Ich & Emma
Du könntest die heraussuchen, in denen nur ein oder zwei Flaschen sind, die Flaschen herausnehmen und auf dieses Regal stellen. Die leeren Kartons drückst du zusammen, dann haben wir viel mehr Platz.”
“Und wo sollen die leeren Kartons hin?”
“Komm mit mir nach draußen, ich zeige dir, wo wir den Abfall hinbringen.” Ich drehe mich um und folge Mr. White zurück in den Laden und dann durch eine Tür, die zu einem winzigen Parkplatz hinter dem Haus führt. Dort steht ein riesiger Müllcontainer.
“Stapel die platten Kartons einfach hier neben dem Container auf.”
“Okay.”
“Bist du sicher, dass du das schaffst?” fragt er.
“Ja, Sir.”
“Na gut, dann. “ Er tätschelt meinen Kopf. “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Du bist genau wie deine Mama. Wenn sie sich mal was in den Kopf gesetzt hat, lässt sie nicht mehr locker.” Er geht lächelnd zurück in den Laden.
Mir gefällt die Vorstellung, den Lagerraum in Ordnung zu bringen. Außerdem kann mich dann Richard, wenn er zurückkommt, nicht als faul bezeichnen.
Nach und nach räume ich fast jeden Karton aus, der sich auf Augenhöhe befindet. Mr. White hat Recht, in einigen Kartons steht jeweils nur eine klitzekleine Flasche, die darauf gewartet hat, dass sich jemand an sie erinnert. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, aber inzwischen habe ich fünfzehn Kartons flach gedrückt, jetzt muss ich sie mal langsam zum Müllcontainer bringen.
Als ich mit einem Arm voll Kartons den Laden durchquere, tippt Miss Mary gerade auf der Kasse herum, um herauszufinden, wie hoch Mr. Blackmans Rechnung ist. Ich laufe hin und her, und bald habe ich alle Kartons nach draußen gebracht.
“Ach, du gütiger Gott”, sagt Mr. White, als er später kommt, um nach mir zu sehen. Oje. Ich hoffe, dass ich nichts falsch gemacht habe, doch als ich zu ihm schaue, verzieht er seinen Mund zu einem Lächeln. Zu einem richtigen Lächeln, mit Augen und allem. “Ja verflixt, Miss Caroline Parker … du bist engagiert!”
Ich bin
engagiert?
“Sir?”
“Der Job gehört dir, wenn du ihn willst”, sagt er und lässt seinen Blick über den leeren Platz wandern, der auf dem Boden entstanden ist. Jetzt könnten sogar zwei Leute direkt nebeneinander stehen. “Ich hatte ja keine Ahnung, wie gut wir dich brauchen können. Meinst du, deine Mama könnte ein oder zweimal die Woche auf dich verzichten?”
“A-aber ich bin doch erst acht”, sage ich, mein Gesicht wird knallrot. “Dürfen Achtjährige denn schon arbeiten?”
Mr. White sieht mich an wie mein richtiger Daddy früher immer, und jetzt bin ich auch nicht mehr verlegen. Sondern erleichtert. “Liebes, nach allem, was du durchgemacht hast”, sagt er sehr sanft, “scheint mir, dass du ab und zu eine kleine Ablenkung gebrauchen könntest. Einen Ort, wo du hingehen kannst. Du weißt schon.”
Und in dem Moment glaube ich zu wissen, wovon er spricht. Ich nicke. Er tätschelt meine Hand, schüttelt den Kopf und wendet sich ab, um den Laden zu verlassen.
“Kleine Caroline Parker”, sagt er mehr zu sich selbst als zu mir. “Kleine Miss Caroline Parker.”
Ich frage mich, was Emma wohl davon hält, wenn ich ihr das erzähle. Vielleicht erlaubt Mr. White, dass sie mit mir zur Arbeit kommt. Emma ist frech, aber stark, soviel steht fest.
Wie viele
Kartons wir zusammen schaffen würden! Und sie könnte mit Sicherheit auch ab und zu eine kleine Ablenkung gebrauchen. Ich glaube, sie wäre von dieser Idee sehr angetan.
Kurze Zeit später kommt Mr. White zurück.
“Ich vermute mal, mehr Arbeit können wir dir heute nicht abverlangen”, sagt er schon wieder lächelnd. Hier hinten im Lagerraum ist es heiß, er wischt sich die glänzende Stirn mit einem Taschentuch ab. Ich verstehe nicht, warum die Leute benutzte Taschentücher wieder einstecken, aber genau das ist es, was er tut.
“Ich habe deiner Mama versprochen, dich nach Hause zu bringen, also lass uns losziehen.”
“Ja, Sir”, sage ich und trete auf den Karton, den ich gerade geleert habe, bis er platt ist wie ein Pfannkuchen. Ich vermute, Richard wird früher oder später wohl allein den Weg nach Hause finden. Leider.
Mr. Whites Wagen hat den ganzen Tag über auf dem Parkplatz in der prallen Sonne gestanden, innen ist es noch heißer als in dem Lagerraum. Ich verbrenne mir den Hintern am Sitz, schieße nach oben und warte, bis die Luft den Sitz etwas abgekühlt hat. Mr. White scheint das gar nicht aufzufallen, worüber ich ganz froh
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