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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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zu entdecken und immer wieder neu kennenzulernen in all seinen Facetten. Die meisten Menschen haben eine Menge zu bieten. An uns ist es, ihnen auf die Spur zu kommen. Als Agenten sollte uns das nicht allzu schwerfallen!



Tag vier bis neun, Freitag, 1. bis Mittwoch, 6. Oktober
     
    Wie aus einem Horst beobachteten wir mit Adleraugen, was sich bei Bülent tat. Im Reisebüro ging es tatsächlich zu wie in einem Taubenschlag. Ein Kommen, ein Gruß, ein Handschlag, Tee oder eine Zigarette, manchmal beides, kurzer Small Talk, ein Gehen. Es waren immer wieder dieselben Köpfe, die dort auftauchten. Mehrere Tage lang. Darunter auch viele Leute aus dem Viertel. Man kennt sich, man grüßt sich, man plaudert, man trennt sich. Von jedem Kopf hatten wir bald gestochen scharfe Bilder, Porträtaufnahmen, als wären wir nur eine Armeslänge entfernt. Einige Gesichter waren alte Bekannte, harmlose Typen, andere Unbekannte.
     
    Unser hauseigenes Labor behandelte die Fotos nach Agentenart: Die Hintergründe auf den Bildern wurden umgebaut, verwischt, entfernt oder unkenntlich gemacht. So war weder zu erkennen, dass die Bilder zu einer Serie gehörten noch war der Ort der Aufnahme zu rekonstruieren. Gut durchmengt mit weiteren Bildern, die zu Bülent, Sarai und dem Umfeld keinerlei Bezug hatten, wurden die Fotos unseren Quellen vorgelegt: Wen kennst du und was weißt du über ihn? Innerhalb von achtundvierzig Stunden hatten wir zu den meisten Bülent-Besuchern Namen, Adressen und eine erste vorsichtige Bewertung.
     
    Neben Bülent und seinen beiden Mitarbeitern Serkan und Kuvet verkehrten bei Sarai-Reisen Angehörige, Verwandte und Verschwägerte auch entferntester Grade, alte Freunde, Nachbarn, Osman vom Getränkemarkt zwei Straßen weiter, Sili aus dem Discount-Backshop, Seki, Adnan und Mersut vom Islamischen Kulturförderverein, Ilhan von Alakara-Reisen, Musa, der sich auf Versicherungen für türkische und arabische Mitbürger spezialisiert hatte, und natürlich Kismet, der Zockerkönig von nebenan.
     
    Wir konnten beobachten: Bülent geht ein und aus, seine Mitarbeiter auch, immer dieselben Leute, sie rauchen und trinken Tee, selten verirrt sich mal ein Kunde in den Laden. War’ s das? Bei Sabine und mir stieg die Nervosität. Wir fuhren das volle Programm. Das musste zu Ergebnissen führen … oder zu großem Ärger. Einen Fehlschlag thematisierten wir nicht. Noch hatten wir Zeit. Nicht alle Zeit der Welt, aber wir glaubten an den Erfolg unserer Mission.
     
    Eine Woche nach Einrichtung der Kontaktwohnung erreichte uns eine Eilmeldung aus Istanbul, mit der wir nicht gerechnet hatten. Wir erwarteten zwar einen weiteren Bus mit zweiundvierzig Insassen von Sarai-Reisen, sie verkehrten in schöner Regelmäßigkeit zweimal wöchentlich. Wir konnten die Busse nicht von der Bundespolizei kontrollieren lassen, ohne neue, tatsächlich stichhaltige Beweise für Schleusungen zu haben. Und die fehlten bislang, egal, wie sicher Sabine und ich auch sein mochten. Umso besser, dass unsere Quelle in Istanbul die Augen und Ohren offen hielt. Philipps Kontaktmann meldete per Telefon, dass es bei der Abfahrt des Busses, die nur wenige Minuten zurücklag, zu einem auffälligen Zwischenfall gekommen sei. Zuerst habe er beobachtet, wie sieben oder acht Reisende im Büro von Sarai-Istanbul Pässe zugesteckt bekamen, die von den neuen Inhabern genauestens begutachtet,
fast schon bestaunt wurden. Die Geschichte kannten wir bereits. Doch die Quelle setzte noch einen drauf: Bevor die Reisenden diese Pässe erhalten hatten, wurden ihnen andere Pässe abgenommen. Es wurden also Pässe getauscht! Auf Rückfrage versicherte die Quelle, dass sie dies zweifellos beobachtet habe. Damit erhärtete sich unsere Annahme, denn es wäre überaus verdächtig, wenn jemand bei einer Kontrolle zwei Pässe bei sich trüge. Diese Beobachtung der Quelle in Istanbul stellte ein wichtiges Indiz für uns dar. Sie war ein Fingerzeig auf ein Puzzleteilchen, von dem wir wussten, dass es dieses Teilchen gab, aber nicht, wo es war. Und es kam noch besser, allerdings konnten wir uns auf diesen Vorfall keinen Reim machen: Alle Passagiere waren bereits eingestiegen, als eine Frau und zwei Männer wieder aus dem Bus gezerrt worden seien. Während einer lautstarken Auseinandersetzung mit gegenseitigen Beschimpfungen und kleinen Handgreiflichkeiten sei das Gepäck der drei aus dem Laderaum gesucht und auf die Straße gestellt worden. Daraufhin sei die Frau in Tränen ausgebrochen und

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