Ich brauche dein Lachen
einer Beerdigung hätte ich heute mehr Spaß gehabt als hier.“
„Wirklich?“, fragte Rio mit eisiger Stimme.
Und dann hielt Holly ihm sein Handy hin. „Ich weiß nicht, wie ich diese blöde Nachricht loswerden soll, die hier ständig erscheint“, sagte sie. „Aber entweder hältst du mich für dumm, oder du bist dir zu vornehm, um ihr zu sagen, wie sie Schluss machen kann!“
Seine dichten schwarzen Wimpern verdeckten seinen Blick, als er das Handy betrachtete. Mit der Fingerspitze drückte er eine Taste, und das Display war leer. Selbst die Ruhe, mit der er es tat, ärgerte sie, denn sie hatte jede noch so winzige Taste gedrückt und nichts damit erreicht. Gespannt blickte sie zu ihm auf und sah den Anflug von Spott in seinen Zügen.
„Du hättest meine Nachrichten nicht lesen sollen“, bemerkte er kühl.
Holly fasste es nicht. Jetzt gab er ihr auch noch die Schuld! „Dein einfaches Handy war eben nicht einfach genug, und ich konnte das verflixte Ding nicht loswerden. Und außerdem“, fuhr Holly erhitzt fort, „lenkst du vom Thema ab, und ich bin nicht so dumm, als dass ich es nicht merkte.“
„Wenn du noch ein bisschen lauter sprichst, trage ich dich wie einen Kartoffelsack hinaus in die Limousine“, drohte Rio ihr mit einem gefährlichen Lächeln.
Holly atmete einmal ganz tief durch, um sich zu beruhigen.
„Also geh jetzt rauf, und zieh dich um, danach werden wir uns verabschieden“, schloss Rio im Befehlston.
„Was … soll ich anziehen?“, fragte Holly hilflos.
„Deine Reisekleidung.“
„So etwas habe ich nicht. Du hast mir gesagt, wir würden erst morgen ins Ausland reisen. Es war so in etwa das Einzige, was du mir gesagt hast. Ich meine, nicht erwähnt hast du die zweihundert Gäste, die Presse und den Empfang im Hotel.“
„Ich kann nicht glauben, dass du nichts gepackt hast. Aber ich nehme an, du willst deinen Brautstrauß in die Menge werfen.“
„Das ist ja wohl nicht dein Ernst! Ich soll meine wunderschönen Blumen in diese Meute werfen?“ Holly zuckte kühl die Schultern und hob stolz den Kopf.
Eine Viertelstunde später saßen sie schweigend in der Limousine. Das Schweigen hielt an und hielt an und hielt an, bis es Holly in den Ohren zu dröhnen schien und an ihren Nerven zerrte.
„Du hast herrliches Haar“, sagte Rio plötzlich leise. „Wenn irgendjemand deine prächtige Mähne mit dem Schopf einer Flickenpuppe verglichen hat, dann aus reiner Gehässigkeit. Was dein Kleid betrifft, so ist es wunderschön, und falls es billig war, dann war es der Jahrhundert-kauf. Dein Akzent ist niedlich, das bist du. Ich kann mich dich ohne ihn nicht vorstellen.“
Holly atmete zittrig ein, sagte jedoch nichts.
„Jeremy war betrunken, und es tut ihm sehr leid, aber, machen wir uns nichts vor, er konnte nicht damit rechnen, die Braut in einer öffentlichen Bar anzutreffen. Mir gefällt nicht, was er gesagt hat, und es macht mich wütend, dass er dich verletzt hat, aber was die Leute reden, ist mir verdammt egal!“
„Leute wie Rhett Butler …?“, fragte sie unsicher.
„Er ist gegangen. Ich habe nicht vor … nicht in meiner Hochzeitsnacht. Was die Nachricht auf dem Handy betrifft: Es war eine alte Mitteilung. Ich wusste nicht, dass sie noch gespeichert war, und jetzt ist sie gelöscht.“
„Die Leute glauben, du hättest mich geschwängert und deshalb deine Verlobung gelöst. Es gefällt mir nicht, wenn man mir die Schuld daran gibt.“
„Das ist ein sehr kurzlebiges Gerücht. Es ist nicht wert, sich darüber Gedanken zu machen.“
„War … sie?“
Holly konnte seine wachsende Anspannung geradezu spüren.
„Einmal glaubte ich es, und dann merkte ich, dass sie es nicht war.“
„Irgendwie wüsste ich gern, was schiefgegangen ist“, gestand Holly, aber erst nach einer langen Pause, um zu sehen, ob er noch etwas hinzufügte.
„Ich will nicht darüber reden. Es ist passiert, bevor ich dich kennengelernt habe, und hat nichts mit dir zu tun“, erwiderte Rio kalt.
Holly fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Christabel war kein Gesprächsthema. Jetzt erst merkte Holly, dass sie die Stadt hinter sich ließen. „Wohin fahren wir?“
„Wir übernachten in meinem Landhaus und fliegen morgen zu den Malediven.“
Sie hatte noch nie von den Malediven gehört, und ihre Unwissenheit beschämte sie einmal mehr.
„Ich habe veranlasst, deine Koffer ins Priorat schicken zu lassen. Du hältst es bis morgen hoffentlich ohne Timothy aus, dann treffen wir uns alle am
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