Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
werden konnten, wurden Sie zurück nach London gebracht.«
Zurück nach London. Natürlich. Ich war in der Nähe eines Hotels gefunden worden; ich musste also irgendwo auswärts gewesen sein. Ich fragte ihn, wo.
»In Brighton«, sagte er. »Haben Sie irgendeine Ahnung, warum Sie dort gewesen sein könnten? Irgendeine Verbindung zu der Stadt oder der Gegend?«
Ich versuchte, an Urlaube zu denken, aber mir fiel nichts ein.
»Nein«, sagte ich. »Keine. Jedenfalls keine, von der ich weiß.«
»Es könnte helfen, mal hinzufahren, irgendwann. Wer weiß, vielleicht fällt Ihnen dann etwas wieder ein.«
Ich spürte, wie mir kalt wurde. Ich schüttelte den Kopf.
Er nickte. »Okay. Tja, Sie könnten natürlich aus allen möglichen Gründen dort gewesen sein.«
Ja
, dachte ich. Aber es gab nur einen, in dem flackernde Kerzen und Rosensträuße eine Rolle spielten, aber nicht mein Mann.
»Ja«, sagte ich. »Natürlich.« Ich fragte mich, ob einer von uns das Wort
Affäre
in den Mund nehmen würde und wie Ben zumute gewesen sein musste, als er erfuhr, wo ich gewesen war und warum.
Und dann begriff ich. Begriff, warum Ben mir nicht den wahren Grund für meine Amnesie genannt hatte. Wieso sollte er mich daran erinnern wollen, dass ich einmal, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit, einen anderen Mann ihm vorgezogen hatte? Ein Frösteln durchlief mich. Ich hatte einen anderen meinem Mann vorgezogen und teuer dafür bezahlt.
»Was ist dann passiert?«, fragte ich. »Bin ich zurück zu Ben gezogen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, sagte er. »Sie waren noch immer sehr krank. Sie mussten im Krankenhaus bleiben.«
»Wie lange?«
»Sie waren zunächst auf der allgemeinen Station. Ein paar Monate.«
»Und dann?«
»Wurden Sie verlegt«, sagte er. Er zögerte – ich dachte schon, ich würde ihn bitten müssen, fortzufahren – und sagte: »In die Psychiatrie.«
Das Wort erschütterte mich. »Die Psychiatrie?« Ich stellte mir beängstigende Räume vor, voller verrückter Menschen, schreiend, geistesgestört. Mich selbst konnte ich mir nicht dort vorstellen.
»Ja.«
»Aber warum? Warum?«
Er sprach sanft, doch in seinem Tonfall lag eine Spur Gereiztheit. Plötzlich war ich mir sicher, dass wir das alles schon durchgekaut hatten, vielleicht viele Male, vermutlich bevor ich begonnen hatte, Tagebuch zu schreiben. »Es war sicherer«, sagte er. »Ihre körperlichen Verletzungen waren zwar inzwischen weitgehend ausgeheilt, aber Ihre Gedächtnisprobleme waren gravierend. Sie wussten nicht, wer oder wo Sie waren. Sie zeigten Symptome von Paranoia, dachten, die Ärzte hätten sich gegen Sie verschworen. Sie versuchten wiederholt zu fliehen.« Er wartete. »Sie wurden immer schwieriger zu kontrollieren. Sie wurden zu Ihrer eigenen Sicherheit verlegt, und zur Sicherheit von anderen.«
»Von anderen?«
»Es kam vor, dass Sie um sich schlugen.«
Ich versuchte, mir auszumalen, wie es gewesen sein musste. Ich stellte mir einen Menschen vor, der jeden Morgen aufwachte, verwirrt, der nicht wusste, wer er war oder wo oder warum er überhaupt im Krankenhaus war. Der fragte, weil er Antworten haben wollte, und keine bekam. Der von Leuten umgeben war, die mehr über ihn wussten als er selbst. Es musste die Hölle gewesen sein.
Ich rief mir in Erinnerung, dass wir über mich sprachen.
»Und dann?«
Er antwortete nicht. Ich sah, wie er den Blick hob und an mir vorbeisah, zur Tür, als würde er sie beobachten, warten. Aber da war niemand, sie öffnete sich nicht, es ging niemand hinaus, und es kam auch niemand herein. Ich fragte mich, ob er tatsächlich von Flucht träumte.
»Dr. Nash«, sagte ich. »Was ist dann passiert?«
»Sie blieben eine Zeitlang dort«, sagte er. Seine Stimme war jetzt fast ein Flüstern.
Er hat mir das schon einmal erzählt
, dachte ich,
doch diesmal weiß er, dass ich es aufschreiben werde und immer wieder nachlesen kann
.
»Wie lange?«
Er sagte nichts. Ich fragte erneut. »Wie lange?«
Er sah mich an, sein Gesicht eine Mischung aus Traurigkeit und Schmerz. »Sieben Jahre.«
Er bezahlte, und wir verließen das Café. Ich war wie betäubt. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, wo ich gedacht hatte, den schlimmsten Teil meiner Krankheit durchlebt zu haben, aber mit der Psychiatrie hatte ich nicht gerechnet: nicht inmitten von so viel Schmerz.
Auf dem Weg zum Auto sagte Dr. Nash zu mir: »Christine, ich habe einen Vorschlag.« Mir fiel sein ungezwungener Tonfall auf, als würde er
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