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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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treffen.«
    In diesem Augenblick hatte er begriffen. Es gab Männer, die gingen in den Krieg, weil sie mussten. Andere fühlten sich dazu verpflichtet. Der Mann mit dem roten Band war im Krieg, weil es ihm gefiel. Nach Beendigung des Krieges würde er vielleicht einen neuen erfinden, vielleicht seinen ganz persönlichen Krieg, nur um weiterkämpfen zu können.
    Um weitertöten zu können.
    Offenbar hatte er das Gesicht verzogen, was der andere missdeutete.
    » Bist du erstaunt, Soldat? Glaubst du, dass die gelben Affen, die Charlies, wie ihr uns nennt, nicht in der Lage sind, geheimdienstliche Aufklärung zu betreiben?«
    Er gab ihm mit dem Handballen einen Klaps auf die Wange, leicht wie eine Liebkosung, aber umso beleidigender.
    » Wir sind durchaus in der Lage dazu. Und heute wirst du herausfinden können, für wen du kämpfst.«
    Er sprang auf und machte eine Handbewegung. Sofort kamen vier mit AK-47 und Gewehren bewaffnete Männer herbei, umringten sie und nahmen sie ins Visier. Ein fünfter trat heran und löste ihre Handfesseln. Mit einer brüsken Geste bedeutete er ihnen aufzustehen.
    Der Kommandant wies auf einen Pfad.
    » Hier entlang, rasch. Und keinen Laut, bitte.«
    Grob wurden sie in die angedeutete Richtung gestoßen. Nach einigen Minuten in strammem Tempo erreichten sie eine große sandige Lichtung, die rechts an eine Gummibaumplantage grenzte. Die Bäume waren in derart regelmäßigen Abständen gepflanzt, dass es aussah, als hätte die Natur inmitten des Chaos der Vegetation ihre pingelige Seite ausgelebt.
    Sie wurden voneinander getrennt und an zwei Bäume gestellt, die an entgegengesetzten Seiten der Lichtung standen. Eine lange Reihe von Bäumen befand sich zwischen ihnen. Er wurde wieder gefesselt, und man steckte ihm einen Knebel in den Mund.
    Dasselbe Schicksal widerfuhr seinem Kameraden, der für ein winziges Aufmucken mit einem Gewehrhieb in den Rücken bestraft wurde.
    Mit einem scheinheiligen Ausdruck in den Augen trat der Mann mit dem roten Band zu ihm.
    » Ihr, die ihr es so leichtfertig anwendet, müsst ja wissen, wie Napalm wirkt. Meine Leute wissen das schon lange …«
    Er deutete auf einen unbestimmten Punkt am Himmel.
    » Die Flugzeuge kommen von dort, amerikanischer Soldat.«
    Er hängte Wendell die Erkennungsmarke um, dann wandte er sich ab und ging, gefolgt von seinen Leuten, die so leise waren, wie nur sie es vermochten. Die beiden Männer blieben allein zurück, sahen sich über die Distanz hinweg an und fragten sich, was nun geschehen würde und wann und warum. Dann drang von besagtem Punkt am Himmel ein Motorengeräusch zu ihnen herüber. Wie von Zauberhand geführt erschien eine Cessna L-19 Bird Dog über dem Rand der Vegetation. Es handelte sich um einen Aufklärungsflug auf niedriger Flughöhe. Die Cessna war schon fast über sie hinweg, als der Pilot plötzlich einen Bogen flog und noch weiter herunterging, so tief, dass man deutlich die Umrisse der beiden Männer im Cockpit ausmachen konnte. Kaum war der Zaubertrick beendet, verlor sich das Flugzeug wieder in dem Himmel, aus dem es gekommen war. Die Zeit verrann in großer Stille. Der Schweiß floss in Strömen. Dann ein Zischen, und zwei Phantomjäger schossen heran, von seiner Angst in eine Sequenz von Einzelbildern zerlegt. Mit den Phantomen kam der Donner. Der Blitz folgte bizarrerweise erst später. Er sah, wie der Schein sich ausbreitete und zu einem Feuerstreifen wurde, der sich tänzelnd näherte und alles verschlang, was auf seinem Weg lag. Das Feuerband erreichte sie und traf …
    » … meinen Kameraden voll, Ben. Er zerfiel buchstäblich zu Asche. Ich war weiter weg. Mich hat nur eine Hitzewelle erfasst, die stark genug war, um mich so zuzurichten. Was mich gerettet hat, weiß ich nicht. Und ich weiß auch nicht, wie lange ich dort lag, bis endlich Hilfe kam. Meine Erinnerungen sind wirr. Ich weiß nur, dass ich in einem Lazarett aufgewacht bin, in Verbände verpackt und mit Nadeln in den Venen. Es braucht sicher viele Menschenleben, um die Schmerzen zu erleiden, die ich in diesen wenigen Monaten erlitten habe.«
    Er machte eine Pause. Ben begriff, dass er ihm die Gelegenheit geben wollte, das Ganze zu verarbeiten. Oder ihn auf das vorbereiten wollte, was nun folgte.
    » Die Vietcong haben uns als menschliche Schutzschilde benutzt. Und die Männer im Aufklärer haben uns gesehen. Sie wussten, dass wir dort waren. Und sie haben den Angriff trotzdem geflogen.«
    Ben betrachtete seine Schuhspitzen. Jedes Wort,

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