Ich bin Spartacus
bereit, den Aufstand zur ,Chefsache‘
zu machen und römische Soldaten gegen die Aufständischen zu entsenden. Der schließliche Erfolg Roms wurde freilich dann doch
wieder nicht mit einem für eine ,Chefsache‘ angemessenen Triumph, sondern nur einer
ovatio
belohnt, da die Besiegten eben doch „der römischen Waffenehre zu niedrig und nicht angemessen“ waren (s. S. 31).
Für Sizilien waren die Folgen dieses Krieges nachhaltig. Über ein Jahrhundert später schreibt der griechische Autor Strabon
von Amaseia in seiner
Geographie
: „Im Binnenland (Siziliens) wird Enna, wo das Heiligtum der Demeter ist, heute nur von wenigen Leuten bewohnt; es liegt auf
einer von weiten, überall ackerbaren Hochebenen umgebenen Höhe. Schwer mitgenommen haben es vor allem Eunus und seine
fugitivi
, die dort von den Römern belagert und nur mit Mühe überwältigt worden sind – dasselbe Schicksal haben auch die Leute von
Catania, Tauromenion (Taormina) und andere erlitten. Die übrigen Besiedler sowohl des Binnenlandes (als auch der Küste) sind
heute größtenteils Schafhirten.“ 24
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Ein Sklavenaufstand aus Liebe – und der zweite Sklavenkrieg
Nach der Ermordung seines
dominus
stellte
der Hirte Athenion die
familia
seines früheren
dominus
, die er aus einem
ergastulum
befreit hatte,
als Armee unter seinen Feldzeichen auf.
Nachdem er ein Purpur-Gewand angezogen,
sich mit einem silbernen Zepter ausgerüstet und
wie ein König ein Diadem um den Kopf gelegt hatte,
begeisterte er nicht weniger als einst Eunus sein Heer,
ja um vieles heftiger plünderte er Dörfer,
befestigte Siedlungen und kleine Lager.
FLORUS 1
Sizilien war der Schauplatz des ersten großen Sklavenkrieges 136–132 v. Chr. gewesen. Eine Generation später, 104–100 v. Chr.,
verschworen sich in Sizilien erneut Sklaven, die als Landarbeiter oder Hirten eingesetzt waren, und erhoben sich gegen ihre
domini
und gegen Rom. Drei „Vorboten“ dieses neuen Aufstands kannte Diodoros, eine Verschwörung von 30 Sklaven in Campanien und eine
von 200 bei Capua, die beide rasch niedergeschlagen wurden.
Vor allem die dritte Geschichte hat aber schon Diodoros’ Leserschaft fasziniert: „Titus (Vettius) Minutius war der Sohneines sehr begüterten Mannes. Er verliebte sich in die Sklavin eines anderen Herrn, eine Frau von außerordentlicher Schönheit.
Nachdem er nun mit ihr geschlafen hatte und sich in wunderbare Liebe zu ihr verstrickt fühlte, kaufte er sie für 7 attische
Talente (eine sehr hohe Summe) los, da seine rasende Leidenschaft ihm keine andere Wahl ließ und der
dominus
der Frau sich nur mit Mühe überreden ließ, in den Verkauf einzuwilligen. Man bestimmte die Frist, bis zu der er die Summe
bezahlen wollte; der junge Mann hatte wegen des Reichtums seines Vaters Kredit. Als nun das Ende dieser Frist heranrückte
und er nicht zahlen konnte, ließ er diese Frist um 30 Tage verlängern. Als aber auch dieser Termin verstrich und jene ihr
Geld verlangten, er aber ebenso wenig wie zuvor bezahlen konnte, während doch seine Liebe weiter im Wachsen war, entschloss
er sich zu einer völlig unbegreiflichen Tat: Er plante einen Anschlag auf das Leben seiner Gläubiger und begann, sich die
Macht eines Königs anzumaßen! Er kaufte 500 Waffenrüstungen, bestimmte den Termin der Zahlung, fand Kredit und ließ die Waffen
heimlich auf ein Landgut bringen; dann hetzte er seine eigenen Sklaven – 400 an der Zahl – zu einer Erhebung auf. Daraufhin
legte er (wie ein König) ein Diadem und ein Purpur-Gewand an und umgab sich (wie ein römischer Consul oder Praetor) mit Lictoren
(einer Art Leibwache) und den übrigen Zeichen der Herrschaft und erklärte sich unter Mitwirkung der Sklaven zum König. Dann
ließ er diejenigen, die von ihm den Preis für das Mädchen eingefordert hatten, mit Ruten schlagen und enthaupten. Nun bewaffnete
er die Sklaven und durchstreifte die benachbarten Landgüter, gab denen Waffen, die sich bereitwillig seinem Aufstand anschlossen,
und tötete alle anderen, die ihm Widerstand leisteten. Bald hatte er mehr als 700 Krieger zusammengebracht, die er in Centurien
(Hundertschaften) einteilte, und errichtete ein Lager, in das erdie Aufständischen aufnahm. Als dieser Aufstand in Rom bekannt wurde, ergriff der Senat kluge Maßnahmen gegen ihn, die auch
guten Erfolg hatten. Von den Praetoren, die sich (104 v. Chr.) gerade in der Stadt aufhielten, wurde Lucius (Licinius) Lucullus
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