Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
den dunklen Gassen geschieht.«
» Okay. Also?«
» Legen wir los, Oliver.«
Sie beeilten sich.
Franco sprang den alten Penner an. Der stank nach Schnaps und rollte sich grunzend auf seiner Decke zusammen. Weiter weg gab es Kommentare, doch niemand kümmerte sich um den Mann und den Jungen, die nur als Schemen zu erkennen waren. Vielleicht hatte der alte Pedro Besuch von seiner Familie? Von seinem Enkel vielleicht?
» Tue es!«
Heute hatte Franco ein Kochmesser in seiner Gürteltasche. Er hatte es in einem Supermercado gekauft.
Oliver schnappte sich die Waffe und stach zu.
»In den Hals. Dann geht es schneller.«
» Okay!« Oliver stach in den Hals, mechanisch fast, wie ein professioneller Schweineschlächter. Der Penner grunzte, zuckte und verblutete auf der Stelle. Das Blut pumpte in seinen speckigen Mantel. Er konnte nicht mehr um Hilfe rufen und an Flucht war nicht zu denken.
» Sehr gut, Oliver!«
So werde ich den Mörder meiner Tochter töten. Aber ich werde mir Zeit lassen. Er wird nicht einfach verbluten, er wird leiden, lange leiden.
»Fertig?«
» Nicht ganz. Schneide ihm die Hand ab.«
Ich werde dem Mörder meiner Tochter die Hand abschneiden, aber bei lebendigem Leibe. Ich werde ihn Stück für Stück auseinander schneiden, bis er vor Schmerzen wahnsinnig wird!
»Aber ...«
» Tue es!«, zischte Franco.
Oliver schnappte sich die schmutzige Hand und begann zu sägen. Als er auf den Knochen traf, sagte Franco: »Das genügt. Nun weißt du, wie schwer es ist, Gliedmaßen abzutrennen. Lass uns verschwinden.«
Und das taten sie. Wie Schatten in der Nacht.
30
Noch nie in seinem Leben hatte Oliver so viel Spaß gehabt wie mit Franco Sola. Der Mann begriff ihn, viel mehr, als Papa oder Mama es taten. Außerdem war er mutig und tat Dinge, die Papa und Mama niemals vollbracht hätten. Franco Sola war in sein Leben getreten wie ein Zwilling, nach dem er schon Zeit seines Lebens gesucht hatte. Ein Mensch, der begriff, wie wichtig es für Oliver war, seine Möglichkeiten auszuloten. Ein Mensch, der begriff, wie anders er war.
Oliver fragte sich hin und wieder, ob er sich schämte, anders zu sein.
Er wusste, dass sich manche Dinge im Leben nie änderten und fürchtete, für immer der zu sein, der er war. Also würde er lernen müssen, damit zu leben, es zu akzeptieren. Und Franco Sola half ihm dabei.
Niemals hätte Franco von ihm verlangt, dumme Dinge zu tun, die andere Kinder so toll fanden. Franco forderte nicht, er solle sich verhalten, so sein, wie ein Zwölfjähriger eigentlich war.
Franco nahm ihn ernst.
Obwohl Papa und Mama ihn liebten, hatten sie ihn nie ernst genommen. Stattdesse n erdrückten sie ihn mit ihrer Liebe und der Furcht, jemand könne erfahren, was sich hinter den biederen Mauern des Eigenheimes abspielte. Zwei Morde hatte Oliver begangen. Das genügte, um für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu kommen, obwohl er es nicht wirklich glaubte. Schließlich wusste man nicht von Kindern, die im Gefängnis waren. Aber was würde mit einem wie ihm geschehen?
Vermutlich hatte Papa recht, wenn er fürchtete, sein Sohn würde hinter den Mauern einer Nervenheilanstalt verschwinden, so etwas wie das Arkham Asylum vielleicht, wohin Batman die schizophrenen Verbrecher brachte, ein Pfuhl des Wahnsinns mit düsteren feuchten Gängen und brutalen Wärtern.
Franco würde auf ihn aufpassen und dafür sorgen, dass ihm nichts geschah. Franco liebte ihn nicht, und das war gut so. Liebe war für Oliver ein Begriff, den er zwar zu ergründen versucht hatte, aber dessen Kern er nicht fand. Diejenigen, die liebten, schienen damit sehr glücklich zu sein, zufrieden, ausgeglichen.
Und doch waren sie N arren und was half ihnen ihre Liebe, wenn sich eine Klinge in ihren Hals bohrte? Wo waren ihre Gedanken, bevor die Augen brachen? Was hatte Lars empfunden, als er Oliver anschaute, während das Blut aus ihm sprudelte? Hatte er daran gedacht, wie oft er Oliver einen Knochen genannt hatte? Wie oft er dafür gesorgt hatte, dass Oliver stets als Letzter in eine Mannschaft gewählt worden war? Der immer am lautesten gelacht hatte, wenn Oliver den Bocksprung nicht schaffte und wie ein müder Frosch darauf sitzen blieb, den Blicken seiner Mitschüler ausgesetzt wie ein gelähmtes Ungeheuer.
Sollten sie sich i hre Liebe in den Arsch stecken oder wer weiß wohin.
Franco liebte nicht.
Er musste ein schlimmes Schicksal erlebt haben, um so zu werden, wie er war. Genau das fand Oliver
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