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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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er sie schütteln oder sich vergewissern, dass sie real war, bewegte sie aber nicht. »Gott sei Dank!«
    Er sah mich mit großen, leuchtenden Augen an. Sie glitzerten im gedämpften Licht, als hätte er geweint.
Wie sehr er mich liebt
, dachte ich. Meine Schuldgefühle verstärkten sich.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht –«
    Er fiel mir ins Wort. »Ach, lass uns nicht mehr darüber reden, ja?«
    Er hob meine Hand an seine Lippen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, wechselte zu Freude, dann Glück. Alle Spuren von Besorgnis waren verschwunden. Er küsste mich.
    »Aber –«
    »Jetzt bist du wieder da. Das ist die Hauptsache.« Er schaltete das Licht an und strich sich dann das Haar halbwegs glatt. »Schön!«, sagte er und stopfte sein Hemd in die Hose. »Wie wär’s, wenn du dich ein bisschen frisch machst? Und dann, dachte ich, können wir ausgehen. Was hältst du davon?«
    »Lieber nicht«, sagte ich. »Ich –«
    »Ach, Christine. Bitte! Du siehst aus, als könntest du ein bisschen Abwechslung gebrauchen!«
    »Wirklich, Ben«, sagte ich. »Mir ist nicht danach.«
    »Bitte, ja?«, sagte er. Er nahm wieder meine Hand, drückte sie sanft. »Es würde mir viel bedeuten.« Er nahm auch meine andere Hand und hielt sie beide zwischen seine. »Ich weiß nicht, ob ich es dir heute Morgen gesagt habe. Heute ist mein Geburtstag.«
     
    Was sollte ich tun? Ich hatte keine Lust, auszugehen. Aber andererseits hatte ich auch zu nichts anderem Lust. Ich sagte, ich würde mich frisch machen, wie er vorgeschlagen hatte, und dann sehen, wie ich mich fühlte. Ich ging nach oben. Seine Stimmung hatte mich verunsichert. Er hatte so besorgt gewirkt, doch sobald er mich sicher und wohlauf gesehen hatte, war diese Besorgnis verflogen. Liebte er mich wirklich so sehr? Vertraute er mir so sehr, dass ihn allein meine Sicherheit interessierte, nicht, wo ich gewesen war?
    Ich ging ins Bad. Vielleicht hatte er nicht gesehen, dass die Fotos überall herumlagen, und glaubte wirklich, ich hätte einen Spaziergang gemacht. Es blieb mir noch Zeit, meine Spuren zu verwischen. Meinen Zorn zu verbergen und meinen Schmerz.
    Ich schloss die Tür hinter mir ab. Ich schaltete das Licht an. Der Boden war sauber. Dort, ordentlich angeordnet um den Spiegel herum, als wären sie nie entfernt worden, klebten die Fotos, jedes wieder an seinem Platz.
    Ich hatte Ben gesagt, ich wäre in einer halben Stunde fertig. Ich setzte mich ins Schlafzimmer und schrieb das hier, so schnell ich konnte.

Freitag, 16. November
    Ich weiß nicht, was danach geschah. Was habe ich gemacht, nachdem Ben mir erzählt hatte, er habe Geburtstag? Nachdem ich nach oben gegangen war und festgestellt hatte, dass die Fotos wieder an Ort und Stelle hingen? Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich geduscht und mich schick angezogen, vielleicht sind wir ausgegangen, in ein Restaurant, ins Kino. Ich kann es nicht sagen. Ich habe es nicht aufgeschrieben und ich erinnere mich nicht, obwohl es erst ein paar Stunden her ist. Wenn ich Ben nicht frage, ist es völlig verschwunden. Ich habe das Gefühl, ich werde wahnsinnig.
     
    Heute Morgen, in aller Frühe, bin ich neben ihm aufgewacht. Er war wieder ein Fremder. Das Zimmer war dunkel, still. Ich lag da, starr vor Furcht, wusste weder, wer noch wo ich war. Mein einziger Gedanke war, wegzulaufen, zu fliehen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Mein Kopf fühlte sich an wie ausgehöhlt, leer, doch dann trieben Worte an die Oberfläche. Ben. Ehemann. Gedächtnis. Unfall. Tod. Sohn.
    Adam.
    Sie hingen vor mir, wurden scharf und wieder unscharf. Ich konnte sie nicht miteinander verknüpfen. Wusste nicht, was sie bedeuteten. Sie wirbelten mir durch den Kopf wie ein Echo, ein Mantra, und dann fiel mir der Traum wieder ein, der Traum, von dem ich wach geworden sein musste.
    Ich war in einem Zimmer, in einem Bett. In meinen Armen war ein Körper, ein Mann. Er lag auf mir, schwer, mit breitem Rücken. Ich fühlte mich sonderbar, eigenartig, mein Kopf zu leicht, mein Körper zu schwer, der Raum schwankte unter mir, und als ich die Augen aufschlug, konnte ich die Decke nicht klar sehen.
    Ich wusste nicht, wer der Mann war – sein Kopf lag zu dicht an meinem, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte –, aber ich konnte alles spüren, sogar die Haare auf seiner Brust, rau an meinen nackten Brüsten. Ich hatte einen Geschmack auf der Zunge, pelzig, süß. Er küsste mich. Er war zu grob; ich wollte, dass er aufhörte, aber ich

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