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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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das besser ungesagt blieb. Etwas, das das seichte Geplauder, das in dem Café wohl eher an der Tagesordnung war, ad absurdum führte.
    »Es stimmt. Sie wurden angegriffen. Es war …« Er stockte. »Es war ziemlich schlimm. Sie wurden gefunden, wie Sie umherirrten. Verwirrt. Sie hatten keinerlei Ausweispapiere dabei, und Sie hatten keine Erinnerung mehr daran, wer Sie waren oder was passiert war. Sie hatten Kopfverletzungen. Die Polizei dachte zuerst, Sie wären auf der Straße überfallen und ausgeraubt worden.« Wieder eine Pause. »Sie hatten eine Decke um sich gewickelt, waren voller Blut.«
    Ich spürte, wie mir kalt wurde. »Wer hat mich gefunden?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht genau …«
    »Ben?«
    »Nein. Nicht Ben, nein. Ein Fremder. Wer immer es war, er konnte Sie beruhigen. Er hat einen Rettungswagen gerufen. Sie wurden natürlich in ein Krankenhaus gebracht. Sie hatten innere Blutungen und mussten operiert werden.«
    »Aber wie hat man herausgefunden, wer ich bin?«
    Einen schrecklichen Moment lang dachte ich, dass meine Identität vielleicht nie eindeutig festgestellt worden war. Dass mir an dem Tag, als ich gefunden wurde, vielleicht alles gegeben worden war, eine ganze Vergangenheit, sogar mein Name. Sogar Adam.
    »Das war nicht schwierig«, antwortete Dr. Nash. »Sie hatten unter Ihrem richtigen Namen in dem Hotel eingecheckt. Und Ben hatte Sie schon bei der Polizei als vermisst gemeldet. Schon bevor Sie gefunden wurden.«
    Ich dachte an den Mann, der in dem Hotelzimmer an die Tür geklopft hatte, den Mann, auf den ich gewartet hatte.
    »Ben wusste nicht, wo ich war?«
    »Nein«, sagte er. »Er hatte offenbar keine Ahnung.«
    »Oder bei wem ich war? Wer mir das angetan hat?«
    »Nein«, sagte er. »Es kam nie zu einer Verhaftung. Die Polizei hatte kaum Anhaltspunkte, und Sie waren natürlich keine große Hilfe bei den Ermittlungen. Es wurde vermutet, dass der Täter alle Spuren in dem Hotelzimmer verwischte und Sie einfach liegen ließ, ehe er das Weite suchte. Keiner hat irgendjemanden kommen oder gehen sehen. Anscheinend herrschte in dem Hotel an dem Abend Hochbetrieb, wegen irgendeiner Feier. Sie waren nach dem Angriff vermutlich längere Zeit bewusstlos. Mitten in der Nacht sind Sie dann heruntergekommen und haben das Hotel verlassen. Es hat Sie niemand gehen sehen.«
    Ich seufzte. Ich begriff, dass die Polizei den Fall ad acta gelegt haben musste, vor Jahren. Für alle außer mir – sogar für Ben – war die Sache Schnee von gestern. Ich werde nie erfahren, wer mir das angetan hat und warum. Es sei denn, ich erinnere mich.
    »Was ist dann passiert?«, sagte ich. »Nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus?«
    »Die Operation war erfolgreich, aber es gab anschließend Komplikationen. Es war offenbar schwierig, Sie zu stabilisieren. Vor allem Ihren Blutdruck.« Er stockte. »Sie sind ins Koma gefallen.«
    »Ins Koma?«
    »Ja«, sagte er. »Es stand auf Messers Schneide, aber Sie hatten Glück. Sie hatten gute Ärzte, die alles getan haben, was sie konnten. Sie sind wieder zu sich gekommen. Doch dann stellte sich heraus, dass Sie Ihr Gedächtnis verloren hatten. Zuerst dachte man, es wäre vorübergehend. Eine Kombination aus Kopfverletzung und Hypnoxie. Die Vermutung lag nahe –«
    »Moment«, sagte ich. »Hypnoxie?« Mit dem Begriff konnte ich nichts anfangen.
    »Verzeihung«, sagte er. »Sauerstoffmangel.«
    Ich spürte, wie mir schwindelig wurde. Alles fing an zu schrumpfen und sich zu verzerren, als würden die Dinge um mich herum kleiner oder ich größer. Ich hörte mich sagen: »Sauerstoffmangel?«
    »Ja«, sagte er. »Den Symptomen nach hatte Ihr Gehirn eine schwere Sauerstoffunterversorgung erlitten. Die Folge einer Kohlendioxidvergiftung, auf die ansonsten aber nichts hindeutete, oder von Strangulation. Sie hatten Druckstellen am Hals, die diese Möglichkeit nahelegten. Als wahrscheinlichste Erklärung galt jedoch der Beinahetod durch Ertrinken.« Er hielt inne, während ich in mich aufnahm, was er mir da erzählte. »Haben Sie irgendeine Erinnerung, in der Ertrinken eine Rolle spielt?«
    Ich schloss die Augen. Ich sah nichts außer einer Karte auf einem Kissen und darauf die Worte
Ich liebe dich
. Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie erholten sich körperlich, aber Ihr Gedächtnis kam nicht zurück. Sie lagen einige Wochen im Krankenhaus. Zuerst auf der Intensivstation, dann auf der allgemeinen Station. Sobald sich Ihr Zustand so weit verbessert hatte, dass Sie transportiert

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