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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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sagte er. »Sieh ihn dir nur an, wie er unschuldig dasteht und auf sein nächstes Opfer lauert. Wenn's nach mir ginge, könnte er mit den Zähnen klauen. Auge um Auge, das ist meine Devise. Man sollte so einem beide Hände abhacken und sie den Hunden zum Fraß vorwerfen.«
    Aha, dachte ich. Aber vorher muss man mich erst mal erwischen.
    »Es macht mich wirklich rasend«, sagte er. »Ich meine, wo ist denn ein policioni, wenn man ihn braucht?«
    Policioni? Was glaubte der eigentlich, in welchem Land er war? Ich versuchte mir vorzustellen, wie Martin mit einem französischen Polizisten redete und mit rudernden Armen brüllte: »Dieser Mann da hat versucht zu picka die pocketoni von meiner Freundin!« Ich hätte einen solchen Auftritt nur zu gerne verfolgt und beschloss, Hugh beim Aussteigen die Brieftasche aus der Hose zu ziehen. Martin würde mitbekommen, wie ich einen vermeintlichen Fremden bestahl, und mit Sicherheit einschreiten. Er würde mich in den Schwitzkasten nehmen oder um Hilfe schreien, und wenn wir dann von lauter Leuten umringt waren, würde ich sagen: »Wo ist das Problem? Ist es etwa verboten, sich von seinem Freund Geld zu leihen?« Käme Polizei hinzu, würde Hugh die Situation in reinstem Französisch darlegen, und ich würde ein paar meiner gewähltesten Formulierungen beisteuern. »Der Mann ist verrückt«, würde ich sagen und auf Martin zeigen. »Ich glaube, er ist betrunken. Sehen Sie sich nur das aufgedunsene Gesicht an.« Ich war noch dabei, mir die Sätze zurechtzulegen, als Hugh mir auf die Schulter tippte und sagte, wir müssten die nächste Station raus.
    »Da haben wir's«, sagte Martin. »Der da, das ist sein Kumpel. Hab ich dir nicht gesagt, der drückt sich hier irgendwo rum? Die arbeiten immer zu zweit. Der älteste Trick aus dem Lehrbuch.«
    Hugh hatte Zeitung gelesen und deshalb keine Ahnung, was los war. Seine Brieftasche zu stehlen ergab jetzt keinen Sinn mehr, aber was anderes fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Als der Zug in die Station einfuhr, musste ich an einen Nachmittag vor zehn Jahren denken. Damals war ich mit meiner Schwester Amy in der Chicagoer Hochbahn unterwegs gewesen. Sie musste drei oder vier Stationen vor mir aussteigen. Als sich die Türen öffneten, war sie aus dem vollbesetzten Wagen gestiegen, hatte sich umgedreht und gerufen: »Tschüß, David, und viel Glück vor Gericht mit dieser lästigen Vergewaltigungsklage.« Sämtliche Fahrgäste hatten sich umgedreht und mich angestarrt. Einige schienen neugierig, andere erschrocken, aber die große Mehrheit schien mich mit einer Leidenschaft zu hassen, wie sie mir nie zuvor begegnet war. »Das war meine Schwester«, hatte ich gesagt. »Die macht gern so Späßchen.« Ich lachte und grinste, aber es half alles nichts, jede Geste schien meine Schuld nur noch zu vergrößern, so dass ich es vorzog, an der nächsten Station auszusteigen, statt weiter mit Leuten im Abteil zu sitzen, die mich für einen Vergewaltiger hielten. Ich hätte gern etwas Ähnliches zu Martin gesagt, aber ich bin einfach nicht so schlagfertig wie Amy. Irgendwann würde dieser Mann wieder abreisen und daheim seine Freunde warnen, sich vor den Taschendieben in Paris in acht zu nehmen. Er wäre der gleiche alte Martin, während ich zumindest noch für ein paar Sekunden Gelegenheit hatte, ein anderer zu sein, jemand, der flink und gefährlich war. Mein gefährliches Ich bemerkte, wie Martins Fäuste sich zusammenballten, als der Zug zum Stehen kam. Carol hielt ihre Handtasche fest gegen die Brust gedrückt und atmete tief durch, als Hugh und ich aus dem Waggon stiegen, nicht länger zwei verwöhnte Jungen, unterwegs in der Fremde, sondern Schurken und Komplizen, die sich davonmachen über alle Berge.
Ich war dabei, als dieses Mädchen beinahe tödlich verunglückte
    Als Junge besaß ich ein Buch, das die Phantasie wecken und gelangweilten Kindern sinnvolle Wege zur Freizeitgestaltung aufzeigen wollte. Auch wenn es einen letztlich nicht vom Hocker riss, waren die einzelnen Projekte mit einem so ungebremsten Enthusiasmus dargestellt und bebildert, dass selbst der abweisendste Zehnjährige glauben musste, das Ganze müsse irgendwie Spaß machen. »Warum nicht mal Gespenster aus Geschenkpapierresten basteln?« lautete einer der Vorschläge. »Warum nicht mal aus einem Ziegel einen tollen Schulbus für den Schreibtisch bauen!«
    Ich musste an dieses Buch denken, als Hugh und ich das Festival von Saint Anne besuchten, eine Art Jahrmarkt in einem

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