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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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das Gras, der Matsch, der schnell an unseren Trikots klebte. Es stand bald drei zu zwei für die anderen, aber wir spielten weiter, drückten uns in den gegnerischen Strafraum, rempelten, beleidigten, spuckten aus, und endlich konnte ich an etwas anderes denken als an das verdammte neue Video, das seit ein paar Tagen auf YouTube eingestellt war. Theo hatte es mir gezeigt, als wir gestern zusammen auf den Bus warteten.
    „Ich hab nichts damit zu tun“, hatte er sofort gesagt und die Hände gehoben, wie um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    Das Video machte nicht gerade Werbung für uns, so schief und gequält wie Julie darauf True Colours sang.
    Ich hielt meinen Gegenspieler am Trikot, kam aber nicht mehr an den Ball, wir setzten uns beide nur in den Matsch. Ich rappelte mich als Erster hoch, half dem Typen aus der Zwölf, dessen Namen ich nicht mal kannte, beim Aufstehen, und obwohl ich ihn gefoult hatte, klatschten wir uns ab und liefen weiter zu den Positionen, die wir beim folgenden Freistoß einnehmen sollten. Nicht so nachtragend, nicht so verbissen wie die Weiber.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass hinter dem Kanal DarkFog3000 , der dieses Video von Ausschnitten unserer total misslungenen Generalprobe hochgeladen hatte, Ela steckte. Oder ihre Freundinnen Alina und Isabelle, aber natürlich auf Elas Betreiben hin.
    Der Ball kam halbhoch, ich nahm ihn mit dem Oberschenkel an, legte ihn mir zurecht und trieb ihn vorwärts. Aus zwanzig Metern zog ich ab. Der Ball ging knapp am Tor vorbei.
    „Spiel doch ab, du Penner!“, schrie Ben mir zu.
    Ich machte eine entschuldigende Geste.
    Der Abstoß kam hoch und weit, einer von den anderen nahm den Ball direkt und ballerte ihn in unser Tor. Reiner Glückstreffer! Aber jetzt stand es vier zu zwei gegen uns.
    DarkFog3000 hatte außerdem zwei Songs von Saint Shauna hochgeladen, die in der Aula des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums aufgenommen worden waren. Sonst nichts. Konnte es nicht auch Lisa gewesen sein? Hatte Julie sie nicht sowieso in Verdacht?
    Egal, wir spielten hier Fußball und ich wollte mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun haben. Ich wollte rennen, gegen den Ball treten und sonst nichts. Gar nichts. Wir trabten zum Mittelkreis, ich vertändelte den Ball, weil ich blöd ausrutschte, und schon wieder lief unser Gegner und schoss auf unser Tor. Alex, unser Torwart, faustete den Ball weg, dem aus der Zwölf genau vor die Füße.
    „Penner!“, schnauzte einer mich an und machtlos sahen wir zu, wie einer unserer Gegner das nächste Tor machte.
    Wir rannten zum Mittelkreis, aber wir hatten nur noch zwei Minuten reguläre Spielzeit – wir rannten dem Ball hinterher, nach einer guten Flanke des Gegners sah es schon nach einem demütigenden sechs zu zwei aus, aber unser Torwart Alex hielt diesmal den Ball fest, schlug ihn dann weit raus, doch bevor wir etwas daraus machen konnten, wurde auch schon wieder abgepfiffen. Schluss. Verloren.
    Wir gingen mit hängenden Köpfen in die Kabinen, tranken etwas und zogen uns die nassen Trikots vom Körper. Alles, was ich jetzt noch wollte, war eine heiße Dusche.
    Oder Conrad war es, dachte ich, als der feste Strahl meine Schultern traf. Wenn er sich so bei den Mädels beliebt machen konnte? Vielleicht reichte ihm seine eigene Seite nicht mehr? Ich quetschte die Shampoo-Flasche aus und massierte den Schaum in meine Haare.
    „Verbrauch nicht das ganze warme Wasser!“ Ben stellte sich neben mich und drückte auf die Armatur. Die Duschen hinter dem Sportplatz waren alt und der Boiler funktionierte nicht richtig.
    „Keine Sorge“, erwiderte ich. Ich stellte den Duschstrahl ab. In meinem Kopf kreisten immer noch die gleichen Gedanken. War es Ela? Lisa oder Conrad? Oder jemand, an den ich gar nicht dachte?
    „Kommst du noch mit?“, fragte Ben hinter mir. „Nur auf eine Cola?“
    Meistens gingen wir noch in die Frittenbude gegenüber, tranken was und Alex spielte an dem Automaten, obwohl er noch keine achtzehn war.
    „Nein, heute nicht. Gleich geht mein Bus.“
    Als ich den kleinen Weg zur Förstersiedlung hochging, sah ich sofort, dass in Julies Zimmer noch Licht brannte. Es war dieser bläuliche Schein, der von einem Bildschirm kam. Ich stellte mir vor, wie Julie da vor ihrem Rechner saß und das Video anklickte. Wusste sie überhaupt schon davon? Hatte Theo ihr auch einen Tipp gegeben? Steckte vielleicht Theo, dieser kleine Mitläufer, hinter allem? Ich würde Julie jedenfalls nichts sagen. Ihr trauriges kleines Gesicht nach

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