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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Problem des Heranwachsenden ist, dass er in sich ein starkes, unruhestiftendes Eltern-Ich hat und in eben der Umgebung leben muss, in der sich dieses Eltern-Ich entwickelt hat und noch immer von den realen Eltern verstärkt wird. Wenn die Eltern sich bedroht und geängstigt fühlen, suchen sie immer öfter bei ihrem eigenen Eltern-Ich nach «Großeltern-Lösungen», die so unangemessen sein können wie der Versuch, ein Düsenflugzeug mit Heu zu betreiben. Sowohl die Eltern wie der Jugendliche sind so bedroht, dass beide ihr Erwachsenen-Ich ausschalten. Der Jugendliche lebt die Gefühle seines Kindheits-Ichs aus, und die Eltern übergeben die Transaktionen aus Angst, ihre Gefühle könnten die Oberhand gewinnen, meist
ihrem
Eltern-Ich (Großmutter und Großvater). Ohne eine Abmachung zwischen Erwachsenen-Ich und Erwachsenen-Ich existiert keine gemeinsame Realität, und die Kommunikation hört auf.
    Seit langem bewundere ich die jüdische Zeremonie des Bar-Mizwa. Sie ist die symbolische und öffentliche Unterzeichnung eines neuen Vertrags oder eine Darlegung gegenseitiger Erwartungen. Am Ende des dreizehnten Lebensjahres wird der jüdische Junge ein jüdischer Mann, der Verantwortung und religiöse Pflichten übernimmt. Das tut er nicht ohne Vorbereitung. Dieser Moment ist ein seit langem feststehendes Ziel, und durch vom hebräischen Gesetz (Bar-Mizwa heißt «Sohn des Gebots») vorgeschriebene strenge Ausbildung und Disziplin wird er auf die Übernahme der Verantwortung vorbereitet.
    Es ist bedauerlich, dass nicht im Leben jedes Jugendlichen ein ähnliches Ereignis stattfinden kann. Ich kenne eine nicht-jüdische Familie, die am vierzehnten Geburtstag ihres Sohnes zu Hause eine ähnliche Zeremonie abhielt. Dabei wurde ihm erklärt, dass er jetzt für alle seine ethischen Entscheidungen verantwortlich sei. Er nahm diese Verantwortung mit Ernst an, obwohl er einige Bedenken über die Konsequenzen äußerte. In diesem Fall wird es zweifellos gutgehen, weil dieser junge Mann auf seine Verantwortung vorbereitet ist. Seit seiner frühen Kindheit hat man ihm dabei geholfen, ethische Entscheidungen zu treffen, und er hat beobachtet, wie seine Eltern auf Grund ihrer eigenen verbindlichen ethischen Maßstäbe schwierige Entscheidungen trafen.
    Häufig werden Jugendliche gefragt: «Was willst du werden?» Es ist schwierig, diese wichtige Frage frei und eigenständig zu verarbeiten, wenn die Computerzeit dauernd von dem nicht abgeschlossenen Thema: «Was bin ich gewesen?» beansprucht wird.
    Wenn die Vergangenheit verstanden und eingeordnet ist, wird der Computer nicht ständig von archaischen Themen in Anspruch genommen und ist frei für Kreativität und für Auseinandersetzungen mit der Realität. Dann hat der Jugendliche eine echte freie Wahl, kann sehen, wohin die Reise geht, und schwierige Entscheidungen über sein Ziel treffen, statt sich fatalistisch mit einer Route abzufinden, die er nicht gewählt hat.
    In meiner Praxis habe ich mehrere Jugendgruppen, die wöchentlich zusammenkommen. Die Eltern haben ebenfalls Möglichkeiten, sich abends zu treffen. Das Hauptproblem ist die Kommunikation. Ermüdend häufig durchgespielte Überkreuz-Transaktionen lassen das Gespräch in der Familie kaum noch über Phrasen wie: «Gib mir bitte die Butter» und «Ich brauche Geld fürs Wochenende» hinausgehen. Der erste Schritt in der Behandlung besteht darin, Jugendlichen und Eltern die Sprache und Begriffe von El-Er-K beizubringen. Das ist eine wirksame
Sortiermethode
, die sowohl beim Teenager wie bei seinen Eltern in das Chaos der Gefühle und elterlicher Gebote Ordnung bringt. Die Eltern sind beherrscht von Furcht, Schuld, Ungewißheit und Wunschdenken. Die Jugendlichen – auch! Wenn man ihnen eine Sprache gibt, die das erklärt, stellen sie viele Gemeinsamkeiten fest, vor allem, dass beide Teile ein Eltern-Ich, ein Erwachsenen-Ich und ein Kindheits-Ich haben. Wenn ein Jugendlicher erkennt, dass seine Eltern ein Kindheits-Ich mit ebenso vielen schmerzlichen Aufzeichnungen haben wie er selbst, dann nimmt diese Entdeckung dem Konflikt schon viel von seiner Schärfe. Mit Hilfe dieser neuen Sprache lassen sich die Schwierigkeiten verringern.
    Es ist jedoch nicht immer eine einfache Sache, eine Familie aus einem Schlachtfeld in eine Oase des Friedens zu verwandeln. Manche Jugendliche trennen sich nicht leicht von ihrem Spiel «Es sind immer die andern», auch wenn sie einigermaßen einsehen können, wie es funktioniert. Ebenso hängen

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