Ich bin eine Nomadin
Atheisten und Liberalen kein eigenes wirkungsvolles Programm haben, um die Ausbreitung des radikalen Islam zu verhindern, sollten wir mit aufgeklärten Christen zusammenarbeiten, die bereit sind, ein Programm zu entwickeln. Wir sollten das Kriegsbeil begraben, neue Prioritäten setzen und gemeinsam einen viel gefährlicheren Feind bekämpfen.
Wenn ich wählen müsste, würde ich es immer vorziehen, in einem christlichen statt in einem muslimischen Land zu leben. Die heutigen Christen glauben an einen Gott, der gütiger und toleranter ist als Allah. Doch der allerwichtigste Unterschied zwischen den beiden Zivilisationen ist die Ausstiegsmöglichkeit. Wer beschließt, aus der Christenheit auszutreten, wird aus der Kirchengemeinde ausgeschlossen, aber ihm (oder ihr) geschieht kein Leid; es wird Gott überlassen, ihn zu richten. Muslime hingegen zwingen Allahs Gebote einander auf. Apostaten, Menschen, die wie ich vom Glauben abgefallen sind, sollen dem Koran zufolge getötet werden.
Auch Christen haben früher Gotteslästerer und Ketzer umgebracht, aber das war vor langer Zeit in den finsteren Tagen der Inquisition. Am 12. September 2006 hielt Papst Benedikt XVI. an der Universität Regensburg, wo er als Professor Theologie gelehrt hatte, eine thematisch breit angelegte Vorlesung mit dem Titel »Glaube, Vernunft und Universität – Erinnerungen und Reflexionen«. Darin sagte er sinngemäß, dass jeder Glaube an Gott zugleich der Vernunft folgen müsse; Gott könne von einem Menschen nicht verlangen, etwas Unvernünftiges zu tun, weil Gott auch die Vernunft geschaffen habe. Der Islam hingegen sei nicht wie der Katholizismus. Er basiere auf der Idee, dass Gott das Gesetz und die menschliche Vernunft »transzendiere«, also darüber stehe. Allah dürfe ein unmoralisches oder unvernünftiges Verhalten verlangen, weil er allmächtig sei und absolute Unterwerfung fordere.
Trotz der Aufforderung des Papstes zum Dialog mit Völkern in anderen Zivilisationen löste seine Rede weltweit Proteste von Muslimen aus, auf mehrere Kirchen wurden Brandbomben geworfen – ein weiterer Beweis für die Intoleranz der Islamisten gegen jede Kritik am Islam. Acht Monate später, bei meiner Reise nach Rom, war die Rede immer noch in den Köpfen präsent. Tatsächlich diskutierten Pater Bodar und ich über die Thesen.
Papst Benedikt XVI., der Stellvertreter Jesu Christi, der Nachfolger des Apostelfürsten, der Oberste Pontifex der allgemeinen (katholischen) Kirche und Diener der Diener Gottes, führt das stärkste hierarchische religiöse System weltweit an. Keine andere spirituelle Autorität kann den Anspruch erheben, ein so gut strukturiertes Netzwerk zu regieren. Seine Pyramide aus Priestern, Bischöfen und Kardinälen hat ihn mit Sicherheit darüber informiert, dass ein weiterer spiritueller Potentat, König Abdullah bin Abdul Aziz al-Saud, der Feudalherrscher Saudi-Arabiens und Wächter der beiden heiligen Moscheen, seit Jahren eifrig in dawa, Missionierung, investiert, in die Vereinigung der Völker verschiedener Sprachen und Regionen zu einer mächtigen Körperschaft namens Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), eine Ehrfurcht gebietende und reiche Körperschaft, die die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen zu einer traurigen Farce degradierte, den muslimischen Boykott dänischer Unternehmen nach den Karikaturen des Propheten Mohammed organisierte und danach trachtete, Einfluss auf die Innenpolitik mehrerer europäischer Länder zu nehmen. Mitglieder der OIC starteten zum Beispiel eine gut organisierte Kampagne weltweiter Empörung gegen die Schweiz, als eine Mehrheit der Wähler dafür stimmte, den Bau von Minaretten auf schweizerischem Boden zu verbieten. Die Mitgliedsnationen der OIC geben jedoch ihrerseits nur Lippenbekenntnisse ab, die in ihren Ländern lebenden Christen vor Verfolgung zu schützen.
Der Papst weiß auch, dass die radikalen Islamisten, wo immer sie zahlenmäßig die Mehrheit erlangen, andere Konfessionen unterdrücken. In muslimischen Ländern gibt es keinen gleichberechtigten Wettbewerb um die Seelen, Herzen und Köpfe, weil Atheisten und christliche Missionare und Gemeinschaften gezwungen sind, in einer Atmosphäre physischer Bedrohung zu arbeiten. Und während in Rom viele Moscheen stehen, ist in Riad keine einzige Kirche erlaubt.
Man stelle sich vor, der Papst würde eine Vereinigung von über fünfzig Nationen mit der Bezeichnung »Organisation der christlichen Konferenz« ins Leben
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