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Ich bleib so scheiße, wie ich bin

Ich bleib so scheiße, wie ich bin

Titel: Ich bleib so scheiße, wie ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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sagen Sie laut zu sich selbst: »Ich bin schön, ich liebe mich so, wie ich bin, ich habe alles Gute auf dieser Welt verdient.« Wundern Sie sich nicht, wenn es Ihnen die Tränen in die Augen treibt und Sie schluchzend in Ihrem Badezimmer zusammenbrechen.
Nichts treibt einen schneller und
sicherer ins Unglück als der Versuch,
ein glücklicher Mensch zu sein.
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    Oder haben Sie sich jemals vorgenommen, sich mehr an Kleinigkeiten zu freuen? Es ist ganz einfach. Bleiben Sie zu diesem Zweck bei einem Ihrer nächsten Spaziergänge oder auf dem Weg zum Supermarkt vor einem Blumenbeet stehen. Betrachten Sie eine der Blumen so aufmerksam wie möglich. Nehmen Sie alles ganz bewusst wahr: Die zarten Blütenblätter, die intensive Farbe, den betörenden Duft. Freuen Sie sich an jedem Detail – bis Sie nach ein paar Minuten die ersten Anzeichen einer schweren, depressiven Verstimmung spüren.
    Wundern Sie sich nicht, die Versuchsergebnisse sind mitnichten ein Beweis, dass mit Ihnen etwas nicht in Ordnung ist. Das antagonistische Prinzip setzt so schnell keiner außer Kraft.
    – Nie verspürte man weniger Lust, sich zu bewegen, als an dem Tag, an dem man sich ein strenges Fitnessprogramm auferlegt hat.
    – Kuchen, Wurst, Eiscreme erscheinen leckerer denn je nach dem Beschluss, auf diese Lebensmittel zu verzichten.
    – Eine unbekannte Müdigkeit überfällt einen, ausgerechnet kurz nachdem man sich geschworen hat, endlich mehr für seine Karriere zu tun, beziehungsweise sich einen neuen Job zu suchen.
    – Die Straßen sind plötzlich von begehrenswerten Frauen und Männern bevölkert, wenn man sich gerade ermahnt hat, nie mehr fremdzugehen.
    – Nie war der Drang größer, zum Telefonhörer zu greifen, als nach dem Entschluss, ihm nicht mehr hinterherzutelefonieren.
    – Wer sich einmal wirklich jämmerlich und klein vorkommen möchte, muss sich nur vornehmen, sich mehr zu lieben.
    – Selten fühlt man sich einsamer als nach der Überlegung, es fördere die Persönlichkeitsentwicklung, allein sein zu können.
    – Niemals kamen einem die Menschen missgünstiger und bösartiger vor als nach der Entscheidung, sich eine positivere Einstellung zu seinen Mitmenschen zuzulegen.
    Millionen von Menschen glauben dennoch daran, dass sie sich irgendwann für immer ihrer ungeliebten Seiten, also ihrer Verzagtheit, Faulheit, Lustlosigkeit, Jähzornigkeit oder ihrer Sucht nach Schokolade, Fernsehen und Alkohol entledigen können, wenn sie sich nur genug anstrengen und zusammenreißen.
    Und die Unterstützer warten schon. Auf der Jagd nach der sportlicheren, schlankeren, erfolgreicheren, positiveren oder fleißigeren Persönlichkeit bieten sie ihre Hilfe in Form von Büchern und Seminaren an. Sie versprechen, dass Selbstverbesserung prinzipiell möglich ist. Man muss nur seine Einstellung verändern und konsequent das Richtige dafür tun.
    In kein anderes Projekt investieren wir so viel Zeit, Kraft und Geld wie in die Bekämpfung unserer Schwächen und Laster. Selbst, wenn wir nach Jahren dem angestrebten Ziel nur minimal nähergekommen sind, wird das Projekt nicht infrage gestellt. Das Bewältigen verzeihlicher Schwächen oder ganz normaler Gefühle kann zum Lebensinhalt werden, es kann das gesamte Denken in Beschlag nehmen und Unmengen von Energie verschlingen.
    Wir geben uns selbst die Schuld, wenn wir bei unserer Selbstverbesserung nur wenig oder gar nicht erfolgreich sind. Schließlich haben wir gelernt, für unser Versagen selbst die Verantwortung zu übernehmen, wie es in vielen Ratgeberbüchern so schön heißt. Wir missachten dabei unsere Erfahrungen, nämlich dass gerade diejenigen in unserer Umgebung, die sich besonders heftig darum bemühen, ihre Persönlichkeit und ihr Gefühlsleben zu gestalten, am wenigsten mit sich zufrieden sind.
    Aber so schnell geben wir die Hoffnung nicht auf. Wir haben nur noch nicht die richtige Methode gefunden, und so suchen wir weiter, nach dem nächsten Guru, der uns helfen kann, uns selbst zu optimieren, nach der nächsten Offenbarung in einem Buch, einem Kurs oder Wochenendseminar.
Hoffnung ist der krankhafte Glaube
an den Eintritt des Unmöglichen.
Henry Louis Mencken
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    Es gibt eigentlich nur einen Weg, den in uns tobenden Widerstreit der Kräfte auszutricksen. Er ist simpel und führt immer zum Ziel. Das antagonistische Prinzip wird dann außer Kraft gesetzt, wenn unser Handlungsspielraum so klein ist, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als das eine zu tun.
    Mit anderen Worten: Wenn

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