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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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ihrer Arbeit in Großbritannien bestand im Transport schwerkranker Kinder, die andere in ihrer intensivmedizinischen Versorgung. Doch eine Situation wie diese war auch für sie neu. Peshawar war für Menschen aus dem Westen gefährlich. Doch erst als sie mich gegoogelt hatte, war ihr bewusst geworden, wie bedrohlich die Mission wirklich war. »Wäre Malala etwas passiert, hätte man sofort in der weißen Frau die Schuldige gesehen«, sagte sie später. »Wäre Malala gar gestorben, hätte ich Pakistans Mutter Teresa getötet.«
    Sobald wir in Rawalpindi landeten, brachte ein Notarztwagen mit Militäreskorte uns in das Armed Forces Institute of Cardiology ( AFIC ). Beunruhigt erkundigte sich mein Vater, ob man in einem Institut der Kardiologie überhaupt wisse, wie mit Kopfverletzungen umzugehen sei. Dr. Reynolds versicherte ihm, dieses Krankenhaus habe in Pakistan die beste Intensivmedizin, mit der modernsten Ausrüstung. Alle Ärzte seien in Großbritannien ausgebildet worden. Die Krankenschwestern aus Birmingham erwarteten uns bereits. In der Zwischenzeit hatten sie die Kardiologie-Schwestern in die speziellen Versorgungsmaßnahmen von Patienten mit Kopfverletzungen eingewiesen.
    Die nächsten drei Stunden kümmerten sie sich nur um mich. Ich bekam andere Antibiotika und weitere Blutkonserven, da ich auf die bisherigen Bluttransfusionen negativ zu reagieren schien. Schließlich hieß es, ich sei stabil.
    Der Krankenhauskomplex wurde vollständig abgeriegelt. Ein ganzes Bataillon Soldaten war zu seiner Bewachung abkommandiert, und auf den Dächern lagen Scharfschützen. Niemand wurde hineingelassen. Die Ärzte mussten Uniform tragen. Patienten durften nur von ihren nächsten Verwandten Besuch erhalten, und diese Besuche unterlagen wiederum strengen Sicherheitsvorkehrungen. Meinen Eltern wurde ein Major zugeteilt, der ihnen auf Schritt und Tritt folgte, was meinen Vater ein wenig beunruhigte. Schließlich warnte ihn mein Onkel dauernd: »Sei bloß vorsichtig! Vielleicht sind Leute vom Geheimdienst darunter.«
    Meine Familie bekam drei Zimmer in der Offiziersunterkunft. Ihre Handys mussten sie abgeben, angeblich aus Sicherheitsgründen. Aber vielleicht wollte man meinen Vater auch daran hindern, Informationen an die Medien zu geben. Jedes Mal, wenn meine Eltern den kurzen Weg von der Unterkunft zum Krankenhaus zurücklegen wollten, musste das zuvor per Funkgerät angekündigt werden. Das gesamte Prozedere dauerte mindestens eine halbe Stunde. Sogar wenn sie nur den Speisesaal aufsuchen wollten, wurden die Wachen alarmiert. Wie gesagt, niemand durfte den Teil des Krankenhauses betreten, in dem ich lag – nicht einmal der damalige Premierminister Raja Pervez Ashraf, der mich besuchen wollte. Auf den ersten Blick mochten all diese Sicherheitsvorkehrungen übertrieben erscheinen, doch im Verlauf der vergangenen drei Jahre war es den Taliban mehrfach gelungen, sich sogar zu den am schärfsten bewachten militärischen Einrichtungen Zutritt zu verschaffen und ihre Anschläge durchzuführen, so zum Beispiel auf den Marinestützpunkt Mehran, den Luftwaffenstützpunkt in Kamra und auf das Generalhauptquartier, das nur ein Stück die Straße hinunter lag. Es bestand also sehr wohl Gefahr, dass die Taliban einen Anschlag auf uns verüben könnten.
    Mein Vater hatte Warnungen erhalten, dass man auch meine Brüder nicht verschonen würde. Khushal hielt sich zu der Zeit noch in Mingora auf, und so machte mein Vater sich ziemliche Sorgen. Später wurde aber auch Khushal zu meiner Familie nach Rawalpindi gebracht. In der Offiziersunterkunft gab es weder Internet noch Computer, doch Yaseem Mama, der Koch, war sehr zuvorkommend. Er versorgte meine Familie regelmäßig mit Zeitungen und allem anderen, was sie sonst noch brauchten. Yaseem meinte, er sei stolz, meiner Familie das Essen servieren zu dürfen. Seine Güte ging meiner Familie so zu Herzen, dass sie ihm unsere Familiengeschichte erzählten. Er wollte ihnen mit seinen Speisen Kraft geben und ihr Leid lindern. Da sie kaum etwas aßen, bereitete er die köstlichsten Gerichte zu und tischte ihnen Kuchen und Eiercreme auf, um ihren Appetit anzuregen. Irgendwann meinte Khushal, der Esstisch sehe so leer aus, wenn nur vier Leute daran säßen. Sie fühlten sich nicht vollständig.
    In einer der von Yaseem mitgebrachten Zeitschriften las mein Vater zum ersten Mal von dem Aufschrei, den das Attentat auf mich im Ausland ausgelöst hatte. Die ganze Welt schien sich zu empören. Ban

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