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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Wohnung nicht genommen.«
    Vivien wäre gerne dageblieben und hätte die Frau weiter ausgefragt in der Hoffnung, keinen Verdacht zu erregen. Schließlich hatte die Alte keinen Hehl aus ihrer Meinung über die Polizei gemacht. Dazu bräuchte sie jedoch Zeit, und die Dringlichkeit, mit der Pater McKean sie zu kommen gebeten hatte, drängte sie zum Aufbruch. Sie nahm sich vor, nach dem Treffen mit Michael McKean zurückzukehren und weiter nachzuhaken.
    Die Frau ging zur Kochecke.
    » Wollen Sie Kaffee?«
    Vivien sah auf die Uhr wie jemand, der mit sichtlichem Bedauern auf ein großes Vergnügen verzichtet.
    » Es tut mir leid. Ich würde Ihr Angebot gerne annehmen, aber ich bin in Eile.«
    Enttäuschung zeichnete sich auf dem Gesicht der alten Frau ab. Vivien wollte Abhilfe schaffen.
    » Wie ist Ihr Name?«
    » Judith.«
    » Gut, Judith. Ich heiße Vivien. Weißt du, was wir machen? Ich gehe jetzt zu meiner Verabredung, und wenn ich zurückkomme, klopfe ich bei dir an, und wir trinken zusammen einen Kaffee. Wie gute Nachbarinnen.«
    » Aber nicht zwischen drei und vier. Da muss ich zum Doktor, weil mein Rücken …«
    O nein, jetzt bloß keine Krankheitsgeschichten.
    Vivien erstickte gleich im Ansatz, was sich als lange Litanei von Leiden und Wehwehchen erweisen könnte.
    » Jetzt muss ich aber wirklich gehen. Bis später dann.«
    Sie ging zur Tür und sah, bevor sie hinausging, ihre neue Freundin noch einmal an.
    » Und halt den Kaffee warm. Wir haben uns bestimmt eine Menge zu erzählen.«
    » Ist gut. Aber vergiss nicht: Ich gebe kein Trinkgeld.«
    Draußen im Flur fragte sich Vivien, wie vertrauenswürdig die verwirrte alte Frau wohl war. Immerhin verdankte sie ihr eine Spur, wie dürftig die auch sein mochte. Und Bellew hatte schließlich mehrfach gesagt, dass sie nicht das kleinste Detail außer Acht lassen durften.
    Vom Aufzug durchgeschüttelt, trat sie auf die Straße. Ein Polizist stand vor ihrem Auto und war gerade dabei, einen Strafzettel unter den Scheibenwischer zu schieben.
    » Entschuldigen Sie …?«
    » Ist das Ihr Auto?
    » Ja.«
    » Wissen Sie nicht, dass man hier nur zum Be- und Entladen halten darf?«
    Vivien hielt ihm wortlos ihre Marke unter die Nase. Der Polizist schnaubte und zog den Strafzettel wieder unter dem Scheibenwischer hervor.
    » Beim nächsten Mal sollten Sie vielleicht Ihren Ausweis hinter die Scheibe legen. Dann verlieren wir beide keine Zeit.«
    Zeit war etwas, das Vivien nun wirklich nicht hatte. Nicht einmal für eine Erwiderung auf die durchaus richtigen Anmerkungen eines Quartierspolizisten.
    » Entschuldigen Sie bitte.«
    Der Beamte brummte einen Gruß und entfernte sich. Vivien stieg ins Auto und ließ den Motor an. Sie behalf sich wieder einmal mit dem Blinklicht und fuhr so schnell sie konnte, ohne ihr eigenes und das Leben der anderen Verkehrsteilnehmer aufs Spiel zu setzen, in Richtung Norden. Über den Brooklyn-Queens Expressway gelangte sie zur 278 th , die nach der Brücke zum Bruckner Expressway wurde.
    Nachdem sie lange darüber nachgedacht hatte, versuchte sie, Russell zu erreichen. Sein Handy war ausgeschaltet. Um ihren Missmut zu besänftigen, redete sie sich ein, dass sie richtig gehandelt hatte. Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass ein Teil von ihr mit Russell mitgegangen war. Jetzt wusste sie nicht mehr, wo sie sich befanden und welches Ziel sie ansteuerten.
    Sie zwang sich, den Fall noch einmal durchzugehen und jedes Detail unter die Lupe zu nehmen, um vielleicht irgendetwas zu finden, das ihnen entgangen war. Ziggy, der Brief, Wendell Johnson, Little Boss, die merkwürdige dreibeinige Katze. All die Minen, die ein Verrückter vor seinem Tod hatte verteilen können. Die Toten, die es gegeben hatte und noch geben würde, wenn sie den Mann nicht zu fassen bekämen, diesen Mann, der seinen Racheplan offengelegt hatte und ihn nun erbarmungslos ausführte.
    Und schließlich diese komische Katzenfrau, Judith. Konnte man ihr glauben? Russell hatte einen Mann in einer grünen Jacke aus Ziggys Zimmer kommen sehen. Ein Mann mit einer grünen Jacke war in der Wohnung des Phantoms gewesen. Die Frage war: Handelte es sich um dieselbe Person? Jedenfalls konnte es unmöglich ein potentieller Mieter sein, denn der Captain hatte ja gesagt, dass die Miete für ein Jahr im Voraus bezahlt worden sei. Aus welchem Grund, war nicht klar. Es sei denn, der Vater hatte dem Sohn zusammen mit dem Brief auch den Wohnungsschlüssel zukommen lassen. In diesem Falle war die grüne

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