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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Hülle die Welt. Ich lief durch die Flure, saß die Unterrichtsstunden ab und starrte die Menschen in der Nähe an, als sähe ich sie zum ersten Mal. In der Pause knuffte mich jemand, und ich folgte ihm durch den Flur und stellte mir vor, wie es wäre, mich langsam und genüsslich an ihm zu rächen, sobald er im Keller am Haken hing. Dann schüttelte ich den Kopf und setzte mich schwer atmend auf die Treppe. Das war nicht richtig. Dagegen hatte ich mein Leben lang angekämpft. Die Schüler strömten an mir vorbei wie das Vieh im Schlachthof oder wie die Blutkörperchen in den Arterien. Sobald die laute Glocke sie rief, verschwanden sie wie Küchenschaben in ihren Löchern. Ich schloss die Augen und dachte über Mr Crowley nach. Nur deshalb tust du es, nur deshalb willst du es. Lass alles andere ruhen. Ich holte tief Luft, stand auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich musste in den Unterricht. Ich musste normal sein.
    Als die Stunde halb vorbei war, rief der Direktor alle Lehrer zu einer Sondersitzung. Fünfzehn Minuten später kehrte Ms Parker, meine Englischlehrerin, leichenblass zurück. Alle verstummten, als sie eintrat, und dann trat sie langsam zum Pult und setzte sich schwerfällig, als laste die ganze Welt auf ihren Schultern. Es hatte offensichtlich mit dem Mörder zu tun, und ich fürchtete schon, Crowley habe abermals zugeschlagen, und ich hätte es verpasst. Aber nein, es war zu früh. Sie hatten wohl die toten Polizisten gefunden.
    Nach einer Minute tödlichen Schweigens, das niemand brechen wollte, hob Ms Parker den Kopf.
    »Lasst uns weitermachen.«
    »Moment mal«, wandte Rachel ein, eine von Marcis besten Freundinnen. »Wollen Sie uns nicht sagen, was passiert ist?«
    »Es tut mir leid«, sagte Ms Parker, »ich habe gerade sehr schlechte Neuigkeiten erfahren. Es ist nichts weiter.« Sie blinzelte dabei mit geröteten Augen, als müsse sie gleich weinen.
    »Es scheint so, als hätten alle Lehrer schlechte Neuigkeiten erfahren«, bohrte Marci. »Ich finde, wir haben das Recht zu erfahren, was passiert ist.«
    Ms Parker rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich sollte vernünftiger damit umgehen. Deshalb haben sie es auch zuerst den Lehrern gesagt. Wir sollen es euch leichter machen. Offenbar mache ich meine Sache nicht sonderlich gut.« Sie trocknete sich die Augen und schaute auf. »Direktor Layton hat uns gerade darüber informiert, dass zwei weitere Tote gefunden wurden.« Wie aus einem Mund keuchten die Schüler auf. »In der Innenstadt hat man im Kofferraum eines Autos zwei tote Polizisten entdeckt.«
    Brooke war in diesem Semester nicht in meiner Klasse. Ich fragte mich, ob ihr Lehrer ihr das Gleiche sagte. Wie würde Brooke darauf reagieren?
    »Ist es wieder derselbe Täter?«, fragte ein Bursche namens Ryan, der zwei Reihen hinter mir saß.
    »Das nimmt man jedenfalls an«, erklärte Ms Parker. »Die … Wunden … der Opfer gleichen den ersten dreien. Außerdem wurde der gleiche … das gleiche schwarze Zeug gefunden.«
    »Kennen Sie die Namen der Polizisten?«, fragte Marci. Sie war kreidebleich. Ihr Dad war Cop.
    »Deinem Dad ist nichts passiert, Liebes. Er war derjenige, der das Auto fand und den Bericht verfasste.«
    Marci brach in Tränen aus, und Rachel stand auf und umarmte sie.
    »Hat der Killer etwas von den Leichen mitgenommen?«, wollte Max wissen.
    »Ich glaube, das ist jetzt etwas unangemessen, Maxwell«, tadelte die Lehrerin.
    »Jede Wette, dass er was mitgenommen hat«, brummelte Max.
    »Ich weiß, wie schwer das ist«, sagte Ms Parker. »Glaubt mir, ich … nun ja, ich bin so erschüttert wie ihr. Wir haben eine Schulpsychologin, die jeder aufsuchen kann, wenn er möchte, aber wenn ihr mit mir reden, auf die Toilette gehen oder nur still dasitzen wollt … wir können auch hier in der Klasse darüber sprechen …« Sie barg das Gesicht in den Händen. »Es heißt, wir sollten uns keine Sorgen machen, und das Profil sei wie zuvor oder so – ich weiß nicht, ob euch das tröstet, es tut mir leid. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll.«
    »Es bedeutet, dass sich seine Methode nicht verändert hat«, warf ich ein. »Sie machen sich Sorgen, weil wir denken könnten, es würde immer schlimmer, da es dieses Mal zwei Tote und nicht nur einen gibt.«
    »Danke, John«, sagte Ms Parker. »Wir wollen uns aber nicht mit den … mit den Methoden des Verbrechers befassen.«
    »Ich erkläre nur, was die Cops damit sagen wollten«, fügte ich hinzu. »Anscheinend

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