Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
ist Ehrlichkeit“, lehrte der Meister. „Wo ist denn da der Unterschied?“, wollte ein Schüler wissen. „Aufrichtigkeit ist der Glaube an die eigene Propaganda“, erklärte der Meister, „Ehrlichkeit ist ein ständiges Offensein für die Tatsachen.“
(Nach Anthony de Mello: Eine Minute Unsinn)
satya pratisthayam kriya phala ashrayatvam
Wer wahrhaft authentisch und ehrlich ist,
trifft die richtigen Entscheidungen und erzielt
die erwünschten Ergebnisse.
Das ist die Lebensregel über Wahrhaftigkeit. Dazu passen die Sprichwörter, die mir meine Oma schon als Kind eingebläut hat: „Lügen haben kurze Beine“ und „Ehrlich währt am längsten“. Ehrlich zu sein zu anderen Menschen und zu sich selbst, von jeder Form der Lüge Abstand zu nehmen und die Wahrheit zu kommunizieren, das ist Satya.
Mehr noch geht es bei Satya um innere Wahrheit und um Authentizität. Wir sind schöpferische Wesen. Mit unseren Gedanken, Gefühlen, Worten und Taten erschaffen wir unsere Realität. Viele Menschen geben sich jedoch „nach außen“ anders, als sie „innen“ sind. Gedanken, Gefühle, Worte und Taten stimmen nicht überein und dementsprechend widersprüchlich zeigt sich das Leben. Nur wenn wir authentisch sind, im Einklang mit unserer inneren Wahrheit leben, statt uns am Außen zu orientieren und uns zu verbiegen, treffen wir die richtigen Entscheidungen und wissen, was zu tun ist, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Aber eins nach dem anderen: Beginnen wir mit der Ehrlichkeit in der Kommunikation. Die Wahrheit zu sagen ist nämlich gar nicht so einfach, wie es vielleicht scheint. Wir alle lügen. Laut mancher Statistik aus der Lügenforschung sogar rund 200 Mal am Tag. Die Zahl ist umstritten, doch selbst wenn nur ein Bruchteil davon wahr ist, sind das noch immer eine Menge Unwahrheiten am Tag. Woran liegt das?
Warum lügen wir?
Kürzlich durfte ich auf dem Spielplatz folgende Szene beobachten: Eine Mutter zu ihrer kleinen Tochter: „Schau Sophie, da ist die Tante Anna. Sag schön brav Hallo.“ Tante Anna beugt sich zu dem Mädchen hinunter und streckt ihr die Hand entgegen. Die Kleine versteckt sich hinter den Beinen ihrer Mami und schreit: „Geh weg! Ich mag dich nicht. Du stinkst.“ Die Mutter, knallrot im Gesicht, zerrt das Kind zur Seite und schimpft: „Sophie, das sagt man nicht! Du machst Tante Anna sehr traurig.“ Sophie heult.
Was, denken Sie, wird Sophie aus dieser Episode mitnehmen? Sie war ehrlich, hat nur gesagt, was sie denkt und fühlt. Sie konnte gar nicht anders. Erst mit etwa vier Jahren beginnen wir zu begreifen, dass es oft besser ist, nicht zu sagen, was Sache ist. Wir lernen zu lügen.
Kennen Sie das? „Danke, mir geht es gut!“, dabei ist Ihnen gerade elend zumute. „Das ist ein tolles Geschenk“, obwohl Sie es grauenvoll finden. „Ich freu mich, dich zu sehen“, heucheln Sie in Wahrheit entnervt. „Das schmeckt köstlich“, obwohl Sie das Essen kaum runterbekommen. „Entschuldigung, ich hab keinen Parkplatz gefunden“, wobei Sie nur zu spät weggefahren sind. „Ich melde mich bei dir“, wissend, dass Sie das sicher nie tun werden.
Höchstwahrscheinlich sind Ihnen solche oder ähnliche Lügen schon über die Lippen gekommen. Lüge ist hier vielleicht ein hartes Wort. Nach der Duden-Definition ist eine Lüge eine bewusst falsche, auf Täuschung angelegte Aussage, eine absichtlich, wissentlich geäußerte Unwahrheit. Sagen wir zum Beispiel: Ein Autoverkäufer dreht den Kilometerzähler zurück und verkauft das Auto als kaum gefahrenen Gebrauchtwagen. Ein Ehemann sagt seiner Frau, er müsse zu einem wichtigen Geschäftsessen, um Zeit mit seiner Geliebten zu verbringen. Der Versicherte meldet einen Schaden, der gar nicht eingetreten ist oder mutwillig herbeigeführt wurde. Bei solcher Art vorsätzlicher Lüge steht der eigene Vorteil im Vordergrund. Sie wird eingesetzt, um andere in die Irre zu führen, einen falschen Eindruck zu erwecken, zu manipulieren oder zu schädigen. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen Satya, sondern auch gegen Ahimsa – das Prinzip der Gewaltlosigkeit. Die Folgen der Missachtung dieser Richtlinie kennen Sie bereits.
Doch verletzend kann auch die Wahrheit sein. Damit wieder zurück zu den weit verbreiteten „Alltagslügen“: Wir lügen aus Höflichkeit. Wir lügen der Harmonie zuliebe. Wir lügen für ein friedliches Miteinander. Viele kluge Köpfe behaupten, dass diese sogenannten weißen Lügen notwendig sind, um das soziale Gefüge
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