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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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schwärmen Liz Taylor und Bianca Jagger. Emperio Valentino und Yves Saint Laurent lieben wie ich Weißwürste mit süßem Senf und krossen Brezln. Nur Rudolf Nurejew konnte ich gutbürgerlichen Essensgeschmack nicht beibringen, als Russe bestand er auf Tassen voller Knoblauch. Für ihn das Zaubermittel seiner hohen Sprünge, für mich in dieser Menge bloß ein totalerGeschmackskiller. Aber er schwor auf dieses gscherte ordinäre Zeug.
    Mein Vater hatte seinen Willen bekommen, sich wieder mal bei seinem Junior durchgesetzt. Mit 18 Jahren war ich ausgebildeter Hotelfachmann mit Examen im Praktischen und Mündlichen, die schriftlichen Prüfungsergebnisse lassen wir besser unerwähnt. Alles Schriftliche ist die Hölle für mich. Ich hatte meine Schuldigkeit getan. Mehr war nicht drin. Take me or leave me. Aber mein Vater entschied: »Du hilfst uns nun im ›Bräustüberl‹.« Ein anstrengender Job mit fast 1000 Gästen täglich. Ich suchte einen Fluchtweg.
    Meine Eltern gönnten mir kein Teenager-Vernügen. Das hat mir maßlos gestunken. Nie fuhren sie mit mir in den Urlaub, wie andere Eltern es mit ihren Kindern tun. Die vielen Sommerferien reichten mir für alle Zeit. Unbezahltes Training nannte mein strenges Familienoberhaupt meine Arbeit damals. Er war ein Boss wie ein General. Bei mir nützten seine Manöver nichts. Weil mit meinem Vater nicht zu reden war, klaute ich wegen des ausbleibenden Lohnes ganze Fässer Bier für Freunde. Damit richteten wir Partys aus. Mit gestohlenem Bier versuchte ich auch die Ordensbrüder des Knabeninternats in Feldkirch zu bestechen. Capito? Natürlich vergebliche Liebesmüh. Das kostete mich viele Vaterunser und Rosenkränze.
    Meine Mutter bemühte sich, mir das Zeitmanko mit eleganter Garderobe und großzügigem Taschengeld auszugleichen. Hinter dem Rücken meines Vaters. Für ihren Sohn kam nur das Schönste und Beste in Frage. Mein Vater tut mir heute fast leid, er war wohl auch eifersüchtig auf die überschwengliche Liebe, die ich von meiner Mutter bekommen habe. Wie ein Luchs passte er auf mich auf. Er wünschte sich so sehr einen korrekten, fleißigen Sohn. Jedes Mal bemerkte er meine Diebstähle. Jedes Mal schlug er mich windelweich. MeineMutter brüllte, weinte, flehte wieder vor der verschlossenen Tür für mich um Gnade. Und wie immer vergeblich. Irgendwann schlug ich zurück. Aber gegen seine Kraft hatte ich keine Chance.
    Wenn mein Vater noch leben würde, hätte ich Spaß daran, die schlagenden Missverständnisse seitenlang auszubreiten, aber er ist tot. Es ist nicht mehr zu ändern. Er wollte wohl mein Bestes. Er wollte einen Sohn, der so diszipliniert war wie er selbst, einen richtigen Mann. Er wollte mich zu einem seriösen Bürger mit einem ordentlichen Beruf drillen. Am liebsten mit einem Doktor vor dem Namen. Als ihm das nicht gelang, versuchte er, wenigstens einen Hotelmanager aus mir zu zaubern. Oder soll ich sagen: pressen? Er wollte stolz auf mich sein. Ihn plagte all dieser komplexe Nachfolgermist. Er konnte einfach nicht anders. Er selbst war so ganz anders als ich. Ein fleißiger Mann, kein Raucher oder Trinker. Vielleicht quälte ihn ein Trauma? Was mochte er erlebt haben, als er nach drei Jahren russischer Gefangenschaft mit Erfrierungen an den Füßen aus dem Krieg zurückkam? Darüber fiel nie ein Wort. Auch nicht über Gefühle.
    Wir führten keine Vater-Sohn-Gespräche, mein Kontakt war immer meine Mutter. Es fehlten uns echte Dialoge für das gegenseitige Verstehen. Er fragte mich nie, er befahl. Wenn er kommandierte, dass ich den Biertresen säubern sollte, habe ich es extra nicht gemacht. Ich hörte ihm einfach nicht zu. Seine Ohrfeigen störten andere mehr als mich. Irgendwann wurde er zu einem fremden Mann, der mit meiner Mutter verheiratet war. Ich hatte ihn bis zu meinem vierten Lebensjahr nicht gekannt, und später lernte ich ihn auch nicht kennen.
    Schon als Kind war ich unabhängig von ihm, tat, was mir in den Sinn kam. Meine internationalen Filmerfolge änderten nichts an meiner Vater-Beziehung. Sie blieb keine. Wir ignorierten uns. Dabei empfand ich niemals Rachegelüste wegen meiner Kindheit. Ich wurde gleichgültig, ohne kalt zu sein. Eine stille Übereinkunft allerdings herrschte zwischen uns: die Gemeinsamkeit in der Liebe zu meiner Mutter, seiner Frau. Vertrauen zu mir selbst in all meiner Widersprüchlichkeit lernte ich erst mit Luchino Visconti. Und mein Weltruhm, zu dem er mir verhalf, war dabei eher hinderlich.

Mief im

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