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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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geschafft? Ich habe sie fünfmal eingeladen, aber sie wollte nicht verbindlich zusagen.«
    »Wir hatten gestern Abend ein wirklich gutes Gespräch«, erklärte Margaret. »Außerdem glaube ich, ihr Freund hat sie gerade sitzen gelassen.«
    Mom sah sich hektisch um. »Wir haben gar nicht für vier Leute geplant … John, lauf doch mal runter und hol noch einen Stuhl, den wir an den Tisch stellen können. Ich decke inzwischen für Lauren. Margaret, du bist ein Schatz.«
    »Ich weiß.« Margaret zog sich den Mantel aus. »Was tätest du nur ohne mich?«
    Ich saß am Fenster und starrte zu Mr Crowleys Haus hinüber. Mom musste mich noch zweimal bitten, einen Stuhl zu holen, bis ich endlich aufstand, ihren Schlüssel nahm und ging. Erst seit ein paar Tagen durfte ich den Schlüssel wieder in die Hand nehmen, und dies auch nur deshalb, weil sie für Weihnachten zu viel zu essen eingekauft hatte und wir einen Teil in der Kühltruhe der Leichenhalle lagern mussten. Auf der Treppe begegnete mir Lauren.
    »Hallo, John«, sagte sie.
    »Hallo, Lauren.«
    Sie blickte zur Tür hoch. »Hat sie gute Laune?«
    »Sie wäre fast ohnmächtig geworden, als Margaret ihr sagte, dass du kommst. Wahrscheinlich bringt sie gerade dir zu Ehren eine Ziege um.«
    Lauren verdrehte die Augen. »Wir werden ja sehen, wie lange sich das hält.« Sie schielte wieder nach oben. »Bleib in der Nähe, ja? Vielleicht brauche ich Verstärkung.«
    »Ich auch.« Ich stieg eine Stufe weiter hinunter, dann hielt ich inne und drehte mich noch einmal zu ihr um. »Du hast etwas von Dad bekommen.«
    »Das gibt’s doch nicht.«
    »Es wurde gestern geliefert – jeder von uns hat ein Päckchen von Dad.« Ich hatte meines geschüttelt, eingedrückt und gegen das Licht hochgehalten, wusste aber immer noch nicht, was es enthielt. Eine Karte hätte mir sogar schon gereicht. Es war das erste Mal seit dem letzten Weihnachten, dass wir wieder etwas von ihm hörten.
    Ich holte einen Stuhl aus der Kapelle der Leichenhalle und trug ihn nach oben. Mom flitzte schon hin und her, redete laut mit sich selbst, nahm den beiden die Mäntel ab und sah nach dem Essen. Das war ihre Art, jemandem indirekt Aufmerksamkeit zu schenken. Sie redete nicht mit Lauren und behandelte sie nicht bevorzugt, zeigte jedoch, dass ihre Tochter ihr wichtig war, indem sie etwas für Lauren tat. Das war ganz reizend, obschon auch der übliche Vorwurf mitschwang: Ich rackere mich für dich ab, und dir ist es völlig egal. Meiner ersten Schätzung nach würde es drei Stunden dauern, bis Lauren aufgebracht hinausstürmte. Wenigstens blieb uns damit genug Zeit, um zu essen.
    Zu Mittag gab es Schinken und Kartoffeln. Mom hatte die Lektion von Thanksgiving gelernt und versuchte gar nicht erst, alles selbst zu machen. Wir hatten den Schinken vorgekocht gekauft, ein paar Tage in der Leichenhalle gelagert und am Vormittag einfach aufgewärmt. Fast eine halbe Stunde lang aßen wir schweigend.
    »Wir brauchen noch etwas Weihnachtliches.« Margaret legte brüsk die Gabel beiseite. »Etwa Weihnachtslieder?«
    Wir starrten sie an.
    »Damit habe ich auch nicht gerechnet«, sagte sie. »Also Witze. Jeder erzählt einen Witz, und der beste bekommt einen Preis. Ich beginne. Hast du schon Geometrie gehabt, John?«
    »Ja, warum?«
    »Egal«, meinte Margaret. »Es war einmal ein Indianerhäuptling, der hatte drei Töchter. Alle tapferen Krieger in seinem Stamm wollten die Töchter heiraten, also beschloss er, einen Wettkampf abzuhalten. Die Krieger sollten auf die Jagd gehen, und die drei, die die besten Felle mitbrachten, sollten seine Töchter heiraten.«
    »Den kennen wir schon.« Lauren verdrehte die Augen.
    »Ich nicht«, widersprach Mom. Ich kannte ihn auch nicht.
    »Dann erzähle ich weiter, und wehe, du verrätst die Pointe«, drohte Margaret lächelnd. »Also, die Krieger gingen auf die Jagd und kehrten nach langer Zeit mit Wolfsfellen, Kaninchenfellen und so weiter zurück. Der Häuptling war nicht beeindruckt. Eines Tages kam jedoch ein Krieger mit dem Fell eines Grizzlybären, was recht erstaunlich war. Der Häuptling gab ihm seine jüngste Tochter zur Frau. Dann kam der Nächste mit dem Fell eines Eisbären, was noch erstaunlicher war, und der Häuptling gab ihm seine mittlere Tochter. Sie warteten und warteten, und endlich kam der letzte Krieger mit der Haut eines Nilpferds.«
    »Ein Nilpferd?«, fragte Mom. »Ich dachte, wir sind in Nordamerika.«
    »Richtig«, bestätigte Margaret. »Deshalb war die

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