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Ich bin schizophren und es geht mir allen gut

Titel: Ich bin schizophren und es geht mir allen gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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mit Inhalten des Studierthemas füllte. Da saßen wir und musizierten, und ich trinke normalerweise nicht während Lesungen, aber hier ging es nicht anders, dauernd stand eine gefüllte Bierflasche in Griffweite, und ich hörte auch bis zum Ende der Lesung nicht damit auf, diese hingestellten Dinge nicht als Requisite verkommen zu lassen. Wie sieht das denn aus? Schließlich hat man ja einen Ruf zu verlieren. Ich las, sang, trank und die Studentenmenschen hatten ihre Freude an mir. Die Lesung war wirklich cool, und am Ende ließen wir noch einen Hut rumgehen, wo so ganz humorvolle Mädchen statt einiger Euros für Pferdefutter so lustige Sprüche hinterließen wie: "Deine Sprache ist für mich Punkrock, hat mich ganz tief berührt an einer Stelle, an der Werte, Liebe und Gewalt zu einer großen Ursuppe zusammenschwimmen, aber ich will nicht pathetisch werden - eine ergreifende Vorstellung, die du da geliefert hast. Ich schreibe schon so lange Lyrik, mich hast du dermaßen inspiriert weiterzumachen. Danke dafür." Da fiel mir durch mein Lachen eine Träne.
Das Studentenwohnheim of Love
    In der Nacht hatte ich auf dem Fußboden liegend einen seltsamen Traum: Ich war eine Bierflasche, die letzte in einem Regal in einem Laden in Markleeberg. Mein Etikett konnte ich nicht lesen, aber ich glaube, ich war ein gutes Bier, also kein Billigscheiß. Ich war sehr einsam und neben mir lag eine Tüte Haribo Colorado, und in dieser Tüte hatten die Gummibärchen einen krassen Rassismus verbreitet. Die Roten waren verboten worden, mussten die Tüte verlassen. Der Präsident von Haribo Colorado, ein schwarzer Lakritzblock, hielt flammende Ansprachen gegen rote Gummibärchen und auch die grünen und die gelben applaudierten. Ich wollte ihnen was zurufen, hatte aber kein Gesicht, nur ein Etikett. Am Morgen betrat Chief Alex den Laden, kaufte mich, trank mich ziemlich schnell aus und warf meine Hülle in den Glascontainer. Kurioser Traum, kurioser Besuch, dennoch fuhren wir nicht unglücklich am nächsten Morgen wieder heim. Das Pferd hatte die ganze Nacht gewartet ...
When Bernemann comes to town
Dance to the poetry - Leipzig, 10. Mai 2008/WGT
    10. Mai 2008 in Leipzig, WGT im Cineplex-Kino, daneben stand 15 Uhr und das alles zeigte mir mein Terminkalender. Etwas war falsch, nämlich die Kinobezeichnung und irgendwie ich an diesem Ort. Meine dritte Leipzigreise in diesem Jahr (Bei der Buchmesse war ich auch schon am Start - Gruß an dieser Stelle an die Menschen vom Kunstkombinat in irgendeiner Schräglage ...) und ich war voller Freude, aber auch voller Skepsis.
    Das WGT (Wave Gotik Treffen) ruft in Leipzig alljährlich zu Pfingsten eine amüsante Freakshow auf den Plan, und das schwarz gewandete Wandervolk, das zu diesem Anlass aus aller Welt anreist, zelebriert sich selbst und szenetypische Vorkommnisse wie Konzerte, Lesungen und Bierstände. Literatur kommt ja in dieser Subkultur auch sehr gut an, speziell meine, hab ich gemerkt, und dafür wollte ich mich mit einer guten Lesung bedanken. Aber viele Menschen auf dieser Festivität hätte ich gern gefragt: Du hast Stil? Und warum zeigst du ihn dann nicht?
    Und was schenken mir diese Menschen? Eine Fuck-You-Wall. Eine Mauer aus Mittelfingern als Symbol der ultimativen Ablehnung. Aber ich war so lieb, sie vorher zu fragen.
Leipziger Fuck You Wall vom 10.05.2008
    Nach der Lesung ging ich noch mit äußerst lieben Menschen auf eine einsame Verkehrsinsel Wein verköstigen. Den haben wir vorher im Delikatessensupermarkt gekauft und die einzigen Bedingungen an den Wein waren: Schraubverschluss soll er haben und knallen muss er. Der fachkundige Mann am Weinregal hatte was da, was alle zufriedenstellte. Da saßen wir dann und tranken, machten uns mit Worten schöne Geschenke und freuten uns über den Tag, der langsam Abend wurde, dann auch irgendwie kühler, und die Runde löste sich auf und ich ging noch mit einer wunderbaren Frau in ein Schwulencafé. Es ist gut, mit einer wunderschönen Frau in ein Schwulencafé zu gehen, so wird sie halt selten angemacht und ich bekomme sogar noch auf dem Klo Lob für meinen Penis. Wir tranken, saßen da und tauschten Gehirn- und Gefühlsteile aus und irgendwann waren wir so dicht wie die Bar und standen draußen und liefen noch etwas. Die Dame hatte mich extrem "gemust" mit dem Inhalt ihres Geistes, flashartige Stimmungsbögen, wohl auch verstärkt durch Cocktailzufuhr, enterten meinen Denkapparat und sorgten dort für etwas Unruhe.
    Wir verabschiedeten

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