Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
ein Baby beim Atmen beobachtet, sieht, wie sich sein Bäuchlein tief und langsam hebt und senkt. Bei den meisten Erwachsenen bewegt sich hingegen nur der Brustkorb ein wenig und der dafür umso schneller. Warum ist das so? Patanjali schreibt im Sutra, dass wir unruhig und hastig atmen, wenn der Geist zerstreut ist. Das war lange, bevor Dauerstress modern wurde. Unter Angst und Stress ist die Atmung zwangsläufig schnell und flach. Außerdem kommen oft eine schlechte Körperhaltung und muskuläre Verspannungen dazu, die ebenfalls eine tiefe und freie Atmung verhindern. Die Atemweise, die eigentlich nur dazu gedacht ist, in einer Stresssituation unser Überleben zu sichern, ist vielen zur Gewohnheit geworden. Wenn wir die meiste Zeit unbewusst und automatisch „falsch“ atmen, stehen wir wiederum wesentlich mehr unter Stress und verspannen uns. Wir können nicht klar denken und nicht frei entscheiden und handeln. Was wiederum Stress bedeutet. So stecken wir in einem Teufelskreis fest. Das wirkt sich unweigerlich auf unsere Gesundheit aus. Durch die flache Atmung wird der Körper nicht optimal mit Sauerstoff versorgt und nicht optimal von den Abfallprodukten, die bei den Stoffwechselvorgängen anfallen, befreit. Die Folgen zeigen sich beispielsweise in Form von Konzentrationsschwäche, Kreislaufstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit oder Schlafstörungen.
Kurz, wer auf Dauer falsch atmet, wird krank und verkürzt sein Leben. Umgekehrt heißt das, dass wir über den Atem Stress entkommen und Gesundheit und Wohlbefinden verbessern können.
Bewusst atmen
Über die Art und Weise, wie wir atmen, haben wir Einfluss auf unser vegetatives Nervensystem, das alle unbewusst ablaufenden Vorgänge im Körper steuert, wie z.B. Herzschlag, Blutdruck, Stoffwechsel, Immunsystem und Verdauung. Jede Änderung des Atems wirkt direkt auf das Nervensystem. Wir können uns bewusstes Atmen wie einen Schalter vorstellen, mit dem wir von Stress auf Entspannung umstellen können. Sind wir beispielsweise nervös, wütend, ärgerlich oder ängstlich, spüren wir sofort eine Erleichterung, wenn wir bewusst ruhig und gleichmäßig durch die Nase atmen. Der Herzschlag verlangsamt sich und wir werden innerlich ruhiger. Über die bewusste Atemlenkung können wir sowohl unsere Gefühle als auch unbewusste Funktionen in Körper und Geist beeinflussen.
Über den Atem nehmen wir nicht nur Sauerstoff, sondern auch Prana auf – die universelle Lebensenergie. Über den Atem sind wir mit der Kraft verbunden, die allem Leben innewohnt. Halten Sie kurz inne und machen Sie sich bewusst, dass jeder Atemzug ein Geschenk ist. Ein Geschenk, ohne das Sie nicht am Leben wären. Mit jedem Atemzug ist Gott, die universelle Quelle, in Ihnen präsent.
Wie alles im Leben ist der Atem im ständigen Wandel, ein Geben und Nehmen, ein Kommen und Gehen. Wir müssen ausatmen, Altes und Verbrauchtes loslassen, bevor wir wieder einatmen und Neues aufnehmen können. Über den Atem können wir auch verbrauchte Gedanken und alte Muster loslassen und uns für neue Ideen öffnen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich viele Fragen und Schwierigkeiten beim Joggen, beim Yoga oder bei sonst einer körperlichen Aktivität, bei der wir längere Zeit intensiv atmen, von selbst beantworten oder erledigen. Selbst nach einem kurzen Spaziergang an der frischen Luft können wir wieder klarer denken und sind offen für Neues.
Im Alltag neigen viele von uns dazu, den Atem zu „vergessen“ und nahezu ausschließlich im Kopf zu sein, gefangen in den eigenen Gedanken über Vergangenheit und Zukunft. Hier ist der Atem ein ganz wichtiger Schlüssel zu uns selbst. Der Atem bringt uns ins Hier und Jetzt, in die bewusste Verbindung mit der universellen Kraft. Er ist ein geniales und stets verfügbares Werkzeug, mit dem wir unseren Verstand klären und unangenehme Emotionen auflösen können – immer und überall. Je freier und natürlicher wir atmen, desto freier und natürlicher sind wir im Denken, Fühlen und Handeln. Indem wir unser Atemmuster verändern, verändern wir unser Sein.
Wenn du aufgebracht bist, tue oder sage nichts.
Atme nur ein und aus, bis du ruhig genug bist.
Thich Nhat Hanh
Pranayama Basics
Den Atem beobachten
Die Yoga-Atemtechniken werden oft als Pranayama bezeichnet. Genau genommen ist Pranayama die Zusammenführung von Körper und Geist durch die Atmung. Im Yoga gibt es zahlreiche Techniken dazu. Pranayama heißt zuallererst einmal, bewusst
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