Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
Nasenatmung abgewechselt. Durch Atemtechniken solcher Art haben Yogis nicht nur ihre gesundheitliche Verfassung verbessert, sondern auch ihr Konzentrationsvermögen gesteigert und übernatürliche Kräfte (Siddhis) entwickelt. Letztlich ging es aber auch hier stets darum, den Geist auf die Meditation vorzubereiten und über das Lenken der Atmung und der Lebensenergie höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. Der Rest war mehr ein positiver Nebeneffekt.
Traditionellerweise nahm im Hatha Yoga die Pranayama-Praxis mehr Raum ein als die Asana-Praxis. Bei uns ist es üblicherweise genau umgekehrt. Atemübungen, die man vor oder nach den Asanas sitzend ausführt, machen in „modernen“ Yoga-Stunden, wenn überhaupt, nur einen kleinen Teil aus. Zu den im Westen am häufigsten praktizierten Formen des Pranayama gehören Nadi Shodhana (die Wechselatmug), Kapalabhati (das Schädelleuchten) und Bhastrika (der Feueratem).
Um ehrlich zu sein, bin ich oft in Yoga-Stunden gesessen und habe irgendwelche Atemübungen gemacht, ohne ein tieferes Verständnis zu haben für das, was ich da tat. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen nur empfehlen, sich einen in Pranayama erfahrenen Lehrer zu suchen, wenn Sie mit einer ernsthaften Praxis beginnen wollen. Es gibt zwar ein paar Bücher und viele Anleitungen im Internet zu dem Thema, aber wer Pranayama falsch oder nicht angemessen praktiziert, tut sich nichts Gutes. Alles, was eine Wirkung hat, kann eine unerwünschte Wirkung haben. Das gilt nicht nur bei gesundheitlichen Beschwerden oder in der Schwangerschaft, sondern auch, wenn Sie gesund sind. Die Atemtechniken sind in ihrer Wirkung sehr unterschiedlich. Es gibt aktivierende, beruhigende und ausgleichende Pranayamas, solche, die innere Hitze erzeugen, und solche, die den Organismus kühlen. Manche Atemübungen regen die Verdauung an, andere vermindern die Übersäuerung im Körper oder reduzieren die Verschleimung. Um eine positive Wirkung zu gewährleisten, ist es wichtig, die Atemübungen auf Ihre Konstitution und Ihren augenblicklichen Zustand abzustimmen und sich darüber bewusst zu sein, wann Sie was und wie üben.
Ebenfalls eine Form von Pranayama ist die tiefe, ruhige und rhythmische Atmung während der Asana-Praxis. Ohne bewusste und kontrollierte Atmung sind die Körperhaltungen nur Gymnastik und kein Yoga. Im Ashtanga Vinyasa Yoga wird während der gesamten Asana-Praxis eine spezielle Atemtechnik eingesetzt, die sogenannte Ujjayi-Atmung 19 . Bei dieser Atemtechnik wird die Stimmritze sanft verengt, während gleichmäßig durch die Nase ein- und ausgeatmet wird.
Der Atem gibt uns unmittelbares Feedback, ob wir mit der nötigen Leichtigkeit praktizieren. Er soll in jeder Stellung unverändert langsam und tief sein. Selbst in herausfordernden Asanas oder bei dynamischen Vinyasas wie dem Sonnengruß muss der Atem ruhig und gleichmäßig durch die Nase fließen. Wenn das nicht möglich ist, üben wir zu intensiv. Der Atem dient als Kontrolle und als Fokuspunkt für den Geist.
Sich des Atems bewusst zu werden ist eine Möglichkeit,
im gegenwärtigen Augenblick anzukommen.
Thich Nhat Hanh
Atemübungen für den Alltag
Aus obengenannten Gründen finden Sie hier keine spezifischen Yoga-Atemtechniken. Stattdessen geht es um den bewussten Einsatz der Atmung im Alltag und um ein paar Atemübungen, die Sie problemlos immer und überall anwenden können.
Die Nasenatmung aktivieren
Bei der Nasenatmung wird die Luft gereinigt, erwärmt und angefeuchtet und durch den höheren Luftwiderstand wird das Zwerchfell trainiert. Über die Nase nehmen Sie mehr Prana auf als über den Mund, die Sauerstoffbindung im Blut ist höher und Ihre Organe werden besser mit Lebensenergie versorgt. Auf diese Weise halten Sie den Körper auf einem konstant hohen Energieniveau.
Die Mundatmung ist nur für Notfälle gedacht. Auf diese Weise können wir schneller größere Mengen an Sauerstoff aufnehmen als durch die Nase. Die Mundatmung hilft uns, in Fluchtsituationen oder bei einem Angriff leistungsfähig und wach zu sein. Wenn Sie sich körperlich sehr anstrengen, z.B. schnell laufen oder sprinten, dann ist die Mundatmung durchaus normal und sinnvoll, aber eben nur dann.
Sind Sie körperlich entspannt, emotional ausgeglichen und geistig klar, dann ist die Nasenatmung die natürliche Art zu atmen. Kurz: Bewusst ruhig durch die Nase zu atmen ist das einfachste Hausmittel gegen Stress.
Voll atmen
Wenn Sie Ihrem Atem Aufmerksamkeit schenken, wird er ganz von
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