Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
auf dem Schiller-Gymnasium hat Eltern, die wir durch das Jugendamt ersetzen sollen? Das sind allesamt feine Leute mit drei Fernsehern und zwei Autos, viele von denen sehr gebildet mit ausreichend Geld für Top-Anwälte, Haus in Grunewald und Direktdraht zu Chanel und Dior auf dem Ku’damm. Die werden Zeter und Mordio schreien. Ganz zu schweigen von den Medien. Kinder, mein Gott! Sensibler geht’s nicht.«
Elvira Kreidler, Amtsbereichsleiterin der Abteilung Mord im Landeskriminalamt Berlin, versuchte nach wie vor, Ruhe zu bewahren. Wie heiß die Sache war, wusste sie. Und a uch wie gefährlich für ihre Karriere. Ihre wäre um Haaresbreite beendet gewesen, nachdem ihr hochgeschätzter Mark Rieger sich als Mörder herausgestellt hatte. Und ausgerechnet auf den musste sie zu sprechen kommen.
» Und wenn wir alle falsch liegen und es kein Mitschüler war? Zwar gibt es in der entsprechenden Klasse zwei Schüler, die durch aggressives Verhalten aufgefallen sind, einer hat einem Mitschüler vor zwei Jahren eine Füllerspitze ins Knie gestochen, aber deshalb sind die ja noch keine Mörder. Was mir nicht aus dem Kopf geht, ist die kleine Marlies Rieger.«
» Da sagen Sie was!« Spinners Fingerspitze schoss nach vorne. »Die Mutter der Kleinen springt im Dreieck! Sie ist der festen Überzeugung, es handele sich um den Racheakt von jemandem, der sich durch die Morde ihres Mannes auf den Schlips getreten fühlt. Das andere Kind sei sozusagen Fallobst, es ginge nur um ihre Tochter. Und wer ist schuld? Wer hat Rieger noch nicht gefasst? Wer ließ zu, dass irgendwer sich an der Familie Rieger rächte? Selbstverständlich die böse Polizei! Sie, Frau Kreidler! Und wird Gabi Rieger, vormals Gattin des Psychopathen, die nächste sein? Sie hat Angst, sie ist sauer und sie trauert. Das, liebe Frau Kreidler, ist eine brisante Mischung, die uns um die Ohren fliegen wird, wenn Ihnen und Ihren Leuten nicht bald was einfällt.«
Die Drohung war – Kaffee hin oder her – unüberhörbar!
» Vermutlich ist es wirklich das Beste, Sie lassen die Mitschülertheorie fallen und konzentrieren sich auf das Mädchen. Vielleicht lockt der Mord ja sogar den guten Dr. Rieger aus dem Versteck und wir schlagen zwei Fliegen mit einer Zeitung, platsch, hahaha!«
Spinner erhob sich s chwer. Seine Stirn glänzte vor Fett und Schweiß. In seinem Blick standen Zorn und Mitleid gleichermaßen. Er musste nichts mehr sagen. Er nickte und verließ das Büro.
Elvira starrte auf die halbleere Kaffeetasse. Oder war sie halbvoll?
Unwichtig! Sie hatte ein echtes Problem.
Und fast ohne es zu wollen, beschloss sie eine Alternative. Sie suchte in ihrem Handy und fand die Nummer. Sie wählte und lächelte, als abgenommen wurde.
»Hallo, Herr Prenker. Ich brauche Sie.«
17
»Wenn es ein Mitschüler war, will ich es wissen!«, sagte Elvira Kreidler.
Will brauchte fünf Sek unden, um eins und ein zusammenzuzählen. Er lächelte und hätte am liebsten die Füße auf Kreidlers Schreibtisch gelegt, so gut ging es ihm.
» Hören Sie auf, so süffisant zu grinsen«, schnappte die Kreidler. »Sie sind der einzige fähige Mann, den ich kenne, der unter einem Deckmantel ermitteln kann ...«
» ... ohne dass man euch was am Leder flickt, stimmt’s?«
» Wenn Sie das so sehen wollen, ja!«
» Okay, ich knöpfe mir also die Mitschüler der Opfer vor. Ganz diskret.«
» Und wenn Sie nicht diskret genug sind, kenne ich Sie nicht, ist das klar?«
» Und warum sollte ich das tun? Sie wissen ganz sicher, dass es mir nicht schlecht geht. Finanziell ...«
» Hören Sie auf, zu labern, Prenker!«, stieß Elvira Kreidler aus. »Halten Sie mich für dämlich? Glauben Sie, ich weiß nicht, dass ein Deal mit Rumpelstilzchen immer auf beiden Seiten beruht?«
» Also?« Will beschloss, die Beleidigung zu überhören.
» Sie erhalten nach der Aktion Zugang zu jedem Gefangenen, soweit es in meiner Macht liegt. Für weitere drei Bücher ist also gesorgt. Sie bekommen Informationen, so viele Sie wollen, ohne an einem Fall beteiligt zu werden. Reicht das?«
» Ihnen geht Ihr hübscher Popo auf Grundeis, nicht wahr?«
» Und Sie wissen das. Ja, so ist es. Fangen Sie jetzt bloß nicht an, um ein Feuer zu tanzen. Sie bekommen über meinen Schreibtisch alle Spesen erstattet und 200 Euro pro Tag als Aufwandsentschädigung.«
Will schmunzelte. »Und wo soll ich anfangen?«
Elvira Kreidler klatschte Will eine Mappe mit kopierten Unterlagen auf den Tisch. »Lesen Sie das und Sie
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