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Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fingern Ralfs Visitenkarte, die auf dem Schreibtisch lag, hob sie etwas hoch, las den Namen und richtete den Blick wieder auf das Gesicht des Besuchers.
    »Herr Petermann«, sagte er und ließ den Blick zurückwandern zur Karte, »Sie sind …« – Pause – »… Modeschöpfer.«
    Ralf Petermann nickte.
    »Und Sie haben«, fuhr Dr. Senger fort, »laut Ihrer Aussage, eine …« – Pause – »… Firma.«
    Petermann nickte noch einmal.
    »Welchen besonderen Service erfahren Sie von der Post?«
    Petermann lächelte. »Wir telefonieren sehr viel.«
    »Und?«
    »Und«, fuhr Petermann, mit einer ersten Irritation kämpfend, fort, »wir bekommen Lieferungen und versenden Lieferungen.«
    »Was ist daran Besonderes, Herr …« – Dr. Senger mußte wieder die Karte zu Hilfe nehmen – »Petermann?«
    »Besonderes ist daran nichts, Herr Postrat. Mir geht's auch gar nicht um den Paketverkehr, sondern ums Telefon. Ihr Fernamt ist diesbezüglich einfach nicht zu überbieten.«
    »Man wird noch manches verbessern können, aber es freut mich, von Ihnen zu hören, daß Sie zufrieden sind. Besten Dank.«
    Dr. Senger blickte zur Tür. Das war deutlich. Noch leistete Petermann jedoch Widerstand. »Herr Postrat«, sagte er, »wir sind sogar mehr als zufrieden, deshalb möchten wir eine Ihrer Damen sozusagen auszeichnen und diese Aktion fortan jedes Jahr wiederholen. Die erste Dame haben wir selbst ausgesucht. Die Auszeichnung soll in einer meiner Firma gemäßen Form erfolgen.« Petermann sagte wohlweislich immer ›wir‹.
    Dr. Senger griff wieder das ihm wesentlich Erscheinende heraus, in dem er meinte: »In einer Ihrer Firma gemäßen Form, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Soll das heißen, daß Sie an eine Art ›Kleiderspende‹ denken?«
    Petermann konnte darauf nur hervorstoßen: »Wie sagten Sie? Kleiderspende?«
    »Ja.«
    Da ließ Petermann den ›Postrat‹ beiseite. »Wissen Sie, wovon Sie eigentlich reden, Herr Senger?«
    »Durchaus, Herr Petermann.«
    »Anscheinend nicht. Hier steht nämlich eine Kreation zur Debatte, Herr Senger. Eine Robe! Eine Modeschöpfung von internationalem Rang.«
    »Was immer hier zur Debatte steht, Herr Petermann, es lohnt die Aufregung nicht, der Sie plötzlich zum Opfer zu fallen drohen.«
    »Doch, doch! Sie haben hier ein Urteil ausgesprochen, das einer Diffamierung gleichkommt!«
    »Welches Urteil?«
    »Über meine Branche.«
    »Echauffieren Sie sich nicht, Herr Petermann. Ich gebe zu, daß ich von Mode nichts verstehe, daß also einem solchen Urteil, falls ich mir wirklich eines erlaubt haben sollte, keinerlei Gewicht beizumessen ist.«
    Ralf Petermann begriff, daß er hier nichts mehr verloren hatte. Es bestand nur die Gefahr einer Explosion, die ihn wegen Beleidigung oder gar Körperverletzung mit dem Gesetz in Konflikt hätte bringen können. Auf der Stelle erhob er sich, marschierte zur Tür, drehte sich dort noch einmal um und rief dem Postrat, der, einem Fels in der Brandung gleichend, ruhig und fest an seinem Schreibtisch sitzen geblieben war, wutentbrannt zu: »Es war mir kein Vergnügen!«
    Bis er den Ausgang des Gebäudes erreichte, mußte er drei Türen passieren. Alle drei warf er schmetternd hinter sich zu, so daß es wie von Schüssen durch die hohen Flure hallte. Den Mitarbeitern in den Büros waren solche Geräusche längst bekannt. Da war wieder einer beim Senger, dachte man allgemein. Dr. Senger selbst sagte zu seiner Vorzimmerdame, nachdem Ralf Petermann seinen überstürzten Rückzug angetreten hatte: »Öffnen Sie drei Minuten das Fenster, Frau Maler.«
    Diese Anordnung wurde durch Ralf Petermanns Herrenparfüm ausgelöst, dessen Duft noch im Raum schwebte. Sengers Zimmer lag zur Straße hin. Als sich die unsichtbaren Schwaden von Autoabgasen durch das offene Fenster hereinwälzten und der Postrat deren ›Duft‹ wahrnahm, nickte er zufrieden über die ›frische Luft‹, von der er sich nun wieder umgeben wähnte.
    Frau Maler blickte auf die Uhr und schloß das Fenster. Die drei Minuten waren vorüber.
    »Sie hatten recht«, bemerkte der Postrat, »dem schwebte in der Tat das vor, was Sie vermuteten, Frau Maler.«
    Die Sekretärin enthielt sich einer Stellungnahme und schwieg. Der Chef sagte ihr nichts Neues, denn sie hatte – wie sich's gehört – an der Tür gelauscht. Ein Modeschöpfer war noch nie zu ihnen gekommen; ein solcher Besuch war viel zu ungewöhnlich und aufregend, als daß er nicht eine entsprechende Reaktion hervorgerufen hätte. Innerlich bezog sie

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