Ich bin Zlatan Ibrahimović
wurde es mir bewusst. Bevor ich gekommen war, hatte Inter 17 Jahre lang die Meisterschaft nicht gewonnen. Jetzt waren wir drei Mal in Folge Meister geworden, und ich war Torschützenkönig geworden. Es war verrückt, und ich sah Mourinho an, Mourinho, den ich endlich doch dazu gebracht hatte, auf ein Tor zu reagieren, und ich merkte natürlich, dass er wütend und traurig war.
Er wollte mich nicht verlieren, und in diesem Trainingsspiel setzte er mich auf die Bank, und ich fühlte es auch: So froh ich war, zu Bar ç a zu kommen, so traurig war es, Mourinho zu verlassen. Der Mann ist etwas Besonderes. Im Jahr danach verließ er selbst Inter und ging zu Real Madrid, und in dem Zusammenhang nahm er Abschied von Materazzi. Materazzi ist einer der härtesten Abwehrspieler der Welt. Aber als er Mourinho umarmte, kamen ihm die Tränen, und irgendwie verstehe ich ihn. Mourinho weckte Gefühle, und ich erinnere mich daran, wie wir uns am Tag danach im Hotel trafen. Da kam er zu mir:
»Du darfst nicht weggehen!«
»Sorry, aber die Chance muss ich nutzen.«
»Wenn du weggehst, gehe ich auch.«
Herrgott, was antwortest du darauf? Das geht einem nahe. Wenn du weggehst, gehe ich auch.
»Danke«, sagte ich. »Ich habe viel von dir gelernt.«
»Ich danke dir«, sagte er.
Wir redeten eine Weile. Es war schön. Aber dieser Mann, er ist wie ich. Er ist stolz, und er wollte um jeden Preis gewinnen, und natürlich konnte er es nicht lassen, mir noch eine kleine Spitze zu verpassen.
»Du, Ibra!«
»Ja?«
»Du gehst zu Bar ç a, um die Champions League zu gewinnen, nicht wahr?«
»Ja, vielleicht auch deshalb.«
»Dann merk dir eins, wir werden sie gewinnen. Wir!«
Dann verabschiedeten wir uns.
Ich flog nach Kopenhagen und kam zu unserem Haus am Limhamnsvägen und traf dort Helena und die Kinder. Ich hatte mich darauf gefreut, von allem zu erzählen und ein wenig zur Besinnung zu kommen. Aber dort herrschte eine Art Belagerungszustand. Journalisten und Fans schliefen vor unserem Haus. Sie klingelten an unserer Tür. Menschen schrien und sangen. Sie schwenkten Barcelona-Flaggen. Es war der reine Wahnsinn, und meine gesamte Familie stand unter Stress, Mutter, Vater, Sanela, Keki, keiner wagte sich auf die Straße. Die Leute waren auch hinter ihnen her, und ich sauste herum und merkte, dass meine Hand schmerzte, aber ich achtete nicht weiter darauf.
Die ganze Zeit passierten Dinge, Details in meinem Vertrag, die präzisiert wurden, Eto’o, der sich querstellte und mehr Geld wollte, Helena und ich, die diskutierten, wo wir wohnen sollten, all so was. Es war völlig unmöglich, zur Ruhe zu kommen oder die ganze Angelegenheit gründlich zu durchdenken, und schon nach zwei Tagen flog ich nach Barcelona. Zu der Zeit war ich bereits daran gewöhnt, mit Privatmaschinen zu fliegen. Das mag sich anhören wie ein Snob. Aber es ist nicht einfach für mich, mit Linienflugzeugen unterwegs zu sein. Ich habe keine Ruhe. Sowohl auf dem Flugplatz als auch im Flugzeug entsteht Chaos.
Aber jetzt nahm ich trotz allem eine Linienmaschine. Ich hatte mit den Barcelona-Leuten am Telefon gesprochen, und wie man weiß, liegen Barcelona und Real Madrid im Krieg miteinander. Sie sind die großen Rivalen, und unterschwellig spielt eine Menge Politik mit hinein, Katalonien gegen die Zentralmacht, dies alles, doch die Klubs haben auch unterschiedliche Philosophien. »In Barcelona bleiben wir mit beiden Füßen auf der Erde. Wir sind nicht wie Real. Wir fliegen mit Linienmaschinen«, sagte man mir, und klar, es hörte sich sympathisch an. Ich flog mit Spanair und landete um Viertel nach fünf am Nachmittag in Barcelona, und wenn mir die Dimension des Ganzen bis dahin nicht klar gewesen war, dann wurde sie es jetzt.
Es war Chaos. Hunderte Fans und Journalisten erwarteten mich, und die Zeitungen berichteten auf allen Seiten. Es war von Ibramania die Rede. Es war nicht gescheit. Ich war nicht allein Barcelonas bis dato teuerster Einkauf. Kein neuer Spieler hatte bisher solche Aufmerksamkeit geweckt. Ich sollte an diesem Tag in Camp Nou vorgestellt werden, das ist Tradition im Klub. Als 2003 Ronaldinho kam, waren 3 0 000 Menschen da. Thierry Henry wurde von ebenso vielen empfangen. Aber jetzt … mindestens die doppelte Anzahl wartete auf mich. Mir liefen Schauer den Rücken hinunter, ehrlich gesagt, und ich wurde durch einen Hinterausgang vom Flugplatz weggebracht und in einem Sicherheitswagen zum Stadion gefahren.
Wir sollten zuerst eine Pressekonferenz
Weitere Kostenlose Bücher