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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica
Autoren: DOROTHY ELBURY
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erholt zu haben“, erwiderte er, ohne das Zittern in seiner Stimme ganz unterdrücken zu können. „Bertha kümmert sich um sie, bis Dr. Frinton kommt, und dann werden wir sehen, was er dazu zu sagen hat.“ Er hielt inne und fuhr sich durchs Haar. „Aber ich hätte nicht übel Lust, unverzüglich zu packen und schnurstracks nach Thornfield zurückzufahren“, setzte er hinzu. „Das wäre ohnehin das Richtige gewesen, sobald sie mir mitteilte, dass sie guter Hoffnung ist.“
    „Bitte, Matt, reg dich nicht auf.“ Jessica legte ihrem Bruder beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Imogen ist kräftig, weißt du – bei ihr gehen Unpässlichkeiten viel schneller vorbei als bei uns anderen.“
    Mit einem Stirnrunzeln sah Matt sie an. „Hast du noch irgendwelche Verabredungen diese Woche?“, wollte er wissen. „Vorausgesetzt, der Arzt hält Imogen für reisefähig, möchte ich Samstag früh aufbrechen. Auf diese Weise können wir in bequemen Etappen fahren und Montag in Thornfield sein.“
    „Wie Imogen schon sagte“, rief Jessica ihm in Erinnerung, „den Ball der Duchess of Conyngham heute Abend. Außerdem bin ich für morgen zu einer Supper Party mit Miss Draycott und ihren Freunden in den Vauxhall Gardens eingeladen. Aber es würde mir nichts ausmachen, beides abzusagen, wenn du es gern möchtest“, beeilte sie sich hinzuzusetzen, als sie Matts grübelnde Miene gewahrte.
    Sie hielt den Atem an, während er angestrengt überlegte. Bei dem Gedanken, die Stadt zu verlassen, ohne Lord Wyvern noch einmal gesehen zu haben, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, und ihre sämtlichen Vorsätze, ihn für seine Unverschämtheit zu tadeln, waren wie weggewischt. Zu ihrer unendlichen Erleichterung schüttelte Matt schließlich den Kopf.
    „Nicht nötig“, befand er mit einem Lächeln. „Imogen möchte, dass du den Ball der Conynghams besuchst. Er ist das wichtigste Ereignis der Saison, und es wäre schade, wenn du nicht wenigstens einen großen Ball erlebt hättest, während du in London bist. Was Vauxhall angeht – du warst schon einmal dort und würdest nicht wirklich etwas verpassen …“ Er dachte nach, und Jessica, der es ziemlich gleichgültig war, ob sie die Supper Party besuchte oder nicht, wartete geduldig darauf, dass er fortfuhr. „Aber es wäre vielleicht unhöflich, so kurzfristig abzusagen.“
    „Du meinst, ich darf hingehen?“
    Ihr Bruder nickte entschieden. „Ich sehe keinen Grund, weshalb du es nicht tun solltest. Miss Draycotts Freunde sind allesamt vernünftige und verantwortungsvolle Erwachsene. Ich nehme an, du hast einen geeigneten Begleiter für heute Abend?“
    Jessica nickte. „Mr. Lyndhurst und seine Schwester kommen mich um halb neun abholen.“
    „Rodney Lyndhurst?“, fragte ihr Bruder erfreut. „Er ist der besonnenste junge Gentleman, den ich kenne. In seiner Obhut kann dir nichts passieren. Das ist also geklärt … Ah, ich glaube, der Doktor ist gerade eingetroffen.“
    Matt drehte sich auf dem Absatz herum und eilte in die Halle. Jessica blieb im Frühstückssalon zurück und schlang in freudiger Erwartung die Arme um sich. Was für eine unerwartete Gelegenheit sich vor ihr auftat! Alles, was es nun noch brauchte, war, dass Lord Wyvern sich auf dem Ball der Duchess sehen ließ. Und egal, was er unternahm, um ihr aus dem Weg zu gehen, diesmal würde er ihr nicht entkommen!
    Wie sie jedoch ein paar Stunden später feststellen musste, war allein die schiere Größe des Ballsaals in Conyngham House dazu angetan, selbst die kühnsten Vorsätze zu dämpfen.
    Von dem Moment an, da einer der livrierten und mit gepuderten Perücken ausstaffierten Lakaien ihr aus der lyndhurstschen Kutsche geholfen hatte, war Jessica von der Erhabenheit und dem Prunk überwältigt gewesen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie solche Pracht, solche Extravaganz oder solch eine wogende Vielfalt elegant gekleideter Menschen an einem Ort versammelt gesehen.
    Und auch noch nie einen Raum wie diesen, überlegte sie, nachdem der Honourable Rodney Lyndhurst, seine Schwester Sarah und sie in der langen Schlange der Gäste gestanden und darauf gewartet hatten, begrüßt zu werden, und nun die wenigen flachen Stufen in den grandiosen Ballsaal hinunterschritten.
    Beide Längsseiten des Saals waren flankiert von einer regelmäßigen Abfolge marmorner Säulen im korinthischen Stil, deren Kapitelle mit einer Doppelreihe von Akanthusblättern geschmückt waren und um deren Schäfte man grüne Bänder mit
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