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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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aus. Selten wartete sie auf mich, sondern hinterließ eine Nachricht, wo ich sie finden konnte. Sehr angenehm. Ich kam nach oder nicht, wie es mir gefiel. Mit Bianca habe ich kein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich manchmal zu müde war oder weil mir vor lauter Text lernen und Drehstress die Zeit fehlte für Gemeinsamkeit. Bianca genügte sich selbst. Sie hat den Bezug zur Selbstverständlichkeit. Von ihr könnten viele Frauen lernen. Mein altes Thema: Gemeinsamkeit funktioniert nur, wenn jeder auch für sich allein funktioniert.
    Wir reisten in sämtliche Metropolen der Welt. Ob St. Tropez oder New York, wir waren überall zu Hause. Besuchten den berühmten Volti-Ball in Venedig. Dort traf sich die europäische Aristokratie, mit dabei auch die Modeschöpfer Yves Saint Laurent und Marc Bohan. Diese Gala im Palazzo Volti am Canale Grande wurde in den siebziger Jahren zu einem der schillerndsten Feste ihrer Zeit und blieb es bis heute.
    Während der Filmfestspiele in Venedig, die jedes Jahr im August stattfinden, gab die Contessa Marina Cicogna di Misura ein riesiges Fest am Canale Grande. Bianca und ich amüsierten uns köstlich. Mit dabei waren der Onassis-Clan, der Niarchos-Clan, der ganze italienische und deutsche Hochadel mit den Hannoveranern und Bismarcks, Liz Taylor und Richard Burton, Gianni Agnelli mit Frau und und und.
    Schon morgens wurden die Gäste an den Lido gefahren – dort wohnten Bianca und ich längst, um uns am Pool verwöhnen zu lassen. Ein fescher Aufzug mit dem französischen, englischen, italienischen, deutschen Hochadel, all die Prinzen und Prinzessinnen, Ihre und Seine Hoheit in allen Variationen.
    Stundenlang probierten Bianca und ich für den Ball Mode durch. Ich entschied mich für einen weißen Smoking. Biancaendlich für einen Fetzen von Yves Saint Laurent. Entzückend. Ärgerlich war dann nur, dass wir Marisa Berenson begegneten, die mich sofort zum Tanzen holte. Bianca blieb reserviert wie immer. Aber ich wusste, dass sie kochte. Genug Galane buhlten um ihre Gunst. Aber das war nicht so wichtig. Wichtiger war es, im Mittelpunkt zu stehen. Und mit mir stand man im Mittelpunkt. Frauen wollen die Königin ihres Herzmannes sein. Ich brachte Marisa an ihren Tisch und kümmerte mich um Bianca.

     
    Immer gut für einen Skandal … Nach einem Diskobesuch in Rom, die Fotografen freuen sich.
     

 
    1975 bestreiten die Rolling Stones eine Tournee durch die USA, und Bianca Jagger vergnügt sich mit Helmut Berger.
     

Ingrid Thulin kopiert Hundertwasser, Anita Ekberg hat nur noch einen Klunker
     
     
     
    Frauen haben mich gerne in ihrer Nähe. Auch Bianca. Vielleicht, weil ich sie besonders gut verstehe. Irgendwie bin ich sogar eine von ihnen. Ich kann Leute auch gut unterhalten, wenn ich mich wohl fühle. Capito? Bianca hat ein untrügliches Gespür für Klasse, ähnlich wie ich. Ihren Stil kann man nicht lernen, er ist angeboren. Was mich noch bei Bianca anzog, war ihre Gelassenheit. Alles an ihr war langsam, immer zu spät, ohne es zu wollen. Die Sprache, tief und beunruhigend. Die Bewegungen geschmeidige Tigerschritte. Ihr Zeitgefühl scheinbare Ewigkeiten ohne Hektik. Sie schaffte es nicht, zu den Abendgesellschaften pünktlich zu erscheinen. Ich passte mich an, obwohl Pünktlichkeit zu meinen Stärken zählt. Sie hasste die Morgenstunden wie ich. Frühstückte spät, Tee und Croissants.
    Auf Reisen ließen wir Ladungen von Koffern einchecken. Wir waren beide überzeugt davon, dass ein Mehr an Kleidern und Accessoires eine beruhigende Wirkung hat. Bianca war verrückt nach Hüten. Also wurden auch etliche Hutschachteln mitgeschleppt. Prunk und Glanz gehörten noch zu unseremLeben, als die Leute schon mit ihrem Reichtum zurückhaltender wurden. Nach den Studentenunruhen Ende der sechziger Jahre bescheideten sich die Menschen in Frankreich und Deutschland. Der Rolls-Royce blieb in der Garage, der Kleinwagen wurde bewegt. Die Kilodose Kaviar kam nicht mehr öffentlich auf den Tisch. Da machten wir nicht mit. Nach harter Arbeit will ich mich für mein Geld bestens amüsieren. Basta!
    Bis heute habe ich eigentlich immer ernste Rollen gespielt. Ich bin auch ein Typ für die Komödie, es fallt mir nicht schwer, mich selbst auf den Arm zu nehmen. Viele sagen mir schwarzen Humor und witzige Komik nach. Die Produzenten sehen mich nur als den degenerierten Nazi, den Playboy mit dem typischen krankhaften Klischee. Schade, Komödienstoffe würden mich interessieren. Manchmal versteckt der Clown

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