Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
wollen, was wir eben fühlen, spalten wir uns nicht nur von unseren Empfindungen ab, sondern auch von unserem Höheren Selbst und seiner Führung. Wir fühlen nicht mehr, was gut und richtig für uns ist. Das ist mit Santosha sicherlich nicht gemeint.
Alle Gefühle sind menschlich und gehören zu unserem Dasein dazu. Statt sie zu unterdrücken oder gegen sie anzukämpfen, geht es darum, ihr Muster zu sehen, anzunehmen und zu verstehen. Denken Sie an die Wellen des Meeres. Sie steigen und sie fallen. Sind immer in Bewegung. Wellen lassen sich nicht festhalten. Wellen kommen und gehen. Nur der Ozean bleibt. Gefühle sind wie Wellen, sie wandeln sich. Im Yoga entwickeln wir die Achtsamkeit und das Bewusstsein dafür, dass wir Gefühle haben, doch nicht unsere Gefühle sind. Wir sind nicht die Welle, sondern der Ozean. Was stören den Ozean die Wellen? Egal, was sich an der Oberfläche abspielt, in Ihrem Innersten herrscht wie in den Tiefen des Meeres Stille, Ruhe und Zufriedenheit. Sie können sich erlauben, all Ihre Gefühle wahrzunehmen und frei fließen zu lassen: Da ist Angst, da ist Wut, da ist Freude. Ohne Bewertung. Sie können einfach feststellen, was da ist, ohne Urteil darüber, ob das gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm ist. Es ist jetzt einfach so. Punkt. Und es geht wieder vorbei. Punkt.
Innerer Gefühlsstress und turbulente, heftige oder unangenehme Emotionen sind in der Regel ein Zeichen, dass Sie Ihr ruhiges Zentrum verlassen haben und sich selbst untreu geworden sind. Durch Ihr Denken oder durch Ihr Handeln haben Sie sich von Ihrer inneren Wahrheit und der Absicht Ihrer Seele abgespalten. Entweder Sie denken etwas, was nicht wahr ist, oder tun etwas, was Ihnen nicht entspricht.
Beispielsweise kann ein Gefühl der Wertlosigkeit ein Hinweis sein, dass Sie sich selbst in Ihren Gedanken ständig abwerten und kritisieren oder sich selbst gegenüber unfaire Maßstäbe anlegen. Neid kann Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie denken, anderen erginge es besser, statt Ihr eigenes Potenzial zu nutzen. Reue kann Sie anleiten, ein fehlerhaftes Verhalten zu erkennen und wiedergutzumachen bzw. in Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen. Einsamkeit kann dem Gedanken entspringen „Ich brauche einen Partner“ und eine Aufforderung sein, sich dem All-eins-Sein hinzugeben oder gesellschaftlich aktiver zu werden.
Negative Gefühle sind oft ein Ruf Ihres Höheren Selbst, nach innen zu gehen und dort nach Antworten zu suchen. Wenn Sie diese Botschaft verstehen wollen, gehen Sie in aller Ruhe in sich (in Meditation) und fragen Sie Ihr Höheres Selbst: Welche Gedanken verursachen meine schlechten Gefühle? Wo weicht mein Denken von der Wahrheit ab? Oder wo handle ich nicht in Übereinstimmung mit der Absicht meiner Seele? Was ist für mich zu tun?
Santosha heißt also nicht, nur mehr Zufriedenheit zu fühlen, sondern zufrieden zu sein mit allem, was wir fühlen: „Ja“ zu sagen zu den eigenen Empfindungen, auch zu den unangenehmen – dann gehen diese Empfindungen in den meisten Fällen von ganz allein wieder vorbei oder haben eine wichtige Botschaft für uns.
Habe Vertrauen zum Sosein der Dinge.
Laotse
Santosha: Übungspraxis für den Alltag
Tägliche Dankbarkeitsminuten
Nehmen Sie sich jeden Tag vor dem Aufstehen ein paar Minuten Zeit und antworten Sie auf folgende Fragen (im Geist oder noch viel besser schriftlich):
• Wofür können Sie jetzt dankbar sein?
• Womit sind Sie jetzt in Ihrem Leben zufrieden?
• Was genießen Sie in Ihrem Leben?
• Was schätzen Sie in Ihrem Leben?
• Was besitzen Sie, was Sie oft für selbstverständlich halten?
• Welche Menschen bereichern Ihr Leben?
Nehmen Sie sich jeden Tag vor dem Einschlafen ein paar Minuten Zeit und fragen Sie sich:
• Was hat Ihnen dieser Tag geschenkt? Wofür können Sie am heutigen Tag dankbar sein?
• Welche kleinen Glücksmomente haben Sie erlebt?
• Worüber konnten Sie sich heute freuen? Worüber konnten Sie lachen? Was hat Ihr Herz erwärmt? Was hat Ihre Sorgen oder Ihren Kummer ein wenig vertrieben?
• Welchen Beitrag durften Sie heute leisten?
Auf diese Weise nehmen Sie sich täglich ganz bewusst ein wenig Zeit, um sich Ihren Reichtum vor Augen zu halten und Ihre Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Sie werden erstaunt sein, welche Wirkung diese einfache Praxis auf das Ausmaß Ihrer Zufriedenheit hat.
Gut oder schlecht? Wer weiß.
Diese Übungspraxis basiert auf einer Geschichte: In einem Dorf
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