Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
verriet. Will konnte sich denken, wie es dieses Mal ausging. Wie das Hornberger Schießen. Kawumm! Zwanzig Kids, die ängstlich schlotterten, da sie glaubten, das nächste Opfer des Mörders zu sein. Und welcher Schüler mochte es gewesen sein? Wer hatte noch einen Blutspritzer im Gesicht? Wer war auffällig genug? Und was, wenn der Täter ganz woanders zu suchen war? Ein frustrierter Dealer. Doch ein Erwachsener?
Aber warum dann der Mord in der Turnhalle?
Das Mädchen hatte den Täter überrascht, deshalb hatte sie sterben müssen. Soviel war klar und wurde auch verlautbart.
Was hatte der Täter in der Turnhalle gesucht? Ein Pädophiler? Vielleicht sogar der Sportlehrer, der dem Mädchen ein Kind gemacht und einen Mitwisser und schließlich sie selbst ausgelöscht hatte? War die Tote schwanger gewesen? Er brauchte Infos, viel mehr Infos!
Wills Phantasie machte Sprünge.
Wieder und wieder las er die Namen der Opfer, und beim zweiten Namen brach ihm der Schweiß aus.
Lars Friedrich.
Und Marlies Rieger. Die fünfzehnjährige Tochter des Serienmörders Dr. Mark Rieger.
16
Elvira Kreidler, duckte sich unter dem Blick von Oberstaatsanwalt Spinner, der sie anstarrte, als sei sie ein Krabbeltier, das sich direkt auf den Telefonhörer gesetzt hatte. Entweder er wischte es mit einem Handstreich weg oder er erschlug es.
» Zwei tote Kinder, Frau Kreidler. In einer Schule. Einem Ort, an dem Kinder sicher sein sollen, einem Ort, dem die Eltern vertrauen. Wissen Sie, was das für Ihre Gruppe, was das für das LKA bedeutet? Die Presse wird uns zerfetzen wie trockenes Papier, wenn wir nicht in wenigen Tagen einen Täter präsentieren. Was, verdammt, ist eigentlich in dieser Stadt los? Haben wir neuerdings ein Serienmördernest? Zuerst diesen Pfahlmörder, dann ausgerechnet einen Gerichtspsychologen, für den Sie sich auch noch stark gemacht haben, und nun ...«
Elvira Kreidler versuchte, Haltung zu bewahren. Schnippisch antwortete sie: »Und was nun ...?«
» Was weiß ich«, stöhnte Spinner, seine aggressiv nach vorne geschobenen Schultern sackten zusammen und unversehens sah er nur noch aus wie ein Mann, der einen großen Sack Probleme mit sich schleppte.
» Kinder, Frau Kreidler. Von mir aus eine Oma oder einen Bauarbeiter, aber Kinder? Und dann auch noch die Tochter von Dr. Rieger, der noch immer gesucht wird. Das alles ist derart verfilzt, dass mir der Kamm schwillt.«
» Es gibt Spuren, Herr Spinner.«
» Na klar. Ein Mitschüler, nicht wahr? Haben Sie eine Ahnung, was das für uns bedeutet?«
Oh ja, das wusste Elvira nur zu gut.
Dennoch erklärte der Oberstaatsanwalt: »Kinder sind bis zum 14. Lebensjahr strafunmündig und können nicht Verdächtige oder Beschuldigte in einem Strafverfahren sein. Und damit beginnt die Scheiße!«
Elvira schwieg. Sie wollte ihm seinen Lauf lassen und staunte über die rüde Ausdrucksweise des mächtigen Mannes. Seine Nerven lagen tatsächlich bloß.
» Jeder Anwalt wird uns in der Luft zerreißen, wenn wir ein Kind vernehmen. Die Angehörigen haben ein Auskunftsverweigerungsrecht, was mich wahnsinnig macht. Sie dürfen ihre Kinder schützen und wir müssen ihnen beweisen, dass sie etwas wissen, dass sie sich zu Mitschuldigen machen. Mitschuldig an wem? An einem Kind. Und das wiederum kann nicht beschuldigt werden, bis es 14 Jahre alt ist. Da beißt sich die Katze komplett in den Schwanz. Das ist Unlogik pur. Und als wäre das nicht alles, dürfen wir die Kinder nur mit Zustimmung der Eltern verhören. Papa und Mama hocken also bei der Vernehmung dabei und ziehen die Fäden.« Er schnaufte, übergewichtig und frustriert. »Wir kriegen nur dann einen Ergänzungspfleger dazu, wenn wir den Eltern etwas nachweisen können. Wie ich schon sagte: Katze, Katze!«
Elvira füllte dem Oberstaatsanwalt die Kaffeetasse, der einzige Mann, der in diesen Genuss kam.
S ie sagte: »Okay, da ein Kind nicht Beschuldigter sein kann, ist die Anwendung der Regelungen der StPO also relativ kompliziert. Dennoch besteht eine Möglichkeit, Informationen zu erheben. Nehmen wir an, das Kind steht in einer akuten Gefahr, dass es weiter straffällig wird und somit eine sozial angepasst weitere Entwicklung des Kindes verhindert wird. Dann dürfen wir verhören und das Kind unverzüglich dem Jugendamt überstellen, Fingerabdrücke nehmen und das Kinderzimmer durchsuchen.«
» Paragraphenreiterei. Fernab der Realität.« Er trank einen Schluck, schwarz. Er schüttelte langsam den Kopf. »Welches Kind
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