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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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Außenstehenden ein Land zu erklären, dessen Wahlspruch mittlerweile lautet: »Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.« Was soll man schon über jene Eltern sagen, die gegen die Eisenbahngesellschaft Klage erhoben, nachdem ihr Sohn volltrunken über die Schienen spaziert war und dabei getötet wurde? Normalerweise fallen Züge nicht heimtückisch über Leute her. Sofern sie nicht gerade entgleist sind, weiß man so ziemlich genau, wo sie zu finden sind. Der junge Mann war weder taub noch blind. Niemand hatte ihn auf den Geleisen festgebunden, was, bitte schön, gibt es da also zu verklagen?
    Während einige Dinge wahrhaftig nicht zu erklären sind, erläutere ich andere mit umso größerer Freude. Nach der Rückkehr aus Amerika ging ich zum Haareschneiden zu meinem Stammfrisör. Ich saß nach der Haarwäsche mit einem Handtuch um den Kopf da, als Pascal, der Besitzer, mir ein bekanntes französisches Klatschmagazin mit einer Story über Jodie Foster und ihr Baby hinhielt. Pascal, der Englisch spricht, findet Jodie Foster »einfach tierisch« und besitzt alle ihre Filme auf Video. Sein größter Traum ist, ihr einmal die Haarspitzen zu bleichen und dabei ein paar Fragen zu den Dreharbeiten von Sommersby zu stellen.
    »Ich habe mir lange dieses eine Foto hier angeschaut«, sagte er, »aber da ist etwas, aus dem ich einfach nicht schlau werde.«
    Er deutete auf eine Aufnahme der Schauspielerin, auf der sie zusammen mit einer Freundin, die ihr Baby im Arm hält, am Strand von Kalifornien spazieren ging. Ein Stück weiter voraus jagte ein großer Hund spritzend durch die Wellen.
    »In der einen Hand hält Jodie Foster eine Leine«, erklärte Pascal. »Aber was hat sie in der anderen? Ich habe schon alle möglichen Leute gefragt, aber niemand konnte es mir sagen.«
    Ich hielt mir die Zeitschrift vors Gesicht und studierte das Bild genauer. »Nun«, sagte ich, »mir scheint, sie trägt eine Plastiktüte mit Hundescheiße.«
    »Du spinnst wohl«, erwiderte er beinahe böse. »Jo-die Foster ist der größte Star aller Zeiten. Sie hat zwei Academy-Awards gewonnen, und da sollte sie Spaß daran haben, mit einer Tüte mit Scheiße herumzulaufen? Nur ein Verrückter würde so etwas tun.« Er rief seine vier Angestellten herbei. »Hey, kommt mal her und hört euch an, was der Kerl hier redet.«
    Während ich zu erklären versuchte, warum eine Academy-Award-Gewinnerin mit einer Plastiktüte voll Hundekot am Strand entlangläuft, spürte ich einen Kloß in meiner Kehle, den andere beim Singen der Nationalhymne bekommen. Es war der Stolz, den man nur dann verspüren kann, wenn man, weit weg von zu Hause und umringt von einer aufmerksamen Zuhörerschaft, die Chance erhält, zu erklären, was das Allertollste ist am eigenen Land.
    »Also«, sagte ich, »bei uns ist das so ...
« Picka Pocketoni
    An einem Tag im Juli waren Hugh und ich mit der Metro unterwegs zu einem Laden, wo wir einige Bahnen groben Leinenstoff kaufen wollten. Das Geschäft lag auf der anderen Seite der Stadt, und zwischendurch mussten wir einmal umsteigen. In den Sommermonaten findet man jede Menge amerikanischer Touristen in der Metro, und ihre Stimmen sind wahrlich nicht zu überhören. Zu Hause war es mir nie aufgefallen, aber wir sind ein lautes Volk. Die trompetenden Elefanten des Menschengeschlechts. Fragen, Beobachtungen, das Vorhandensein von Blasen und Hautausschlag - alles wird mit einer Lautstärke hinausposaunt, als handle es sich um eine offizielle Durchsage.
    In der ersten Metro hörten wir vier halbwüchsigen Texanern zu, die unter einem Schild saßen, das die Fahrgäste aufforderte, bei entsprechender Fahrgastdichte von den Klappsitzen aufzustehen und den Gang frei zu machen. Der Zug füllte sich zusehends, doch während die übrigen Fahrgäste aufstanden und Platz machten, blieben die jungen Texaner sitzen und diskutierten lautstark die Frage, welche Stadt besser sei, Houston oder Paris. Angeregt durch die Hitze draußen, kam man auf das Thema Klimaanlagen zu sprechen. Houston hatte sie, Paris nicht. Houston hatte auch Eiswürfel, Tacos, jede Menge kostenfreier Parkplätze sowie eine Einrichtung, die sich Sonic Burger nannte. Es sah nicht gut aus für Paris, das mit jedem weiteren Halt des Zugs und neu hereindrängenden Fahrgästen wertvolle Punkte verlor. Die Menschen strömten herein, drängten sich um die vier sitzenden Texaner, so dass von ihnen nur noch vier körperlose Stimmen blieben. Vom Ende des Waggons her hörte ich einen von

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