Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
ist das Ausbrechen aus dem Gefängnis der Urteile und der Verurteilungen, ist bedingungslose Aufnahme. Der «Glaube der Väter» ist nicht das gleiche wie
mein
Glaube, auch wenn ich in der Ausübung
meines
Glaubens das gleiche Erlebnis entdecken kann wie sie, mit dem gleichen Gegenstand wie sie.
Es gibt eine Art des religiösen Erlebnisses, die sich qualitativ von dem gerade beschriebenen, sich des Eltern-Ichs entäußernden Erlebnis unterscheiden mag. Das ist das Gefühl großer Erleichterung, das aus der totalen Anpassung an das Eltern-Ich entsteht. «Ich werde mein böses Tun aufgeben, und genauso sein, wie ihr (das Eltern-Ich) mich haben wollt.» Ein Beispiel dafür ist eine «bekehrte» Frau, die sich zum Beweis ihrer Erlösung als erstes den Lippenstift abwischt. Rettung wird nicht als unabhängige Begegnung mit einem gnädigen Gott verstanden, sondern als die endlich gewonnene Anerkennung der Frommen, von denen die Regeln stammen. Der «Wille Gottes» ist der Wille des Eltern-Ichs in der Gemeinde. Freud glaubte, dass die religiöse Ekstase so entsteht: Das Kindheits-Ich fühlt sich omnipotent, weil es sich dem omnipotenten Eltern-Ich ergeben hat. Die Grundeinstellung heißt ICH BIN O.K. SOLANGE ICH … Die Versöhnung bewirkt so köstliche Gefühle, dass man nach einer Wiederholung hungert. So kommt es zum «Rückfall», der den Weg zum nächsten «Versöhnungs»-Erlebnis pflastert. Das Erwachsenen-Ich ist an diesem Erlebnis nicht beteiligt. Das religiöse Erlebnis von Kindern mag dem entsprechen. Wir können die religiösen Erlebnisse anderer nicht beurteilen, weil es keine sichere, objektive Möglichkeit gibt zu wissen, was ihnen wirklich widerfährt. Wir können nicht sagen, das Erlebnis eines Menschen sei echt und das eines anderen nicht. Eine subjektive Einschätzung lässt sich jedoch glauben, dass ein Unterschied besteht zwischen einem religiösen Erlebnis, das auf dem Beifall des Eltern-Ichs beruht, und einem religiösen Erlebnis auf der Basis einer bedingungslosen Annahme.
Wenn es stimmt, dass wir uns bei dem zuerst beschriebenen religiösen Erlebnis des Eltern-Ichs entäußern, dann bleiben Kindheits-Ich und Erwachsenen-Ich zurück. Ob Gott vom Kindheits-Ich oder vom Erwachsenen-Ich erlebt wird, ist eine faszinierende Frage. Man hat gesagt, der Gott der Philosophen sei nicht der gleiche Gott wie der Abrahams, Isaaks und Jakobs. Der Gott der Philosophen ist eine «Denk»-Konstruktion, eine erwachsene Suche nach dem Sinn, eine Reflexion über die Möglichkeit Gottes. Abraham, Isaak und Jakob «gingen mit Gott und sprachen mit Gott». Sie haben Transzendenz
erlebt
. Sie haben sie empfunden. Ihr Kindheits-Ich war beteiligt.
Die Theologie ist eine Sache des Erwachsenen-Ichs. Das religiöse Erlebnis betrifft auch das Kindheits-Ich, vielleicht sogar nur das Kindheits-Ich. Immerhin hatte der Abraham, der Gott aus dem Lande Ur folgte, die Thora nicht gelesen, und Paulus wurde ohne Hilfe des Neuen Testamentes bekehrt. Sie berichteten von einem Erlebnis, das ihr Leben veränderte.
«Wir reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben», schrieb Johannes. Vielleicht hingen Spontaneität und Vitalität der frühen Kirche mit der Tatsache zusammen, dass es keine formale christliche Theologie gab. Die frühe christliche Literatur war im Wesentlichen ein Bericht über das, was geschehen war und was gesagt worden war. «Ich war blind und bin sehend geworden» ist die Mitteilung eines Erlebnisses und keine interessante theologische Idee. Die ersten Christen kamen zusammen, um über eine aufregende Begegnung mit einem Mann namens Jesus zu reden, der mit ihnen ging, mit ihnen lachte, mit ihnen weinte und dessen Aufgeschlossenheit für die Menschen und dessen Mitgefühl mit ihnen ein großes historisches Beispiel für ICH BIN O.K . – DU BIST O.K . war.
H. G. Wells sagte: «Ich bin ein Historiker. Ich bin kein gläubiger Mensch. Aber ich muss als Historiker zugeben, dass dieser arme Prediger aus Galiläa unausweichlich der Mittelpunkt der Geschichte ist.»
Die ersten Christen vertrauten ihm und glaubten ihm, und sie änderten sich. Sie sprachen miteinander über das, was geschehen war. Es gab wenig von dem starren Ritual und dem passiven Dämmern, die für unsere heutigen Kirchen so kennzeichnend ist. Harvey Cox, der Harvard-Theologe, sagte in einem Interview:
«Die ersten Zusammenkünfte der Anhänger Jesu … waren ohne das kultische Zeremoniell der meisten gegenwärtigen Gottesdienste. Die
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