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Ich bleib so scheiße, wie ich bin

Ich bleib so scheiße, wie ich bin

Titel: Ich bleib so scheiße, wie ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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Was würde es schon ausmachen, wenn er den Tausenden von Zigaretten, die er bereits in seinem Leben geraucht hat, diese vier hinzufügen würde. Es werden schließlich seine vier letzten Zigaretten sein, und am besten, er raucht sie so schnell wie möglich (obwohl ihm der Arzt strikt verboten hat, zu rauchen), denn dann ist dieses Kapitel in seinem Leben abgeschlossen. Und obwohl er das erste Mal seit Langem keine Lust auf eine Zigarette verspürt, zündet er sie an: Die erste seiner vier letzten Zigaretten . . .
    Mein Vater, ein starker Raucher seit mehr als sechzig Jahren, weiß es, doch er will es nicht wahrhaben: Hinter jedem guten Vorsatz lauert die Hölle. Denn erst unser Wunsch, unsere Laster unter Kontrolle zu bekommen, entfesselt deren zerstörerische Kraft.
    Kaum begehen wir den Fehler und beschließen, diese oder jene schlechte Gewohnheit abzulegen und durch eine bessere zu ersetzen, müssen wir uns auf heftigsten Widerstand gefasst machen. Hat sich die ungeliebte Gewohnheit vorher durch kleine Spitzen gegen das Selbstwertgefühl bemerkbar gemacht und uns in der Öffentlichkeit für kurze, aber nicht uninteressante Momente der Selbstachtung und Würde beraubt, so droht sie uns nach unserer Kampfansage an den Rand unserer Kräfte zu bringen. Das Leben wird zu einem Krieg gegen sich selbst. Ein Kampf, den Sie nicht gewinnen können, denn einer von Ihnen muss verlieren.
Eher wird dich das Laster psychisch und
physisch vernichten, als dass es bereit ist,
von dir zu weichen.
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    Haben Sie zum Beispiel Ihrer Unsportlichkeit den Kampf angesagt und sich vorgenommen, ab diesem Tag morgens kalt zu duschen und anschließend zu joggen, so mögen Sie sich in den nächsten zwei Tagen, in denen Sie noch voller Elan und Idealismus zur Sache gehen, gut fühlen. Doch am dritten Morgen gehen Sie, ausnahmsweise ohne gejoggt und kalt geduscht zu haben, aus dem Haus. Nach diesem völlig harmlos klingenden Tagesanfang erscheinen Sie mit einem schlechten Gewissen im Büro. Auf dem Tag liegt ein Schatten, nur mühsam verdrängen Sie, was nicht bloß Verdacht, sondern Gewissheit ist: Die warme Dusche und die versäumte sportliche Betätigung ist keine Ausnahme. Es ist der Anfang vom Ende Ihrer sehr kurzen Existenz als vitales, gesundheitsbewusstes Individuum.
    Das zwei Tage währende Hochgefühl müssen Sie teuer bezahlen. Nun werden Sie den Rest Ihres Lebens mit der Bleikugel des Versäumnisses um den Hals aufstehen. Nie wieder können Sie frohen Herzens morgens das tun, was Ihnen am liebsten ist. Es bleibt der Wermutstropfen, ein Mensch ohne Willensstärke und Charakter zu sein. Die guten Vorsätze wieder aus Ihrem Bewusstsein zu verdammen, ist ungefähr so schwierig, wie frische Fußstapfen aus einer Schneedecke zu entfernen. An dem Tag, an dem Sie sich entscheiden, ein besseres, gesünderes, erfolgreicheres Leben zu führen, verlieren Sie Ihre Unschuld!
Der wahrhaft Unschuldige ist
ein Mensch ohne gute Vorsätze.
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    Leider glauben die meisten Menschen, dass es nur ihnen so ergeht. Sie betrauern heimlich ihr Versagen und schreiben dieses ihrem außergewöhnlichen Mangel an Disziplin zu. Aber kaum haben sie sich von der selbst bereiteten Niederlage erholt, keimt in ihnen die nächste Hoffnung auf, doch noch gegen ihr schlechteres Ich gewinnen zu können.
    Sie versuchen das Unmögliche, sie kämpfen gegen das antagonistische Prinzip: In jedem Menschen wirken gegensätzliche Kräfte, die sich in einem für sie typischen und sehr empfindlichen Gleichgewicht befinden. Wer einen Impuls verstärkt, zum Beispiel Ich will nicht mehr rauchen, ruft sofort sein Gegenstück Ich brauche eine Zigarette, und zwar sofort auf den Plan. Das antagonistische Prinzip ist immer und überall wirksam und lässt sich nicht mit Willenskraft ausschalten. Mit anderen Worten: Alles, was ich krampfhaft unterdrücke, rückt umso penetranter in mein Bewusstsein. Man denkt und fühlt in der Regel das, was man vermeiden will. Wer also versucht, das Gleichgewicht der Kräfte allzu stark nach einer Seite hin zu verschieben, muss damit rechnen, auch die Gegenseite ganz neu kennenzulernen:
    Überprüfen Sie es selbst. Versuchen Sie durch reine Gedankenkraft, etwas an Ihrer aktuellen Stimmungslage zu ändern. Sagen Sie sich, dass Sie auf der Stelle fröhlicher sein sollten, und schauen Sie genau, was dann mit Ihnen passiert. Oder probieren Sie, Ihre Selbstliebe zu steigern, sollten Sie es nicht schon einmal versucht haben. Stellen Sie sich vor den Spiegel, und

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