Ich brauche dein Lachen
die Rio „I love you“-Botschaften auf seinem Handy schickte. Eine Frau namens Christabel.
Es war derselbe Name, den Sly, die Besitzerin des Schönheitssalons, erwähnt hatte, an dem Tag, als sie Holly das Haar schnitt. Christabel, die ganz offensichtlich Rios frühere Verlobte war. Die schöne Christabel, der Rio ebenso offensichtlich den Laufpass gegeben hatte, auch wenn keiner wusste, warum. Es sei denn, er hatte es getan, weil er hinter Christabels Rücken Holly ein Kind gemacht hatte.
Holly trocknete sich das tränenfeuchte Gesicht, puderte sich die glänzende Nase und trug noch etwas Lippenstift auf, dann eilte sie hinaus, um sich erneut dem Kampf zu stellen.
Als sie diesmal am Tresen vorbeikam, ohne nach rechts oder links zu blicken, fiel der junge blonde Mann mit ihr in Gleichschritt. „Verschwinden Sie“, stieß sie verärgert hervor.
„Ich glaube, Sie wissen nicht, wer ich bin. Ich bin Jeremy, vom englischen Zweig des Lombardi-Clans …“
„Ich wusste gar nicht, dass es einen englischen Familienzweig gibt …“
„Aber Rios Mutter Alice ist Engländerin. Sie ist die Schwester meiner Mutter“, bemerkte Jeremy, ohne seine Überraschung über ihre Ahnungslosigkeit zu verbergen.
Holly ging weiter. Noch fühlte sie sich außer Stande, in den Festsaal zurückzukehren, noch hatte sie ihre aufgewühlten Gefühle nicht ganz im Griff. Deshalb wählte sie sich eins der Sofas aus, die in der Sitzecke neben dem Hauptfoyer standen. Ihr unerwünschter Begleiter brachte sie fast zur Raserei, als er sich jetzt neben sie auf das Sofa sinken ließ und nach ihrer Hand griff.
„Sehen Sie, ich bin bereit, vor Ihnen zu kriechen. Was ich vorhin gesagt habe, ist unverzeihlich, aber ich habe mich nur aufgespielt“, beteuerte Jeremy mit ernster Miene. „Niemals habe ich Sie verletzen wollen, lieber hätte ich mir die Hand abgehackt …“
„Dazu ist es noch nicht zu spät. Nur zu!“, sagte Holly.
In seinen Augen blitzte es belustigt auf. „Na schön, das war wohl ein bisschen übertrieben.“
Mit einem Mal stand Rio vor ihnen. Erschrocken zuckte Holly zusammen, und Jeremy zog in Windeseile seine Hand von ihrer zurück. Die hübschen Züge wie versteinert, ließ Rio den Blick über sie beide gleiten und richtete ihn dann einschüchternd auf Holly. „Wo warst du die ganze Zeit? Hast du hier herumgesessen und mit meinem nichtsnutzigen Cousin geflirtet?“
Jeremy schnellte in die Höhe, merklich beunruhigt über den Vorwurf des Bräutigams. „Ich habe versucht, mich bei Holly zu entschuldigen …“
„Wofür?“, verlangte Rio von dem Jüngeren zu wissen.
„Oh, lasst das, um Himmels willen!“ Um eine würdevolle Haltung bemüht, stand Holly auf. „Ich muss immer noch Timothy anrufen.“
Jeremy hatte schon angefangen, leise auf Italienisch mit Rio zu sprechen. Gerade so, als wäre sie überhaupt nicht anwesend, und langsam reichte es ihr. Sie hatte einen Italiener geheiratet, wie sie sich reuevoll erinnerte. Hatte sie allen Ernstes geglaubt, seine ganze Familie würde nur ihr zuliebe Englisch reden? War sie dumm … oder was?
Sie machte das öffentliche Telefon ausfindig und rief im Stadthaus an. Doch Timothy hielt gerade sein Schläfchen. Sarah bot an, ihn zu wecken, aber Holly meinte, sie solle ihn lieber schlafen lassen. Trotzdem, da ihr selbst der kleine Trost, zu ihrem Baby zu sprechen, versagt blieb, spürte Holly erneut heiße Tränen in den Augen brennen. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch niemals so allein gefühlt.
„Holly … Jeremy hat mir erzählt, was vorgefallen ist“, sagte Rio mit seiner ruhigen, tiefen Stimme und legte ihr die Hand auf die angespannte Schulter. Holly schluckte trocken und rang um Fassung. „Macht nichts, ist schon gut …“
„Ist es nicht …“
Holly wirbelte herum. „Kurz zuvor habe ich ein anderes Pärchen aus deiner reizenden Gästeschar reden hören: über mein billiges, ramschiges Hochzeitskleid, meinen komischen Akzent und mein elektrifiziertes Flickenpuppen-Haar …“
„Wer, zum Teufel …?“, stieß Rio nach einer Schrecksekunde wütend hervor.
„Sie sind alle gleich … gemein!“ Holly fühlte sich ihm so entfremdet, dass sie sein Mitgefühl nicht wollte. „Weißt du, meine Freunde, wären sie eingeladen gewesen, hätten vielleicht zu viel getrunken und viel lauter gelacht, aber sie wären nicht nur deshalb hier gewesen, um Braut oder Bräutigam in Stücke zu reißen. Wo ich herkomme, dort sind Hochzeiten freudige Ereignisse. Auf
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