Ich brauche dein Lachen
letzten Tagen hatte sie ihn nur telefonisch gesprochen. Irgendwann hatte sie sogar geglaubt, die Hochzeit würde abgesagt werden. Noch am selben Tag, an dem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte, war Rio geschäftlich nach Stockholm geflogen und anschließend nach Florenz, um seine Mutter zu besuchen. Rio hatte gehofft, sie mit nach London zu bringen, damit sie der Hochzeit beiwohnen konnte. Aber Alice Lombardi habe sich für diese Reise zu schwach gefühlt, wie er sagte, und der Arzt habe ihr strenge Bettruhe verordnet.
Holly dagegen argwöhnte, ihre zukünftige Schwiegermutter könnte entsetzt darüber sein, dass ihr Sohn eine völlig Fremde, noch dazu eine ledige Mutter und eine Frau aus zweifelhaften familiären Verhältnissen heiratete.
„Was für ein Mensch ist Mrs. Lombardi?“, hatte Holly Ezio gefragt.
„Sie ist eine feine Frau“, hatte er geantwortet, „aber sehr krank.“
„Vielleicht wird man die Hochzeit verschieben müssen.“ Diese Aussicht hatte Holly sehr bestürzt.
„Mrs. Lombardi besitzt die bemerkenswerte Fähigkeit, dem Tod immer wieder von der Schippe zu springen“, hatte Ezio behauptet. „Es würde mich in der Tat nicht überraschen, wenn die Lady uns alle überlebte.“
Als die Limousine jetzt von der Straße abbog, staunte Holly bei dem Anblick, der sich ihr bot. Die Kirche schien in einem Meer von parkenden Autos zu versinken, und außerhalb des Eisengeländers, das den Parkplatz begrenzte, hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. War vor ihrer Trauung eine andere angesetzt, und fand diese verspätet statt? Oder war sie selbst zu früh eingetroffen?
Holly beugte sich vor, griff nach dem Autotelefon und fragte Ezio.
„Diese Leute sind alle zu Ihrer Hochzeit gekommen“, erklärte Ezio, und seine Verwunderung über ihre Frage war ihm anzuhören.
Diese vielen Autos? Holly war entsetzt. Sie hatte nicht mit Gästen gerechnet. Sie hatte geglaubt, ihre Hochzeit finde in einem ruhigen und privaten Rahmen statt.
Als sie nun unsicher aus der Limousine stieg, kam wie aus dem Nichts eine brodelnde Menge auf sie zugestürmt. Sicherheitsbeamte hielten den Andrang zurück, gleichzeitig schrien aggressive Fotografen ihr zu, sie solle in die Kameras blicken. Inmitten dieses Tumults wurde sie von Angst und Schrecken erfasst, und wenn Ezio sie nicht am Ellbogen gepackt und mit ihr zur Kirche geeilt wäre, hätte sie sich in die Limousine gesetzt und dem Chauffeur zugerufen, er solle sofort losfahren.
Am Kirchenportal angekommen, bebte sie am ganzen Körper und sah Ezio verständnislos an. „Was ist hier los? Wer sind diese vielen Menschen?“
„Es sind die Leute von der Presse.“
„Aber weshalb interessieren sie sich für unsere Hochzeit?“
„Wenn Rio heiratet, macht das Schlagzeilen“, fuhr Ezio fort. „Außerdem sind Sie den Leuten eine Unbekannte, und das musste einen Sturm entfachen.“
In diesem Augenblick wurden die Türen weit geöffnet, und aus dem Haupt-Kirchenschiff drangen Orgelklänge heraus.
Erschrocken blickte Holly auf die voll besetzten Kirchenbänke, auf die Köpfe jener Anwesenden, die sich nach ihr umdrehten, begierig, die Braut zu sehen. Und blitzschnell entzog sie sich wieder den Blicken. „Ich kann nicht!“, stieß sie panisch hervor. „Ich kann nicht diesen Gang entlanggehen, ganz allein, ohne meinen Vater oder eine Brautjungfer. Warum hat Rio mich nicht auf all das vorbereitet?“
„Wahrscheinlich hat er nicht daran gedacht. Alles wird gut gehen“, beruhigte Ezio Farretti sie.
Holly mochte diesen älteren Mann, und sie vertraute ihm. Sie musterte seine elegante Erscheinung in dem gut geschnittenen Anzug und brachte den Mut auf, ihn um etwas Besonderes zu bitten. „Sie könnten mich zum Altar führen …“ Fast klang es flehend. „Dann würde ich nicht so seltsam aussehen und wäre nicht allein.“
Ezio sah sie überrascht an, dann merkte er, dass sie noch immer Richtung Ausgang zurückwich. Lächelnd straffte er die Schultern und reichte ihr den Arm. „Es ist mir eine Ehre. Aber vergessen Sie nicht: Es war Ihr Vorschlag, nicht meiner“, warnte er sie leise.
Falls Rio überrascht war, sie zusammen mit seinem Sicherheitschef auf den Altar zugehen zu sehen, so war Holly viel zu aufgeregt, um es zu bemerken. Kaum war sie am Altar angekommen, fing der Priester auch schon an zu sprechen. Und als sie Rio ansah und seinem Blick begegnete, begann ihr Puls, verrückt zu spielen. Der Augenblick, da ihr der Ring an den Finger gesteckt
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