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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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verstärkt wiedergegeben. Die NICHT O.K .-Aufzeichnungen kommen mit vermehrter Häufigkeit zu Wort, doch die in der Kindheit erlernten Methoden, mit den NICHT-O.K . fertig zu werden und es kleiner zu machen, können jetzt gefährlich sein. Die verführerische Niedlichkeit des kleinen Mädchens muss jetzt zum Schutz sowohl vor äußeren wie vor inneren neuen Entwicklungen unter Kontrolle gebracht werden. Die Prahlerei «Meins ist besser» des kleinen Jungen muss um des guten Benehmens willen modifiziert werden, wenn der Jugendliche den schmerzlichen Vorgang der Selbstkontrolle erlernt. Kommunikation muss neu gelernt und revidiert werden. Der Jugendliche wird auf die Bühne gestoßen mit einer neuen Rolle in den Händen, die er noch nie gelesen hat, und zunächst wird er mit seinem Text nicht sehr gut fertig. Er ist wie ein Flugzeug, das mit voller Geschwindigkeit zwischen zwei Wolkenschichten hindurchrast. Unter ihm steigen schnell die brodelnden Wolken sexueller Begierden und des rebellischen Kampfes um Unabhängigkeit auf; von oben senkt sich drohend das Gewölk elterlicher Besorgnis und Missbilligung auf ihn herab. Er hat das Gefühl, dass er in die Enge getrieben wird, und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.
    Das zentrale Problem liegt darin, dass er und seine Eltern häufig noch unter den Voraussetzungen des alten Vertrags zwischen Eltern-Ich und Kindheits-Ich leben. So sehr er sich selbst auch als Erwachsenen sieht, er
empfindet
immer noch wie ein Kind. Die Eltern können eine ihrer Meinung nach völlig vernünftige Handlungsweise vorschlagen und werden frustriert, verwirrt und verletzt durch seine wütende Zurückweisung, mit der er
ihr
Kindheits-Ich herauslockt. Häufig besteht das Problem darin, dass er seine realen Eltern mit seinem subjektiven Eltern-Ich verwechselt. Er kann Mutter und Vater seiner Teenager-Zeit nicht verstehen, weil die alten Aufzeichnungen Mutter und Vater des Dreijährigen wiedergeben mit all den Klapsen, entsetzten Blicken und donnernden Nein-Rufen dieser ersten Jahre. Der äußere Reiz wirkt auf Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich des Teenagers gleichzeitig ein. Die Frage ist: Wer übernimmt die Transaktion? Während der Kindheit wird ständig das Kindheits-Ich aktiviert, obwohl es je nach Individuum eine große Zahl von Transaktionen des Erwachsenen-Ichs gibt. Das Kindheits-Ich ist in dieser emotional belasteten Lebensphase äußerst verletzlich oder «leicht zu locken». Während bei dem kleinen Menschen die Reaktionen des Kindheits-Ichs rasch als «kindisch» rationalisiert werden konnten, wirken diese gleichen Reaktionen jetzt auf die Eltern bedrohlich und zerstörerisch. Das Türenknallen des Fünfjährigen kann recht erschreckend sein, wenn es von einem ein Meter siebzig großen Fünfzehnjährigen ausgeführt wird. Das Schmollen des kleinen Mädchens wirkt hässlich und macht einen rasend, wenn man es bei einem Teenager sieht. Was bei dem kleinen Jungen als gewohnheitsmäßiges «Geschichten erfinden» gilt, erscheint bei dem Heranwachsenden unter der Überschrift «Lügen». Die frühen Aufzeichnungen sind die gleichen. Viele Schutzmethoden des Kindheits-Ichs werden in den Jahren der Adoleszenz weiter angewandt. Bertrand Russell schreibt darüber:
    «So viele Dinge waren mir verboten, dass ich mir angewöhnte, meine Umwelt zu hintergehen. Diese Methode behielt ich bis zum Alter von einundzwanzig Jahren bei. Der Gedanke wurde mir zur zweiten Natur: was immer ich tat, besser für mich zu behalten, und ich habe nie ganz den Impuls überwunden, meine Lektüre zu verstecken, wenn jemand ins Zimmer kommt. Nur durch eine gewisse Willensanstrengung kann ich diesen Impuls unterdrücken.» [52]
    Diese «Willensanstrengung» bewirkt das Erwachsenen-Ich. Das Erwachsenen-Ich kann die alten Aufzeichnungen identifizieren. Es kann auch erkennen, dass ihre Wiedergabe in der Adoleszenz unangemessen und unwirksam ist. Es ist also ganz entscheidend wichtig, dem Erwachsenen-Ich die Kontrolle über diesen seiner Größe nach erwachsenen Menschen zu überlassen, damit die Realitäten der Gegenwart gegenüber den Realitäten der Vergangenheit den Vorrang erhalten können.
    Bei der Behandlung geht es vor allem darum, sowohl bei dem Jugendlichen wie bei seinen Eltern das Erwachsenen-Ich zu befreien, damit es zu einer Abmachung zwischen Erwachsenen-Ich und Erwachsenen-Ich kommen kann. Ohne emanzipiertes Erwachsenen-Ich wird das Leben für beide Teile zu einem unerträglichen
double bind
. Das

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