Ich bin Spartacus
der Strafe von den Amtsträgern jeden Ortes
schnell niedergeschlagen; so brachte man auch andere, die ihre Hoffnungen auf einen Abfall gerichtet hatten, zur Vernunft.
In Sizilien hingegen nahm das Übel noch zu: Es fielen ganze Städte mit ihren Einwohnern in die Gewalt der Sklaven, und viele
Heere wurden von den Aufständischen zusammengehauen.“ 18
Erst das massive Eingreifen der römischen Militärmacht unter dem Consul des Jahres 132 v. Chr. beendete den Aufstand: „Schließlich
eroberte der römische Consul (Publius) Rupilius die Stadt Tauromenion (Taormina) für die Römer zurück, nachdem er sie mit
Anstrengung belagert und den Aufständischen dadurch, dass er sie eingeschlossen hatte, unsäglichen Jammer und Hungersnot gebracht
hatte, sodass sie zuerst die Kinder fraßen, dann zu den Frauen übergingen, schließlich aber einanderohne alle Schonung selbst vertilgten. Er nahm den Komanos, Kleons Bruder, gefangen, der aus der belagerten Stadt entfliehen
wollte. Als schließlich der Syrer Sarapion die Festung durch Verrat übergab, wurde der Praetor
dominus
über alle
fugitivi
in der Stadt; er ließ sie foltern und von einer steilen Klippe herabstürzen. Von da zog er gegen Enna, belagerte auch diese
Stadt, womit er die Hoffnungen der Aufständischen in äußerste Verzweiflung verwandelte. Der Anführer Kleon unternahm einen
Ausfall aus der Stadt und kämpfte heldenhaft, wurde aber bald verwundet; schließlich zeigte der Praetor seinen Leichnam 20 und nahm dann auch diese Stadt durch Verrat ein; wegen ihrer festen Lage war sie nämlich nicht mit Gewalt zu erobern.“ 21
Geschosse erzählen Geschichte
Nicht nur erzählende Quellen zeugen von dem ersten Sklavenkrieg. In der Umgebung von Enna sind viele römische Schleuderbleie
ans Licht gekommen, kleine eiförmige Bleigeschosse, die von den Schleuderern im Heer mittels Schleuderriemen gezielt auf die
Feinde geschossen worden waren (das Schießpulver war ja noch nicht erfunden). Diese Schleuderbleie waren teils mit Aufschriften
versehen, die entweder Flüche und Obszönitäten oder aber den Namen des römischen Heerführers wiedergaben. Auf gut 30 erhaltenen
Exemplaren wird der römische Consul von 133 v. Chr. genannt, Lucius Calpurnius Piso Frugi. Die Inschriften 19 lauten L PISO L F COS, die Abkürzung für L(ucius) Piso L(uci) f(ilius) co(n)s(ul), „Lucius Piso, Sohn des Lucius, Consul“.
Die Eroberung der von den aufständischen Sklaven besetzten Städte gelang den Römern also nur durch Verrat; einer der Verräter
war ein syrischer Landsmann des Eunus gewesen. Den Sklavenkönig selbst habe, wie Diodoros angibt, der Mut verlassen – und
er sei eines qualvollen Todes gestorben (den man in der Antike übrigens als angemessenen Tod für schlechte Herrscher ansah) 22 : „Eunus nahm seine Leibwächter, 600 an der Zahl, mit sich und floh feige in steile Felsengegenden. Als aber seine Begleiter
sahen, dass sie der Gefahr nicht würden entgehen können, da bereits der Feldherr Rupilius gegen sie anrückte, so töteten sie
sich gegenseitig, indem sie einander die Köpfe abschlugen. Der Wundertäter und König Eunus aber floh aus Feigheit in bestimmte
Höhlen und wurde dort mit vieren seiner Leute hervorgezogen – einem Koch, einem Bäcker, einem Masseur und als viertem einem
Mann, der ihn bei den Trinkgelagen unterhalten hatte. Eunus wurde nun ins Gefängnis geworfen, und da sein Körper sich in eine
Menge von Läusen auflöste, endete sein Leben in Morgantina auf eine Weise, die seinen frechen Streichen entsprach. (Publius)
Rupilius zog daraufhin mit wenigen ausgewählten Truppen durchganz Sizilien und befreite es schneller, als man gehofft hatte, von dem ganzen Räubergesindel.“ 23
Der erste sizilische Sklavenaufstand hatte in Enna begonnen und Anhänger sowohl im Westen der Insel, in dem vorwiegend als
Hirten eingesetzte Sklaven sich dem Eunus anschlossen, als auch im Osten gewütet, wo als Landarbeiter tätige Sklaven dem Kleon
folgten. Rom sah in dem Aufstand der Sklaven zunächst nicht mehr als in den früheren Verschwörungen von
servi
und
mancipia
: Gegen einen solchen Haufen von
fugitivi
vorzugehen sei Sache der lokalen Behörden. Unter ihrem König erwiesen sich die
fugitivi
als über jede Erwartung hinaus schlagkräftig. Erst als Rom nach mehreren Niederlagen erkannte, dass man es mit einem vielleicht
nicht politisch, aber sicher militärisch mindestens ebenbürtigen Gegner zu tun hatte, war man
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