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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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klar gemacht, dass es dreierlei Methoden der Zügelung gibt: die des Eltern-Ichs, die des Erwachsenen-Ichs und die des Kindheits-Ichs. Er lässt einen Jungen aufstehen und tut so, als wolle er ihn schlagen. «Dann packe ich ihn am Arm und halte ihn», sagt Marks, «und frage die Gruppe: ‹Wie halte ich Joe zurück?›» Sie werden zugeben, dass es sich hier um eine Zügelung durch das Erwachsenen-Ich handelt, weil er nur daran gehindert wird, zuzuschlagen. Dann tut Marks, als schlage er zurück, und sie identifizieren das ohne weiteres als Zügelung durch das Kindheits-Ich. Dann tut Marks, als lege er ihn übers Knie und schlage ihn, und das wird rasch als Zügelung durch das Eltern-Ich erkannt. Wie dieses Verständnis bei Problemen der emotionalen Kontrolle eingesetzt wird, erklärt Marks so:
    «Eines Tages kam ich in ein Zimmer, in dem drei Personen einen Jungen festhielten, der entsetzlich erregt war, vor Zorn zitterte und jeden um ihn herum schlagen wollte. Es war ein Junge mit einem IQ von 50, der meistens freundlich und angenehm war. Ich ging zu ihm und legte meine Arme eng um ihn, um ihn zurückzuhalten. Er zitterte und schrie: ‹Lass mich in Ruhe, lass mich in Ruhe …› Nach etwa zwanzig Sekunden sagte ich:
    ‹Hör mal, Tom, wie halte ich dich zurück? Durch das Eltern-Ich, das Erwachsenen-Ich oder das Kindheits-Ich?›
    Er brüllte: ‹Eltern!›
    Ich sagte: ‹Wirklich nicht, Tom. Ich schlage dich doch nicht. Dann wäre Eltern richtig. Und ich kämpfe nicht mit dir. Was wäre das?›
    ‹Das wäre das Kindheits-Ich›, sagte er.
    ‹Also wie halte ich dich zurück? Durch mein Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich oder Kindheits-Ich?›
    ‹Mit dem Erwachsenen-Ich›, erwiderte Tom.
    ‹Okay, das ist prima, Tom›, sagte ich. ‹Und jetzt zeigen wir diesen Leuten, wie wir das machen. Nimm meine Hand, und dann sagen wir, was wir immer sagen.› Er ergriff meine Hand und murmelte:
    ‹ ICH BIN O.K . – DU BIST O.K .›, und wir gingen zusammen in den Fernsehraum, wo ich ihm vorschlug, sich mit den anderen eine Sendung anzuschauen.
    Die ganze Episode von der Begegnung mit einem zitternden, wutschnaubenden Kind bis zu dem gemeinsamen Gang in den Fernsehraum dauerte genau drei Minuten. Es kam darauf an, das Kindheits-Ich aus- und das Erwachsenen-Ich einzuschalten. Das geschah durch die einfache Frage: ‹Wie halte ich dich zurück?› Es gab keine Möglichkeit, sich mit diesem zornigen, wilden Gefühlsknäuel, genannt Kind, zu unterhalten; es gab in diesem Augenblick bestimmt keine Möglichkeit zu erfahren, was Tom ärgerte. In diesem Moment war meine Absicht nur, sein Verhalten zu modifizieren und die Krise hinter uns zu bekommen. Solange sein Kindheits-Ich ihn beherrschte, konnte nichts ‹Vernünftiges› gesagt oder gehört werden.»
    Das traditionelle Eltern-Ich hätte zur Auseinandersetzung mit dieser Situation wesentlich länger gebraucht, und Toms NICHT O.K .-Kindheits-Ich hätte heftiger als je zuvor darunter gelitten, ein so «schlimmer Junge» gewesen zu sein. So aber kam durch die Beherrschung des Erwachsenen-Ichs durch den Gewinn der Selbstkontrolle und die Rückkehr zur Gruppenaktivität ein gewisses Maß an O.K . ins Spiel.
    Die Jugendlichen reagieren ohne weiteres auf die Vorstellung, «das Erwachsenen-Ich einzuschalten» und das ängstliche Kindheits-Ich oder das vorwurfsvolle Eltern-Ich abzudrehen (wie man das bei einem Fernsehapparat tut).
    Ein anderes Beispiel von Marks betrifft eine Fluchtsituation. Hier ging es um ein schüchternes achtzehnjähriges Mädchen mit einem IQ von 68, das mit leiser Stimme spricht und gewöhnlich sehr wenig zu sagen hat. Eines Tages kam Marks an ihrem Zimmer vorbei und stellte fest, dass sie alles gepackt hatte und reisefertig war. Als sie ihn sah, schluchzte sie unter Tränen: «Ich brauche diesen Ort nicht mehr. Ich gehe weg!»
    Die übliche elterliche Reaktion hätte darin bestanden, ihre Gefühle abzustreiten durch etwas wie: «Natürlich gehst du nicht weg. Du gehst jetzt und isst mit den anderen Kindern zu Mittag. Sonst gehst du überhaupt nirgends hin. Überhaupt, womit willst du denn verreisen?»
    Das hätte ihr Kindheits-Ich nur noch entschlossener und aufsässiger und zorniger gemacht. Es gibt keine Möglichkeit, mit dem Gefühlswirrwarr im Kindheits-Ich zu «argumentieren», wenn es die Situation beherrscht.
    Marks setzte sich statt dessen auf das Bett des Mädchens und sagte: «Du fühlst dich heute bestimmt nicht O.K ., Carolyn. Jemand muss dein

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