Ich bin kein Serienkiller
ich.
»Mit dem hier kannst du alle deine Bücher tragen, ohne ihn zu zerreißen.«
»Danke, Margaret.« Ich stellte den Rucksack zur Seite und nahm mir vor, umgehend die bescheuerte Wasserflasche zu entfernen.
»Ich habe das noch nicht selbst gelesen, und vielleicht magst du es auch gar nicht«, sagte Lauren. Sie reichte mir ihr Geschenk, das sehr nach einem Buch aussah. »Aber es wurde verfilmt, und der Titel schien irgendwie zu passen.«
Ich öffnete das Päckchen und fand ein dickes Comic-Heft – eine Graphic Novel oder wie man so etwas nannte. Der Titel lautete Hellboy . Ich hob das Heft hoch und deutete darauf, und Lauren grinste.
»Das sind zwei Geschenke auf einmal«, lachte sie. »Ein Comic und ein Spitzname.«
»Juchhu«, erwiderte ich.
»Der Erste, der ihn Hellboy nennt, muss seine Geschenke draußen auspacken«, drohte Mom kopfschüttelnd.
»Trotzdem vielen Dank«, sagte ich zu Lauren. Sie lächelte.
»Jetzt öffnet die Geschenke eures Vaters.« Lauren und ich nahmen unsere Päckchen. Sie waren in einfaches braunes Packpapier gewickelt. Wir hatten sie so gelassen, falls das Geschenk darin nicht noch einmal verpackt war. Bei Dad konnte man nie wissen. Mein Päckchen war klein, ungefähr so groß wie ein Schulbuch, aber erheblich leichter. Ich ritzte das Packband mit meinem Schlüssel auf. Drinnen fand ich eine Karte und einen iPod. Langsam und behutsam klappte ich die Karte auf und gab mir Mühe, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sie war mit einer albernen Cartoonkatze und mit einem dieser schrecklichen Gedichte über den besten Sohn der Welt ausgestattet. Unten hatte Dad noch eine Nachricht hinzugefügt, die ich schweigend las.
Hallo, Tiger ! Fröhliche Weihnachten ! Ich hoffe, Du hattest ein gutes Jahr. Genieß das neunte Schuljahr, so gut Du kannst, denn im nächsten Jahr beginnt die Highschool, und das wird schwieriger. Die Mädchen werden sich um dich reißen ! Der iPod wird Dir sicherlich gefallen. Ich habe meine Lieblingsmusik aufgenommen. Die Songs, die wir früher zusammen gesungen haben. Das ist, als hättest Du Deinen Dad in der Hosentasche. Wir sehen uns !
Sam Cleaver
Er war ein Jahr zu spät dran, denn ich ging bereits zur Highschool, aber auf die Musik war ich wirklich gespannt. Ich wusste nicht einmal, wo Dad lebte. Er hatte wie üblich keinen Absender auf das Päckchen geschrieben, aber ich erinnerte mich, wie wir im Auto gefahren waren und die Lieder seiner Lieblingsbands mitgesungen hatten: Die Eagles, Journey, Fleetwood Mac und so weiter. Jetzt konnte ich meinen iPod herausholen, einen Song auswählen und meinem Vater näher sein als irgendwann in den letzten fünf Jahren.
Der iPod steckte noch in der Plastikhülle. Verwirrt riss ich die Folie auf und öffnete die Schachtel. Der iPod war unberührt und der Speicher völlig leer. Er hatte es vergessen.
»Verdammt, Sam«, sagte Mom. Sie hatte mir über die Schulter gesehen und die Weihnachtskarte gelesen – das falsche Schuljahr und das Versprechen, das er gleich wieder gebrochen hatte. Müde ließ sie den Kopf hängen und rieb sich über die Schläfen. »Es tut mir so leid, John.«
»Das ist cool«, sagte Lauren und warf mir einen Blick zu. »Ich habe einen tragbaren DVD-Player und eine DVD von der Apple Dumpling Gang bekommen. Anscheinend haben wir das früher immer zusammen gesehen, und er dachte, das sei etwas Besonderes. Ich kann mich bloß nicht daran erinnern.«
»Er macht mich immer so wütend.« Mom stand auf und ging in die Küche. »Er kann nicht mal eure Liebe erkaufen, ohne es zu verbocken.«
»Ein iPod ist doch gar nicht schlecht«, beschwichtigte Margaret sie. »Was stimmt denn damit nicht?« Dann las sie die Karte und seufzte. »Er hat es sicher nur vergessen, John.«
»Das ist ja das Problem!«, rief Mom aus der Küche herüber. Lautstark stapelte sie das Geschirr und machte ihrem Ärger Luft, während sie es durchs Spülbecken zog und dann in die Maschine räumte.
»Trotzdem«, fuhr Margaret fort. »Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, einen leeren Player zu haben. So kannst du selbst aufnehmen, was du hören willst. Darf ich ihn mir mal ansehen?«
»Nur zu.« Ich stand auf. »Ich gehe raus.«
»Warte, John!«, rief Mom und stürmte aus der Küche herüber. »Wir wollen doch noch den Nachtisch essen. Ich habe zwei verschiedene Kuchen und Schlagsahne gekauft, und …«
Ich hörte nicht auf sie, sondern schnappte mir im Flur meinen Mantel von der Garderobe und knallte die
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