Ich bin eine Nomadin
Gedankenguts zu schützen, müssen die Bildungseinrichtungen endlich aufwachen und erkennen, wie stark sie bereits infiltriert sind. Ihre Ressourcen sind begrenzt, und die großzügigen Spenden von saudischen Prinzen und Scheichs aus Katar haben alle einen Haken. Der Lehrplan wird stärker politisiert, und sie dulden und fördern unzählige die Aufklärung ablehnende Bewegungen, die kollektive Unzufriedenheit und Opfermentalität schüren. Manche Lehrer fordern ihre Schüler direkt auf, sich wegen der Gräueltaten in der Geschichte des Westens selbst zu geißeln. Östliche, nahöstliche und afrikanische Kulturkreise, die Kompromisse und Versöhnung als Zeichen von Schwäche betrachten, deuten all dies als Vorboten ihres eigenen bevorstehenden Sieges: Es spornt sie an.
In diesem Kampf der Kulturen muss der Westen unbedingt seinerseits Kritik an den Kulturen farbiger Menschen üben. Wir müssen den relativistischen »Respekt« für nichtwestliche Religionen und Kulturen aufgeben, wenn Respekt nur ein Euphemismus für Beschwichtigung ist. Aber wir dürfen nicht bei der Kritik stehen bleiben. Wir müssen dringend eine alternative Botschaft anbieten, die dem Gebot der Unterwerfung überlegen ist.
Wenn mir jemand sagt, ich solle mich hüten, westliche Wertvorstellungen Menschen aufzuzwingen, die sie überhaupt nicht haben wollen, dann widerspreche ich. Ich wurde nicht im Westen geboren und bin nicht im Westen aufgewachsen. Aber ich genieße in vollen Zügen die Freude darüber, dass ich, als ich in den Westen kam, imstande war, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen, das Vergnügen, mir selbst auszusuchen, mit wem ich zusammensein möchte, die Lust, lesen zu können, was ich will, und die Faszination, selbst über mein Leben zu bestimmen – mit einem Wort, meine Freiheit –, und zwar gerade weil es mir gelungen ist, mich von allen Ketten und Barrieren zu befreien, die mir meine Herkunft und Religion auferlegt hatten.
Ich bin keineswegs die Einzige, die so fühlt und denkt.
Der an westlichen Bildungseinrichtungen so verbreitete Multikulturalismus und Relativismus erinnert mich an den eindrucksvollen, wunderschön polierten, antiken Schrank meiner Tante Khadija in Mogadischu. Eines Tages schob sie das riesige Möbelstück ein wenig zur Seite, um dahinter zu putzen, da brach das Ding mit einem erschreckenden Getöse zusammen. Eine Armee von Termiten hatte sich an der Rückseite eingenistet und langsam, Zentimeter für Zentimeter, fast die ganze Substanz aufgefressen. Kein Mensch hatte etwas geahnt, aber nur der äußere Rahmen war übrig geblieben.
Ich möchte lediglich erreichen, dass sich frei denkende, in der Tradition der Aufklärung stehende Atheisten spontan organisieren, um das langsame Zerstörungswerk des radikalen Islam zu bekämpfen. Allerdings stehen die Chancen offenbar schlecht, dass so eine Organisation nennenswerte Unterstützung finden wird, weil die Kinder der Aufklärung in ihren Ansichten über den Umgang mit dem Islam hoffnungslos zerstritten sind. Viele zeitgenössische westliche Denker haben mit den Idealen der Gleichheit und Redefreiheit unbewusst das Gift der Beschwichtigung aufgesogen. Sie geben Fürsprechern des Islam Lehrstühle an den renommiertesten und besten Hochschulen. Es gibt keine Einigkeit, keine gemeinsame Anschauung, wie man am besten gegen diese Gefahr vorgeht. Vielmehr werden alle, die ganz klar die drohende Gefahr erkennen, als Panikmacher abgetan.
Aus genau diesem Grund müssen wir uns meiner Meinung nach auch anderen ideologischen Kraftquellen in der westlichen Gesellschaft mit einer längeren Tradition zuwenden. Und dazu gehören die christlichen Kirchen. Manche in Europa und Amerika behaupten, der Säkularismus habe uns wehrlos gegen den Ansturm des Islam gemacht. Aber nicht nur die Linken nehmen dem Islam gegenüber eine beschwichtigende Haltung ein. Von einem ähnlichen schlechten Gewissen des weißen Mannes geplagt, sind viele prominente christliche Theologen ebenfalls zu Komplizen des Dschihad geworden.
Sehr erstaunt hat mich, als ich in den Westen kam, die Beobachtung, dass Gläubige, Agnostiker und Ungläubige miteinander diskutieren und sich sogar übereinander lustig machen konnten, ohne jemals zu Gewalt zu greifen. Eben dieses Recht auf Meinungsfreiheit ist derzeit in Gefahr. Und in Zeiten des Kriegs haben Fehden zwischen Atheisten und Agnostikern, Christen und Juden, Protestanten und Katholiken lediglich den Effekt, dass sie den Westen schwächen. Solange wir
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