die meisten Muslime auf der Suche nach einem erlösenden Gott sind. Sie glauben, dass eine höhere Macht existiert und eine Moral vermittelt, die den Menschen als Kompass bei der Unterscheidung von Gut und Böse dient. Viele Muslime suchen einen Gott oder eine Vorstellung von Gott, die in meinen Augen der Beschreibung des christlichen Gottes entspricht. Stattdessen finden sie Allah. Die meisten finden Allah, weil sie in muslimische Familien geboren wurden, wo Allah seit Generationen die herrschende Gottheit ist; andere sind zum Islam konvertiert oder sind Kinder von Konvertiten.
Meine Theorie stützt sich auf zwei Beobachtungen. Zum einen lässt sich nicht leugnen, dass viele Muslime (manche Experten würden sagen: die Mehrzahl) instinktiv von der Gewalt abgestoßen werden, die im Namen ihres Glaubens begangen wird. Auf Terrorakte reagieren sie immer gleich: Nein, das kann nicht sein; die Terroristen haben meine Religion usurpiert. Ich halte es für falsch, Menschen zu töten und zu verstümmeln. Meine Religion steht für Frieden; sie lehrt mich Mitgefühl mit dem Leid anderer. »Euch euer Glaube und mir mein Glaube!« (Sure 109,6), zitieren sie den Koran und reden sich damit ein, dass der Islam die Religionsfreiheit propagiere.
Zum anderen kennen die meisten Muslime gar nicht den Inhalt des Korans oder der Hadithe oder einer anderen islamischen Schrift. Das viel zitierte Edikt der Religionsfreiheit steht tatsächlich im Koran. Aber seine Bedeutung wird von Versen zunichtegemacht, die dem Propheten später offenbart wurden, als er besser gewappnet und seine Anhängerschar erheblich angewachsen war.
Muslime, die sagen, Allah sei friedlich und mitfühlend, wissen schlichtweg nichts über andere Gottesbilder, oder sie haben falsche Vorstellungen davon. Man hat ihnen beigebracht, die Christen hätten den wahren Gott, Allah, falsch verstanden, sie hätten eine shirk begangen, eine unverzeihliche Sünde, indem sie dem einen wahren Gott den Heiligen Geist und Jesus an die Seite stellten – Jesus ist in ihren Augen lediglich ein Prophet, den die Christen zu Unrecht als den Sohn Gottes auf den Thron setzten.
Die Muslime, die all dies (und noch Schlimmeres) über das Christentum hören, machen sich selten die Mühe, mehr darüber herauszufinden. Unterdessen haben die Christen aufgehört, Menschen in muslimischen Ländern das Evangelium zu
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