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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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Fernbedienung die Läden. Meine Hände zittern immer noch, blaue Adern ziehen sich meine Arme hinunter. Im Spiegel über dem Kamin nehme ich eine Bewegung wahr. Mein eigenes bleiches Gesicht. Ich beiße ein ums andere Mal die Zähne zusammen. Meine Halsmuskeln treten hervor wie Seile.
    Oben in Martas Zimmer steht ihr Fernseher auf dem Boden statt auf dem Regal, und die Rollos sind offen – die nackten Fenster starren mich an. Die geheimnisvollen Stapel sind verschwunden, obwohl ich bezweifle, dass die Polizei sie weggeräumt hat. Eine Tür weiter wurde Beechwood Hall, Heim von Millies Sylvanian-Tierfiguren, beiseitegeschoben, wie diese Häuser in Amerika, die manchmal im Ganzen umziehen. Sämtliche Möbel sind umgekippt. Ihr Bücherregal wurde verräumt, die Bücher von Michael Morpurgo, die Fünf Freunde , die Rainbow Magic Fairies stehen alle durcheinander. Der Kampf um die Insel , das neben ihrem Bett liegt, wurde mit solcher Kraft geschüttelt, dass die Bindung kaputtgegangen und der hieroglyphische Umschlag der Erstausgabe zerrissen ist.
    Mein Schlafzimmer – unser Schlafzimmer – wirkt auf den ersten Blick unberührt, doch in der Toilette im Bad schwimmt eine Kippe, und aus irgendeinem Grund hat Martas Zahnbürste den Weg hier hoch gefunden. Das Wasser in dem Glas auf meinem Nachttisch hat eine gesprenkelte Oberfläche, wie ein altes Stück Tesafilm, eine Haut aus Fasern und Staub. Den Bettbezug mit dem eingewebten schmalen Fischgrätmuster lege ich immer so, dass die Streifen senkrecht verlaufen, doch jetzt liegen sie waagerecht, und als ich das oberste Kissen hochhebe, ist in dem unteren eine Kuhle, als hätte jemand darauf geschlafen.
    Ich öffne den begehbaren Schrank. Philips Seite ist so gut wie unberührt, seine Stapel immer noch ordentlich. Doch durch meine Sachen ist jemand durchgegangen. Blusen krumpeln sich zwischen Hosen, Röcke hängen zwischen Jeans. Ein Kleid – zerknittert am Boden, zusammengedrückt wie eine Socke. Seide und Satin, Wolle, Twill und Baumwolle, sie haben alles betatscht. Selbst meine Unterwäsche. Das Fach, in dem die Slips ordentlich aufeinanderliegen sollten (ein Stapel für jeden Tag und ein Stapel für … na ja, nie), ist jetzt ein einziges Durcheinander. Meine Slips ein einziges munteres Chaos.
    Peinlichkeit, Mitgefühl für denjenigen, der das alles durchsuchen musste, Gereiztheit. Daran arbeite ich, als ich die Treppe wieder hinuntergehe, so wie Philip, wenn Musik aus der Nachbarschaft ihn wach hält und nach einer Weile nicht der Lärm das Problem ist, sondern seine schier kriminalistische Erforschung ihrer Rücksichtslosigkeit. Wie können sie es wagen? Wer gibt ihnen das Recht? Millies Spielzeug. Ihre Bücher. Es ist widerlich. Im Garten haben sie die Christrosen zertrampelt, und zwei der frischen Tulpen liegen auf dem Rasen, abgebrochen. Wie können Sie es wagen? Wie, zum Teufel, können Sie es wagen?
    Ich setze mich an den Küchentisch. Ich möchte Millie sehen. Das ist das Einzige, was zählt. Ich denke angestrengt nach. Es ist Donnerstag. Da hat sie nach der Schule Hockeytraining, aber ich würde sie gern in die Arme nehmen. Ich taste in meiner Tasche nach dem Handy, aber das habe ich natürlich nicht, und Martas Nummer ist darauf gespeichert. Panik beginnt in den Zehenspitzen und steigt auf. Wo ist Marta?
    Ich lege den Kopf auf die Tischplatte, spüre das kühle Holz an der Wange. Ich bin so müde, dass ich nicht richtig denken kann. Ist das Schock? Erschöpfung? Entsetzen darüber, wie ich mich da draußen benommen habe? Die Tulpen. Die Frosties. Meine durchwühlte Unterwäsche. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte gedacht, ich hätte alles unter Kontrolle, aber andauernd passiert irgendetwas. Die Fäden meines Lebens werden gezogen. Gliedmaßen zucken hierhin und dahin. Die Verbindungen, die Merkwürdigkeiten – vielleicht sind sie alle nebensächlich, aber verdammt seltsam sind sie trotzdem. Ich brauche Antworten, aber ich weiß nicht, wo ich danach suchen soll. Ich weiß nicht, wie ich da wieder hinausfinden soll. Ich bin machtlos, Gefangene in meinem eigenen Haus, und ich weiß nicht, was ich machen soll.
    Philip. Auf dem Polizeirevier kamen mir nur die schlechten Sachen in den Sinn, doch jetzt steigen auch andere Erinnerungen auf: die ewige Warterei in der Notaufnahme, als ich mir mal die Fingerspitze abgeschnitten hatte, da hat Philip versucht, mich mit Ein-Wort-Charakterisierungen seiner Kollegen von meinen Schmerzen abzulenken. Als mein Zug

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