Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
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sthira sukham asanam
Die ideale Haltung ist stabil und leicht zugleich.
So lautet die Richtlinie über die Körperhaltung. Diese Haltung erreichen wir durch unverkrampftes Üben, während der Geist in meditativer Konzentration verweilt. Dadurch werden wir widerstandsfähig gegenüber der Wirkung externer Einflüsse. Das ist alles, was im Sutra zum Thema Asana zu finden ist.
Das Wort bedeutete ursprünglich Sitz und bezeichnete lediglich die Unterlage, auf der der Yogi saß, um zu meditieren. Erst im Lauf der Zeit dehnte sich der Begriff auf die Sitzhaltung aus, die der Yogi in der Meditation einnahm – üblicherweise der Lotussitz 18 . Diese Haltung sollte möglichst stabil und angenehm sein. Logisch, denn wenn der Körper zwickt und zwackt, findet der Geist in der Meditation keine Ruhe. Der körperliche Übungsweg – Hatha Yoga – entwickelte sich erst lange nach Patanjalis Zeiten und hatte ursprünglich den Zweck, den Yogi auf den spirituellen Pfad, auf Raja Yoga, vorzubereiten. Viele der traditionellen Hatha-Yoga-Praktiken sind im Westen eher unbekannt, und nur ein Mosaiksteinchen, die Asana-Praxis, ist bei uns so populär und wird mittlerweile in unzähligen Varianten angeboten. Asana ist heute üblicherweise die Bezeichnung für die statischen Körperhaltungen wie zum Beispiel der herabschauende Hund, der Krieger, der Baum oder das Kamel. Werden die einzelnen Haltungen wie beim Sonnengruß in einer mit der Atmung verbundenen Bewegungsabfolge geübt, dann sind das sogenannte Vinyasas – eine besondere Ausführungsform der Asanas. So viel zu den Veränderungen des Begriffs. Was trotz Erweiterung und Modernisierung in allen Übungstraditionen noch heute gilt, sind Patanjalis Richtlinien und das eigentliche Ziel des Ganzen. Das sollten wir bei all der Turnerei auf der Matte nicht aus den Augen verlieren – zumindest dann nicht, wenn wir Yoga praktizieren wollen. Aber zunächst zur Frage, was Asanas bewirken und was der Unterschied zu Gymnastik oder Fitnesstraining ist.
Körper, Geist und Seele in Einklang bringen
Der Geist formt den Körper und der Körper formt den Geist. Der Körper ist der physische Ausdruck unseres Bewusstseins, sein Spiegelbild. Er reagiert auf unsere Gedanken und Gefühle und zeigt im Außen, wie wir innen sind – wie wir denken und fühlen. Umgekehrt wirkt sich der physiologische Zustand – die körperliche Verfassung – auf den Zustand unseres Geistes aus. Wenn Sie Ihre Körperhaltung, das Spannungsmuster in Ihrer Muskulatur, Ihre Mimik und Ihre Atmung verändern, wirkt sich das unmittelbar auf Ihre Gedanken und Gefühle aus. Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Wer niedergeschlagen ist, sackt in sich zusammen. Wollen Sie sich deprimiert fühlen, brauchen Sie also nur lange genug Schultern und Kopf hängen zu lassen, den Rücken leicht zu beugen und den Blick zum Boden zu senken, dann setzen Sie noch einen möglichst erstarrten Gesichtsausdruck mit hängenden Mundwinkeln auf und atmen flach. Es wird nicht lange dauern, bis Sie sich tatsächlich niedergeschlagen fühlen. Das Verkehrteste, was Sie tun können, wenn Sie deprimiert sein wollen, ist es, sich aufzurichten, Ihre Schultern leicht nach hinten unten zu ziehen und mit erhobenem Blick tief und gleichmäßig zu atmen, denn damit verbessert sich Ihr Zustand unweigerlich. Das können Sie jetzt sofort ausprobieren. Nehmen Sie zum Abschluss dieses Experiments eine Haltung ein, in der Sie sich stabil und glücklich fühlen. Sollten Sie nicht wissen, wie das geht, denken Sie an eine Situation in Ihrem Leben, in der Sie sich so gefühlt haben, und lassen Sie Ihren Körper die entsprechende Haltung einnehmen oder fragen Sie sich, wie Sie wohl mit diesem Gefühl stehen würden. Probieren Sie aus, was sich richtig anfühlt.
Wenn Sie im Alltag ganz bewusst kleine Korrekturen in Ihrer Körperhaltung und in Ihrer Atmung (dazu später) vornehmen, können Sie schon einiges bewirken. Jetzt ist es aber so, dass sich unser Körper manche Fehlhaltungen regelrecht antrainiert hat. Verspannungen sitzen im Körper fest, manche Muskeln sind zu schwach, andere verkürzt, Faszien sind verklebt, die Wirbelsäule verdreht, Gelenke in ihrem Bewegungsspielraum eingeschränkt und Ähnliches. Die Ursachen sind vielfältig, etwa stundenlanges Sitzen am Schreibtisch, Stress, Verletzungen, psychische Belastungen, zu wenig oder einseitige Bewegung. Die Folgen sind nicht so leicht zu beseitigen. Fehlhaltungen und muskuläre Dysfunktionen sind keine
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