Ich ein Tag sprechen huebsch
zu sein. Ihr einziges Problem, sagte sie, sei ihr Hunger. »Ich habe im Flugzeug nur ein paar Blätterteigtaschen bekommen. Können wir nicht Pfannkuchen essen gehen?«
Sie machte weiter, bis unser Vater ihr mit vor Gram bebender Stimme anbot, professionelle Hilfe für sie zu suchen. Er erwähnte Fitness-Farmen und ausgebildete Trainer und sagte, er wolle ihr das Geld gerne leihen - ach was, schenken. »Und ich verspreche dir noch zusätzlich was für jedes abgespeckte Pfund. «
Als Amy sein Angebot ausschlug, versuchte er mit gutem Beispiel voranzugehen. Sein Weihnachtsmenü bestand aus gerade einmal drei Bissen, um anschließend statt des Nachtischs einen strammen ZweiMeilen-Lauf zu starten. »Kommt wer mit? Amy?« Er dehnte sein übliches Fitnessprogramm von zehn Minuten auf eine volle Stunde aus und joggte beim Telefonieren auf der Stelle.
Amy behielt ihr Fettwanst-Kostüm an, bis ihre Beine von Schorf und Pickeln überzogen waren. Als sie am Morgen des Rückflugs endlich die Katze aus dem Sack ließ, heulte unser Vater vor Glück. »Mein Gott, da hast du mir einen schönen Schrecken eingejagt. Dabei hätte ich wissen müssen, dass du dir so etwas nie antun würdest. Und es ist wirklich bloß ein Kostüm? Heiliger Strohsack. «
Noch Monate später kam er immer wieder auf das Fettwanst-Kostüm zu sprechen. »Also für einen kurzen Moment war ich wirklich verunsichert, aber selbst mit einem fetten Hintern kann sie nicht davon ablenken, dass sie eine hinreißende Person ist, sowohl innerlich wie äußerlich, und nur das zählt schließlich. « Allerdings währte diese Offenbarung nur kurz, denn als der Fototermin näher rückte, rief er mich ständig wegen irgendwelcher technischen Details an. »Weißt du zufällig, ob die Zeitschrift mit einem professionellen Hair-Stylisten arbeitet? Ich hoffe doch sehr, weil ihre Haare in letzter Zeit so dünn geworden sind. Und wie steht's mit der Beleuchtung? Können wir davon ausgehen, dass der Fotograf erstklassige Arbeit leistet, oder sollen wir bei der Redaktion anrufen und fragen, ob sie nicht einen besseren kriegen können?«
Ich verschweige meinem Vater eine ganze Menge, wenn er anruft und nach Amy fragt. Er würde es nicht verstehen, dass sie kein Interesse hat zu heiraten und sogar ziemlich glücklich über die Trennung von ihrem Freund war, mit dem sie eine Zeitlang zusammenwohnte und an dessen Stelle nun ein imaginärer Freund namens Ricky getreten ist.
Als ein erfolgreicher Junggeselle sie das letzte Mal ausführen wollte, erwiderte sie nach kurzem Zögern: »Vielen Dank, aber ich stehe im Moment nicht so auf weiße Typen. «
Allein das hätte bei meinem Vater einen vorübergehenden Herzstillstand ausgelöst. »Die Uhr tickt«, sagt er. »Wenn sie noch lange wartet, sitzt sie für den Rest ihres Lebens alleine da. «
Amy scheint diese Vorstellung sehr recht zu sein.
Als mein Vater anrief und nach dem Fototermin fragte, tat ich so, als wüsste ich von nichts. Ich erzählte ihm nichts davon, dass meine Schwester zur vereinbarten Zeit mit ungewaschenen Haaren im Studio erschienen war und sich zu dem Dutzend New Yorkerinnen gesetzt hatte, die von der Zeitschrift ausgewählt worden waren. Sie hatte Komplimente über ihre geschmackvolle und elegante Garderobe gemacht und dabei zugesehen, wie sie ihr Haar gestylt, die Augenbrauen gezupft und den einen oder anderen kleinen Makel übergepudert bekamen.
Als sie schließlich am Schminktisch Platz nahm, sagte Amy: »Ich möchte so aussehen, als hatte man mich grün und blau geschlagen. «
Die Maskenbildnerin leistete ausgezeichnete Arbeit. Neben schwarz umrandeten Augen und einem blauroten Kiefer traten blutige Kratzer auf der Stirn besonders gut hervor. Eitrig-gelbe Flecken umrahmten ihre schorfige Nase, während ihre geschwollenen Lippen eine hässliche Reihe schwarzverkrusteter Nadelstiche zierte.
Amy war begeistert von ihrem neuen Aussehen und der Person, die sie verkörperte. Im Anschluss an den Fototermin ging sie so, wie sie war, zur Reinigung und zum Lebensmittelhändler. Die meisten Leute schauten irritiert zur Seite, doch wenn sie wirklich einmal gefragt wurde, was mit ihr passiert sei, setzte meine Schwester ihr strahlendstes Lächeln auf und sagte: »Ich bin verliebt. Ist das zu fassen? Endlich habe ich meine große Liebe gefunden und bin überglücklich.
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Mein Vater träumte immer davon, dass die Menschen auf der Welt eines Tages durch ein Netzwerk jener kühlschrankgroßen Computer
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