Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
viel zu verstörend für die beiden netten Menschen, um die Lüge noch länger zu verbergen. Sie brachen zusammen.
» Ja, er hat sie umgebracht«, schluchzte Frau Strauss. Sie tat Will leid, denn sie wirkte zerbrechlich und sehr attraktiv, wohingegen Herr Strauss aussah, als wäre er einem Physikerkurs entsprungen und hätte sich nur ausnahmsweise und zwangsverpflichtet in kurze Hosen geworfen, selbstverständlich mit Socken und Sandalen.
» Ihr Sohn hat tatsächlich die zwei Kinder getötet?« Obwohl er auf diese Antwort gehofft hatte, konnte Will es nicht glauben. Es war so .... absurd.
» Was sollen wir tun?«, fragte Herr Strauss.
Will zuckte zusammen. Der Mann mochte aussehen wie ein Biedermann, doch er spürte die Kraft, die in dieser Person steckte, und er spürte die Liebe der beiden Menschen.
» Ich weiß, wie grauenvoll das für Sie sein muss«, beruhigte Will die beiden.
» Grauenvoll?« Frau Strauss blickte ihn an. Wow, hübsche Augen! »Es ist furchtbar, Herr Prenker! Wir sind hier, um unseren Sohn zu beschützen und ihm Gutes zu tun, nun kommen Sie und zerschlagen unsere Welt.«
Ja, das tat er, war sich Will bewusst und er hatte tiefes Mitgefühl mit der Frau.
» Ihr Sohn ist nicht strafmündig«, versuchte er, die Situation zu entschärfen. »Er wird nicht ins Gefängnis kommen, allerdings wird man sich seiner annehmen.«
» Jugendamt? Psychiatrie?«, entfuhr es Herrn Strauss.
» So würde ich das nicht sehen«, wiegelte Will ab, obwohl er wusste, dass man es genauso sehen würde.
» Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie es ist, so ein Kind aufzuziehen?«, flüsterte Frau Strauss. Das war der Moment, in dem Will begann, sich zu schämen. Wie er diesen Job hasste, wie gerne er jetzt in Elviras Armen liegen würde. Das hier war Oberscheiße! Und es ging ihm näher, als er gewollt hatte.
» Nein, das kann ich nicht, Frau Strauss.«
» Wir lieben ihn so sehr. Er kann doch nichts dafür, dass er so ist. Es ist ein Hirnschaden, verstehen Sie? Er empfindet kein Mitgefühl. Wir haben alles versucht, Therapie, Gespräche ... aber er ist eben so. Verstehen sie das?«
Nein, er verstand es nicht.
»Sollten wir ihn töten, als wir es erfuhren? Beiseite schaffen? Oder zu ihm stehen?« Frau Strauss hatte Tränen in den Augen, in denen sich die Sonne brach. Ein weicher Wind wehte unter das Sonnendach, unter dem sie saßen und bedient wurden.
» Selbstverständlich nicht«, stotterte Will. Das hier ging über seine Kraft. So seltsam dieses Paar wirkte, so voller Liebe für ihr Kind, sie würden niemals ins Gefängnis gehen. Kein Richter würde auf Mitwisserschaft entscheiden, nicht bei diesen Menschen.
Stefan Strauss richtete sich auf. Er reckte sein Kinn vor und strahlte eine Kraft aus, einen Willen, wie Will es bezüglich dessen Socken nie erwartet hätte. »Es ist unser Sohn. Wir haben viel dafür getan, dass er bei uns war.«
Ein seltsamer Satz.
» Ja, viel getan, Herr Prenker. Er kam nicht einfach so. Es kostete uns zwei Jahre unseres Lebens, um sagen zu können ... wir bekommen ein Kind. Wir wollten es. Und als er da war, unser Junge, waren wir glücklich. Sie müssten ihn sehen. Er ist so hübsch, so klug, kein Zwölfjähriger. Er geht glatt für Fünfzehn durch. Er ist so intelligent. Aber er hat diesen Hirnschaden. Niemand weiß, wann es geschah, vielleicht schon bei der Geburt, vielleicht auch, weil dieser verdammte Scheißsamen aus meinen Nebenhoden geholt wurde. Wie es scheint sollte man kein Kind bekommen, wenn man es nicht selbst machen kann. Vielleicht schlummerte da, wo der Samen hergeholt wurde, nur Schrott.«
Will fühlte, wie der Mann darunter litt, der leibliche Vater zu sein, der er mit natürlichen Mitteln nie hätte sein können.
» Aus den Nebenhoden, verstehen Sie? Irgendein verdammtes Spermium. Normalerweise kämpfen Millionen davon und der Stärkste gewinnt, aber mir hat man aus meinem verfluchten Sack dieses eine entnommen.«
Stefan Strauss sah aus, als wolle er aufspringen, um sich schlagen und weinen gleichzeitig.
Will nahm sich zurück. Er schwieg, versuchte, die Situation zu entspannen, dann murmelte er fast beiläufig: »Wo ist Oliver?«
In ihren Gesichtern zuckte es, und dann lächelten beide gleichzeitig.
»Nicht auf Gran Canaria, Herr Prenker! Nicht hier. Oliver ist wieder in Berlin.«
33
Franco und Oliver saßen im Flugzeug nebeneinander und der Junge kuschelte sich an den Mann.
Er fühlte sich sicher.
Alles war gut.
In Berlin würde er lernen,
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